Mag. med. vet. Elisabeth Therisch
Kleintierärztin im Kleintierzentrum Rosental an der Kainach
Ausgabe 07-08/2022
Fallbeispiel eines Katers mit einer Urethraobstruktion – in diesem Bericht werden der Verlauf und die Therapie geschildert.
Dieser Fallbericht handelt von einer Urethraobstruktion eines übergewichtigen Wohnungskaters mittleren Alters. Der Kater hatte in der Vergangenheit immer wieder Symptome einer unteren Harnwegserkrankung, etwa Hämaturie und Pollakisurie. Diese vorhergehenden Erkrankungen der unteren Harnwege wurden symptomatisch therapiert. Nachdem eine erneute Behandlung nicht den gewünschten Erfolg erzielte, wurde der Kater überwiesen und stellte sich als akuter Notfall mit Retentio urinae aufgrund eines Verschlusses der Urethra heraus. In diesem Fallbericht werden die klinische Symptomatik und die diversen Untersuchungen (klinischer Untersuchungsgang, Blutanalyse, Harnanalyse, Röntgen und Ultraschalluntersuchung) dargestellt. Der Kater entwickelte aufgrund der Obstruktion eine postrenale Azotämie.
In der Ultraschalluntersuchung war hyperechogenes Material in der Blase und der Urethra darstellbar, welches sich in der Harnanalyse als Harngries erwies. Sonographisch konnte auch die Erweiterung der Urethra dargestellt werden. Die Urethra konnte in Narkose mittels eines Katzenharnkatheters freigespült werden. Der so gewonnene Harn wurde analysiert und Struvitkristalle wurden als Ursache identifiziert. Am Tag nach diesem Eingriff stieg die innere Körpertemperatur auf 40,5 °C an, jedoch konnte der Kater nach drei Tagen stationären Aufenthalts mit Infusionstherapie, Schmerztherapie und antibiotischer Therapie mit normalen Nierenwerten und einer normalen inneren Körpertemperatur entlassen werden.
Die Urethraobstruktion ist eine häufige Erkrankung der Katze. Sie tritt als Folge von FLUTD (Feline Lower Urinary Tract Disease) auf. Besonders betroffen sind reine Wohnungskatzen, in erster Linie Kater, da hier die Länge und der Durchmesser der Urethra eine Obstruktion begünstigen. Die Obstruktion befindet sich vorrangig im Bereich des Penis. Mangelnde Bewegung, Übergewicht und die Ernährung alleinig durch Trockenfutter sind prädisponierende Faktoren.
Aufgrund von Sludge (Pfropfen aus Kristallen und diversen Zellen) bzw. Steinbildung kann es zu einem Verschluss der Urethra kommen. Infolgedessen dilatiert die Urethra und der Urin staut sich zurück in die Blase. Der Druck in der Harnröhre und der Blase steigt an, es kommt zu einer abnormalen Erweiterung jener Strukturen und somit kann es zu einem oligurischen akuten Nierenversagen kommen. Die Symptome beschränken sich in erster Linie auf den Harntrakt, können jedoch auch das zentrale Nervensystem, den Gastrointestinaltrakt und das kardiovaskuläre System betreffen.
In diesem Fallbeispiel handelt es sich um einen Kater, welcher prädisponierende Faktoren für die Erkrankung von Harnblasengries aufwies. Auch zeigte er nach der Behandlung einen ungewöhnlichen Verlauf; er war hypertherm und inappetent am Tag nach der Vorstellung und nach erstmaliger Therapie. Der Fallbericht stellt einen ansonsten klassischen Verlauf einer Urethraobstruktion bedingt durch einen Pfropf dar. Es werden die klinischen Symptome, die diagnostischen Verfahren, die Therapie und der weitere Verlauf geschildert.
