Univ.-Ass. Christine Krouzecky, MMSc.
Gesundheitspsychologin der Sigmund Freud Privatuniversität
Ausgabe 04/2023
Nach unserem Exkurs zum Thema Grenzen setzen in der letzten Ausgabe werden wir uns diesmal mit der zweiten Säule der „drei Säulen der Stresskompetenz“ (Kaluza, 2007), der mentalen Stresskompetenz, beschäftigen.
Kurz zur Erinnerung: Diese zielt auf die Fähigkeit ab, stresserzeugende Gedanken und Einstellungen zu identifizieren und diese in einem nächsten Schritt durch hilfreiche Denkmuster zu ersetzen. Im Folgenden werde ich Ihnen nun Wege aufzeigen, mithilfe derer diese Fähigkeit gestärkt werden kann.
1. Persönliche Stressverstärker entschärfen
Im zweiten Teil dieser Serie haben Sie sich bereits damit beschäftigt, Ihre persönlichen Stressverstärker zu identifizieren. Nun geht es darum, diese zu entschärfen und sich die unten stehenden alternativen Gedanken immer wieder in Erinnerung zu rufen. Üben Sie neues Verhalten, indem Sie genau das Gegenteil von dem tun, was Ihnen Ihre inneren Antreiber anordnen.
2. Das Positive erkennen – Herausforderungen anstelle von Bedrohungen sehen
Wie wir eine (stressige) Situation bewerten, hat enorme Auswirkungen darauf, wie wir mit dieser umgehen (Lazarus, 1984). Wird eine Stresssituation beispielsweise als Bedrohung wahrgenommen, werden häufig Verhaltensweisen gezeigt, die man in der Psychologie als „dysfunktionale Coping-strategien“ bezeichnet. Dazu gehören Reaktionen wie Flucht, Aggression oder Vermeidung. Da diese Verhaltensweisen nur kurzfristig Entlastung bringen und die Situation meist nicht verbessern, ist es nützlich, zu versuchen, den Blick auf etwas Positives zu richten und sich gezielt mit den Herausforderungen und Chancen einer Stresssituation zu beschäftigen. Stellen Sie sich dafür folgende Fragen: Was kann ich in dieser Situation lernen? Was ist das Gute an dieser Situation? Wie wichtig ist diese Situation tatsächlich für mich? Was ist vielleicht wichtiger als diese Sache?
3. Fähigkeiten nutzen
Wird eine Stresssituation wie oben beschrieben als bedrohlich wahrgenommen, fühlt man sich dieser häufig nicht gewachsen. Der empfundene Stress entsteht somit aus einem Gefühl der Überforderung. Durch den Umstand, dass wir es heutzutage gewohnt sind, in Defiziten zu denken, wird dieser Stress noch verstärkt.
Die gute Nachricht ist: Es gibt eine positive Alternative, nämlich das sogenannte „Stärken-Denken“! Durch die Förderung des „Stärken-Denkens“ wird es möglich, sich auf seine Kompetenzen und Fähigkeiten zu konzentrieren und Stresssituationen so leichter zu überwinden. Reflektieren Sie dafür die folgenden Fragen: Welche schwierigen Situa-tionen habe ich in meinem Leben bereits erfolgreich überwunden? Auf welche meiner Stärken kann ich mich in schwierigen Situationen verlassen? Auf welche Leistungen und Kompetenzen bin ich besonders stolz?