Mauke bei Pferden –

eine dermatologische Erkrankung der Fesselbeuge

Lisa Reichenauer

Wenn Pferde häufig auf den Boden stampfen, immer wieder an der Fesselbeuge nagen oder die Fesseln rot und krustig sind, dann schmerzt und juckt es gewaltig. Schuld daran ist häufig die dermatologische Erkrankung Equine Pastern Dermatitis, auch Mauke genannt, welche im Bereich der gesamten distalen Gliedmaße auftreten kann.

Insbesondere Pferde mit langem Kötenbehang sind von der Krankheit Mauke betroffen. Die Auslöser sind dabei unterschiedlicher Natur und reichen von äußeren Einflussfaktoren wie etwa Milieubeschaffenheit, Feuchtigkeit oder Einstreuart bis hin zu parasitär oder bakteriell bedingten Infektionen. Aufgrund der Vielfältigkeit der möglichen Ursachen handelt es sich bei dem dermatologischen Krankheitsbild um ein medizinisches Phänomen, das die Forschung bereits seit 100 Jahren beschäftigt.

„Mauke kann prinzipiell in drei Formen unterteilt werden. Die häufigste und gleichzeitig mildeste Form ist jene, bei der es zu Alopezie, Rötungen, Schuppen und Krustenbildung kommt. Bei der exsudativen Form zeigen sich neben Rötung und Alopezie auch Erosionen sowie eine serös bis purulente krustöse Dermatitis. Eine weitere und auch die schwerste Form ist das chronisch progressive Lymphödem, früher auch als chronisch proliferative Warzenmauke bei Kaltblütern bekannt. Die unterschiedlichen Ausprägungsformen und Ursachen machen Mauke sehr komplex“, kommentiert Dr. Verena Zehetner.

Die Veterinärmedizinerin widmet sich in wissenschaft­lichen Fragestellungen der equinen Krankheit, welche vor allem nicht als Diagnose zu verstehen sei, sondern vielmehr als Symptomenkomplex oder Reaktion auf ein auslösendes Agens. „Vorrangig sind bakterielle Erreger wie Dermatophilus congolensis oder Staphylococcus aureus, Pilzinfektionen oder Milben wie Chorioptes Auslöser von Mauke“, erklärt Dr. Zehetner; aber auch Photo­dermatitiden und immunmediierte Erkrankungen wie etwa die leukozytoklastische Vaskulitis können laut der Veterinärmedizinerin teilweise dem Maukekomplex zugeordnet werden und erschweren die Entwicklung einer geeigneten Therapieform.

Erst jüngst veröffentlichte Studien etwa zur Unter­suchung von möglichen äußerlichen Behandlungsansätzen mittels Ölen verdeutlichen die mühsame Suche nach erfolg­reichen Heilmethoden gegen Mauke. „Eine Studie zur Wirksamkeit des australischen Gewächses Kunzea zeigte etwa eine Größenreduktion der Läsionen. In einer anderen Studie, in der eine prophylaktische Behandlung mit einer Phytosphingosin-Salbe erfolgte, konnte das Auftreten der Erkrankung aber nicht verhindert werden. Der Heilige Gral ist hier also noch nicht gefunden“, kommentiert Dr. Zehetner. Zwar ist die dermatologische Erkrankung weitreichend bekannt, doch ihre Komplexität und ihre viel­fältigen Einflussfaktoren machen die Mauke zu einem komplexen Krankheitsbild, das permanenter Forschung bedarf. So konnten etwa auch im Bereich der Prädisposition laut Dr. Zehetner in den vergangenen Jahren neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Demnach konnte gezeigt werden, dass unpigmentierte, weiße Gliedmaßen häufiger von der dermatologischen Erkrankung betroffen sind als pigmentierte und dass Mauke vermehrt bei schweren Kaltblutpferden (wie etwa Shire Horse oder Clydesdale) in Erscheinung tritt. Zudem steht laut neueren Studien etwa auch eine bakterielle Infektion mit Staphylococcus aureus häufig im Zusammenhang mit Mauke; eine solche wurde bei 80 % der betroffenen Pferde nachgewiesen. Aber auch Vaskulitiden, insbesondere die leukozytoklastische Vaskulitis mit sekundärer bakterieller Infektion, spielen laut den Forschungsergebnissen eine Rolle beim Entstehungsprozess der dermatologischen Erkrankung, ebenso wie der äußerliche Einfluss von Feuchtigkeit als Nährboden opportunistischer pathogener Keime. Die forscherische Verlässlichkeit der durchgeführten Studien ist laut Dr. Zehetner allerdings durch einige Faktoren verringert: „Meist wurde eine kleine Anzahl von Tieren herangezogen, oft gab es keine Kontrollgruppen, wodurch die wissenschaftliche Aussagekraft natürlich deutlich verringert wird“, so die Veterinärmedizinerin.

Ein weiterer möglicher Einflussfaktor bei der Suche nach erfolgreichen Therapieformen für Mauke ist die häufige „Vorbehandlung“ der Tierbesitzer*innen. Nicht selten greifen besorgte Pferdehalter*innen bei ersten Mauke-­Erscheinungen zu Hausmitteln und Salben aus dem Tierfachhandel; ein tierärztlicher Rat wird erst in fortgeschrittenem Stadium hinzugezogen.

Für Dr. Zehetner ist diese Art von eigenen Behandlungsversuchen im Anfangsstadium der Krankheit zwar tolerierbar, allerdings mit Vorsicht zu genießen, da das Mikro­biom der Haut bei Mauke stark verändert wird. „Eine gesunde Hautflora bildet eine Barriere gegen die Verbreitung pathogener Keime und dient sozusagen als Abwehr an vorderster Front. Bei der Mauke kommt es allerdings zu einer verminderten Diversität der Bakterienflora, wie auch zwei kürzlich durchgeführte Studien zeigen“, argumentiert die Veterinär­medizinerin. So konnte bei den im „Veterinary Dermatology Journal“ veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen etwa eine deutliche Prominenz an Staphylococcaceae-Bakterien bei von Mauke betroffenen Beinen gegenüber anderen Bakterienspezien (wie etwa Sphingomonadaceae, Burkholderiaceae und Microbacteriaceae) festgestellt werden. „Staphylokokken haben hier also scheinbar überhandgenommen und andere Spezies verdrängt“, erläutert Dr. Zehetner.

Antibiotische Therapien vermindern Bakterienvielfalt

Zudem zeigt eine Schweizer Studie, dass bei schwerer erkrankten Beinen die Bakterienvielfalt geringer ausfällt als bei milderen Formen; dies wurde insbesondere bei Pferden mit antibiotischen Vorbehandlungen vorgefunden. Für Dr. Zehetner wirft diese Tatsache Fragen möglicher Antibiotikaresistenzen auf, die es künftig noch näher zu beleuchten gelte. „Natürlich sind noch weitere Studien auf diesem Gebiet notwendig, um das Wissen um Mauke zu verbessern. Allerdings sollten uns diese Ergebnisse vor allem im Bereich des Antibiotikaeinsatzes zum Nachdenken anregen“, so die Pferdespezialistin.

Mauke sollte daher nicht als einzelne Krankheit gesehen werden, sondern vielmehr als klinisches Bild mit vielen möglichen Ursachen und einer langwierigen Heiltherapie als Begleiterscheinung verstanden werden. Um langfristig Therapieerfolge erzielen und schwere Krankheitsverläufe eindämmen zu können, gilt es das laut Dr. Zehetner auch in den Köpfen der Tierbesitzer*innen zu verankern.

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