Vorstellig wurde ein Kater aufgrund von Retentio urinae. Der Patient ist ein europäischer Kurzhaar-Kater, kastriert, mit der Fellfarbe Schwarz, geboren im Jahr 2011 und eine reine Wohnungskatze in einem Mehrkatzenhaushalt. Der Kater wog 5,7 Kilogramm – somit lag der Body Condition Score bei seiner Größe bei sieben von neun. Er war regelmäßig geimpft und entwurmt; in den letzten Jahren zeigte er immer wieder tröpfchenweisen Harnverlust. Bisher konnten die Symptome mit einer Therapie erfolgreich behandelt werden. Die damals durchgeführten Therapien sind leider nicht bekannt.
Die Besitzer waren bereits wegen tröpfchenweisen Harnabsatzes und Bluts im Harn bei einem Tierarzt vorstellig. Es wurde ein Therapieversuch mit Antibiotika gestartet, welches Antibiotikum es war, ist leider nicht bekannt. Das Katzenklo wurde entzogen, um Harn gewinnen zu können, daraufhin wurde kein Harn mehr abgesetzt. Da die Therapie ohne den gewünschten Erfolg verlief, wurde der Kater überwiesen. Die Besitzer berichteten des Weiteren von Inappetenz und Apathie. Der Kater wurde am Tag vor der Vorstellung das letzte Mal beim erfolgreichen problemfreien Urinieren gesehen; zu Hause zeigte das Tier ein normales Trinkverhalten.
Im Zuge der klinischen Untersuchung wurden folgende Befunde erhoben: Das Allgemeinbefinden der Katze war geringgradig vermindert. Die Schleimhäute der Augen und des Mauls stellten sich blassrosa dar, das Maul war ohne besonderen Befund. Die Hautelastizität war erhalten. Die innere Körpertemperatur betrug 38,5 °C. Bei der Auskultation waren die Herztöne rein und die Lunge war geringgradig verschärft vesikulär. Die Atemfrequenz lag bei 20 Atemzügen pro Minute. Der Puls wurde an der Arteria femoralis gemessen und war kräftig und regelmäßig, er wies eine Frequenz von 130 Schlägen pro Minute auf. Das Fellkleid war stumpf und schuppig. Das Abdomen war bei der Palpation angespannt und schmerzhaft. Die Blase war faustgroß gefüllt, tonisiert und schmerzhaft und von Hand nicht ausmassierbar.
Es wurde ein neurologischer und orthopädischer Untersuchungsgang im Anschluss an den klinischen Untersuchungsgang durchgeführt, da neurologische Störungen auch zu Miktionsproblemen führen können – ebenso wie schmerzhafte Prozesse in der Wirbelsäule oder im Beckenbereich. Beim neurologischen und ortho-pädischen Untersuchungsgang wurde spezielles Augenmerk auf die Wirbelsäule und die Hintergliedmaßen gerichtet. Die Palpation der Wirbelsäule war ohne besonderen Befund, Haltung und Gang waren auch ohne besonderen Befund. Die Reflexe der Hinterextremitäten (Patellarreflex, Tibialisanterior-Reflex, Achillessehnenreflex und Flexorreflex) waren vorhanden und prompt. Ebenso war der Analreflex vorhanden.
Der orthopädische Untersuchungsgang – insbesondere die Untersuchung der Wirbelsäule – ergab keine besonderen Befunde. Im Anschluss an den klinischen, neurologischen und orthopädischen Untersuchungsgang wurden ein Blutbild und eine Blutchemie (Kreatinin und Harnstoff, Hämatologie), Röntgenbilder und eine Ultraschalluntersuchung angefertigt. Unter Punkt 5 („Diagnostische Verfahren“) werden die entsprechenden Ergebnisse aufgelistet und erläutert.
Die Pfote wurde über dem Verlauf der Venacephalica ausrasiert, mit Alkohol desinfiziert und es wurde ein Venenzugang über die Vena cephalica gelegt. Blut für die Bestimmung der Blutwerte wurde an der Hinterextremität über die Vena saphena medialis abgenommen. Ein Differenzialblutbild und eine Blutchemie wurden angefertigt. Aus Kostengründen wurden nur jene Blutparameter, die in den Tabellen 1 und 2 dargestellt sind, bestimmt.
Im Anschluss an die Blutanalyse wurden Röntgenbilder vom Abdomen im laterolateralen und dorsoventralen Strahlengang angefertigt. Die Röntgenbilder wurden angefertigt, um die Größe der Blase sowie eventuell röntgendichten Inhalt der Blase zu erkennen. Die Blase stellte sich sehr groß mit sehr kleinen röntgendichten Konkrementen dar. Die Blase nahm in etwa ein Drittel des Abdomens ein. Im Magen und in den Darmschlingen befand sich Gas. Die dargestellten Knochen wiesen keine Veränderungen auf. Das restliche Abdomen und die restlichen dargestellten Strukturen auf den Röntgenbildern stellten sich ohne besonderen Befund dar.
Des Weiteren wurde eine sonographische Untersuchung des Abdomens mit Fokus auf die Nieren, Ureteren, Harnblase und Urethra durchgeführt. Wenige Steine sind nicht röntgendicht und somit nicht klar sichtbar auf den Röntgenbildern (Bsp.: Uratsteine). Zusätzlich lassen sich die Blasenwand und der Inhalt der Blase im Ultraschall besser darstellen als im Röntgen. Auch können im Ultraschall dilatierte Ureteren oder eine dilatierte Urethra dargestellt werden.
Für den Ultraschall wurde die Katze auf einer gepolsterten Lagerungsmatte in Rückenlage verbracht. Das Abdomen, insbesondere im kaudalen Bereich, wurde großzügig ausrasiert, mit Alkohol eingesprüht und Ultraschallgel wurde auf die Haut aufgetragen. Für die Untersuchung wurde ein linearer Schallkopf mit einer Frequenz von 10 MHz und ein mikrokonvexer Schallkopf mit der Frequenz von 4 MHz verwendet. Das kaudale Abdomen wurde im transversalen und longitudinalen Schnitt mit beiden Schallköpfen untersucht. Im Ultraschall stellte sich die Blase sehr groß mit Inhalt mittlerer Echogenität dar. Im ventralen Bereich der Blase konnte man hyperechogenen Inhalt erkennen. Der Inhalt mittlerer Echogenität könnte geronnenes Blut, Entzündungszeichen oder eine Blutung selbst sein. Dies lässt sich mittels Ultraschall alleine nicht differenzieren.
Im unten liegenden Blasenanteil zeigte sich hyperechogener Inhalt, welcher sich in der Harnuntersuchung als Harnblasengries herausstellte. Jener Inhalt war aufschüttelbar und zeigte Schneegestöber. Es war kein Schallschatten unter dem hyperechogenen Inhalt der Blase sichtbar. Die Wanddicke der Blase stellt sich entsprechend der Größe der Blase dünn dar. Hyperechogenes, perizystisches Fett war darstellbar. Eine perizystische Effusion war nicht darstellbar.
Die Urethra war darstellbar, stark dilatiert, der Durchmesser betrug 4,5 mm und wies im Verlauf hyperechogenes, schallauslöschendes Material auf. Eine normale, gesunde Urethra ist im Ultraschall nicht zur Gänze darstellbar. Die Nieren inklusive Ureteren und das restliche Abdomen stellten sich im Ultraschall ohne besonderen Befund dar. Der mittels Harnkatheter gewonnene Harn wurde mit dem Harnanalysegerät und Teststreifen untersucht und ergab folgende Befunde:
Zusätzlich wurde der Harn zentrifugiert, abpipettiert und mikroskopisch untersucht. Im Mikroskop konnten Struvitkristalle nachgewiesen werden.
Auch wurde der Harn in ein externes Labor geschickt. Es konnten auch dort Struvitkristalle nachgewiesen werden. Eine Harnkultur wurde aus Kostengründen nicht angefertigt; daher wurde auch kein steriler Harn gewonnen.
Mögliche Differenzialdiagnosen von Harnverhalten sind Urolithe oder Pfropfe, Infektionen, Strikturen der Urethra (Fibrosierung aufgrund vorangegangener Entzündung), traumatisch bedingte Obstruktion durch eine Ruptur oder Lazeration, idiopathische Obstruktion, Neoplasien, anatomische Malformationen oder Fremdkörper anderer Genese – Letztere treten äußerst selten auf.
Die Diagnose lässt sich meist anhand klinischer Untersuchung, der Anamnese, Blutparameter, Röntgenbilder und der Ultraschalluntersuchung stellen. Meist ist eine Kombination mehrerer Untersuchungen notwendig. Selten ist eine Kontrastmitteluntersuchung, CT oder MRT für die Diagnosefindung vonnöten (Nelsen et Couto, 2009).
In diesem Fall konnte die Diagnose Urethraobstruktion anhand der Ultraschallbefunde gestellt werden. Die Azotämie wurde mittels der Blutparameter nachgewiesen. Die Ursache der Urethraobstruktion konnte durch die Harnuntersuchung festgestellt werden. In der mikroskopischen Harnuntersuchung befanden sich Struvitkristalle – diese gemischt mit diversen Zellen (Erythrozyten, Leukozyten, manchmal Bakterien, Epithelien) haben in diesem Fall zur Pfropfbildung und somit zur Urethra-obstruktion geführt.
Der Kater wurde stationär aufgenommen, mit Butorphanol und Medetomidin über einen Venenzugang in die Vena cephalica intravenös sediert und mit Propofol narkotisiert. Ein steriler Katzenharnkatheter wurde mit Lidocain-Hydrochloridgel gleitfähig gemacht, der Penis des Katers wurde vorverlagert, um den Urethraeingang sichtbar zu machen, der Katzenharnkatheter wurde in die Urethra eingeführt.
Die Urethra wurde mit steriler isotonischer Kochsalzlösung freigespült. Da es sich nur um Harnröhrenpfropfe und nicht um Harnröhrensteine handelte, konnte so die Urethra leichter freigespült werden. Bei Harnröhrensteinen ist oftmals eine Operation notwendig. Die Blase wurde mit einer Blasenspüllösung dreimal gespült. Der Harnkatheter wurde mit zwei Einzelknopfnähten angenäht (3–0 resorbierbar, monofil) und verweilte weitere zwei Tage in der Urethra und Harnblase.
Im Anschluss an dieses Prozedere wurde der Kater in einen vorgewärmten Inkubator verbracht und erwachte von der Narkose. Als Schmerzmittel erhielt der Patient Robenacoxib als subkutane Injektion. Auch wurde ihm aufgrund der posttherapeutisch entwickelten Hyperthermie am nächsten Tag das Antibiotikum Amoxicillin als subkutane Injektion verabreicht. Des Weiteren erhielt er eine intravenöse Flüssigkeitstherapie mit Sterofundin ISO 1/1 E ISO für weitere zwei Tage.
Am dritten Tag wurde der Patient mit Meloxicam nach Hause entlassen. Die Besitzer haben eine Harnblasendiät mitbekommen, welche der Patient als alleiniges Futter erhalten soll.
Am Tag nach der Versorgung der Urethraobstruktion stieg die innere Körpertemperatur des Katers auf 40,5 °C an. Mittels Robenacoxib und Amoxicillin als subkutane Injektion konnte diese jedoch gesenkt werden und lag tags darauf mit 38,5 °C wieder in der Norm.
Am zweiten Tag wurden die Nierenwerte erneut kontrolliert, diese befanden sich wieder in der Norm. Der Kreatininwert lag bei 0,8 mg/dl und der Harnstoffwert lag bei 32 mg/dl. Ebenfalls am zweiten Tag wurde der Harnkatheter entfernt. Der Kater konnte nun wieder selbstständig urinieren und hat auch wieder gefressen, daher wurde er am dritten Tag nach Hause entlassen.
In besagtem speziellen Blasendiätfutter, welches die Besitzer mitbekommen haben, ist der RSS-Wert (untersättigter Harn) niedrig. Somit entsteht ein optimales Milieu, in dem die Struvitkristalle nicht mehr wachsen können, die Entwicklung der Kristalle wird nicht mehr begünstigt. Das Nassfutter begünstigt eine Harnverdünnung. Das größere Harnvolumen sorgt für eine regelmäßige Spülung der Harnblase und das urinspezifische Gewicht sinkt. Infolge der vermehrten Urinproduktion kommt es zu häufigerem Harnabsatz und weniger Harnkristallen (Reusch et al., Segev et al., 2011).
Da Magnesium ein Bestandteil von Struvitkristallen ist, ist der Magnesiumgehalt in der Blasendiät reduziert. So soll der Ausfall von Struvitkristallen im Harn verhindert und einer Steinbildung vorgebeugt werden. Eine Kontrolle der Blutwerte, des Harns und sonographische Untersuchungen der Pathologien der Blase und Urethra im Abstand von drei Monaten wurden den Besitzern empfohlen. Diese Kontrollen können in Zukunft bei physiologischen Befunden weiter ausgedehnt werden.
Die Urethraobstruktion der männlichen Katze in Folge von FLUTD ist eine häufig auftretende Erkrankung bei Katzen. FLUTD ist ein Überbegriff für Erkrankungen des unteren Harntrakts der Katze generell. Vor allem sind männlich kastrierte Wohnungskatzen jüngeren bis mittleren Alters betroffen. Übergewichtige Katzen sind prädisponiert, an FLUTD zu erkranken – ältere, schlankere Katzen mit Freigang sind jedoch nicht davon ausgenommen. Am seltensten betrifft dieses Krankheitsbild Katzen, welche sowohl Freigang als auch Zugang zur Wohnung haben.
Mögliche Ursachen von Urethraobstruktionen sind Harnsteine/Harngries – wie in diesem Fall –, Infektionen, anatomische Anomalien, Strikturen (Traumata), Neoplasien, oder sie sind idiopathisch bedingt (Nelson et Couto, 2009, Gerber et al., 2008). Die Urethraobstruktion ist ein akuter Notfall. Klinisch treten in erster Linie eine vergrößerte und harte Harnblase, Strangurie, Dysurie und Anorexie auf. Eine Tachypnoe tritt aufgrund von Schmerzen und eventueller Azidose auf (Segev et al., 2011). Der Kater in diesem Fallbericht hat eine Dysurie und ein schmerzhaftes Abdomen gezeigt. Auch war er inappetent.
Der Fallbericht hier verdeutlicht, wie sich eine länger bestehende Problematik (tröpfchenweiser Harnverlust über längere Zeit und immer wieder auftretende Problematiken beim Harnabsatz) zu einem akuten Notfall durch Verschluss der Harnröhre aufgrund von Harnblasengries (Pfropfen) entwickeln kann. Die Urethraobstruktion konnte mit einem Katzenharnkatheter in Narkose beseitigt werden. Die symptomatische Therapie mit Amoxicillin und Robenacoxib, um der Entzündung der Blase entgegenzuwirken und einer bakteriellen Infektion vorzubeugen, war erfolgreich.
Die tragische Folge der Obstruktion der Urethra kann das Bestehen einer Azotämie aufgrund des Harnrückstaus in die Blase sein. Weitere mögliche veränderte Blutlaborwerte können eine Hyperkaliämie, Hyponatriämie und Hypokalzämie sein. In diesem Fall konnten die Nierenwerte gesenkt werden. Die restlichen Werte wurden aufgrund der Kosten nicht evaluiert. Leider ist eine Senkung der Nierenwerte nicht immer möglich, weshalb manche Katzen eine verkürzte Lebensdauer haben, versterben können oder euthanasiert werden müssen.
Die Harnuntersuchung in diesem Fall ergab Glukosurie und Proteinurie. Die Glukosurie kann auf Stress oder Schäden am Tubulusapparat und akutes Nierenversagen zurückzuführen sein. Die Proteinurie kann postrenal auftreten (Segev et al., 2011). Eine Harnkultur wurde in erster Linie aus Kostengründen nicht angefertigt und somit wurde auch kein steriler Harn gewonnen, welcher für eine Harnkultur nötig ist. Dieses Fallbeispiel hat deutlich gezeigt, dass auf eine Anfertigung einer Harnkultur in Zukunft nicht mehr verzichtet wird. Mit der Harnkultur wäre die Auswahl des richtigen Antibiotikums möglich gewesen. Im Normalfall ist bei Katzen mit Urethraobstruktionen eine Hospitalisierung von zwei Tagen notwendig. In diesem Fall war der Kater drei Tage lang hospitalisiert. Die erhöhte innere Körpertemperatur von 40,5 °C kann durch eine bakterielle Infektion oder Schmerzen entstanden sein. Hyperthermie postoperativ ist keine selten auftretende Komplikation.
Am dritten Tag konnte der Kater mit normalen Nieren-werten, einer normalen inneren Körpertemperatur von 38,5 °C und normalem Fressverhalten nach Hause entlassen werden. Die Rezidivrate solcher Patienten, an einer Urethraobstruktion erneut zu erkranken, liegt bei 30–70 %. Die Ursache scheint hierbei eine Rolle zu spielen (Gerber et al., 2008, Nelson et Couto, 2009).
Die Prognose bei entsprechender Therapie und normalen Nierenwerten ist bei Urethraobstruktionen je nach Ursache als gut einzustufen. Erniedrigtes ionisiertes Kalzium und Hyperkaliämie sind prognostisch negative Faktoren (Segev et al., 2011). Eine von Nevins et al. durchgeführte Studie wollte zeigen, ob mithilfe von Ultraschall eine Aussage über die Rezidivrate von Harnwegsobstruktionen getroffen werden kann. Leider konnte diese Hypothese nicht bestätigt werden. In diesem Fallbericht konnte aber dargestellt werden, dass anhand der sonographischen Untersuchung die Urethraobstruktion deutlich dargestellt werden kann. Der Ultraschall ist in der Diagnostik der Harnwegsobstruktionen nicht mehr wegzudenken, aufgrund der stetigen Verbesserung der Geräte und Sonden trägt der Ultraschall heutzutage maßgeblich zur Diagnostik bei.
B. Gerber, F. S. Boretti, S. Kley, P. Laluha, C. Müller, N. Sieber, S. Unterer, M. Wenger, M. Flückinger, T. Glaus and C. E. Reusch. Evaluation of clinical signs and causes of lower urinary tract disease in European cats. Journal of Small Animal Practice, Vol. 46, 2005. Pp: 571–577.
B. Gerber, S. Eichenberger, C. E. Reusch. Guarded long-term prognosis in male cats with urethral obstruction. Journal of feline medicine and surgery. Vol 10, 2008. Pp: 16–23.
R. W. Nelson, C. Guillermo Couto: Innere Medizin der Kleintiere. 2. Auflage. Urban & Fischer in Elsevier (Verlag) 2009. Pp: 703–709.
J. R. Nevins, W. Mai, E. Thomas. Associations between Ultrasound and clinical findings in 87 cats with urethral obstruction. Veterinary radiology and Ultrasound, Vol. 56, No. 4, 2015, Pp: 439–447.
G. Segev, H. Livne, E. Ranen, E. Lavy. Urethral obstructions in cats: predisposing factors, clinical, clinicopathological characteristics and prognosis. Journal of feline medicine and surgery, Vol 13, 2011. Pp: 101–108.