Goldimplantation (GI)

als nicht medikamentöse Schmerztherapie

Dr. Andreas Zohmann und Dr. Markus Kasper

Goldimplantationen sind ein Tool, dessen Wirksamkeit in der medizinischen Praxis in den letzten Jahren immer besser erforscht wird.

Die Thematik der konservativen, nicht medikamentösen Schmerztherapie reicht natürlich auch in die Bereiche der Akupunktur sowie deren „westlicher Schwester“ Neuraltherapie. Jahrzehntelang in diesen Bereichen lernend und lehrend durften wir erfahren und erforschen, dass diese beiden Methoden mit absoluter (und nachgewiesener) Sicherheit Regulationstherapien sind. Das bedeutet, dass sie helfen, den noch regulationsfähigen Organismus wieder in sein homöodynamisches Gleichgewicht zurückzubringen.

Die Goldimplantation (GI) entstand ursprünglich (übrigens kreiert von amerikanischen Veterinären!) aus einer solchen Idee – nämlich eine „Dauerakupunktur“ zu kreieren. Falsch gedacht: Die Implantation elementaren Goldes hat eine rein lokale entzündungshemmende und schmerz­lindernde Wirkung, die keineswegs regulatorischen Einfluss auf den Gesamtorganismus bewirkt; es handelt sich um eine nicht medikamentöse, nebenwirkungsfreie Form reiner Schmerztherapie (natürlich unterstützend für den Einsatz regulativ wirkender Methoden wie manueller und physikalischer Medizin, Akupunktur, Neural­therapie etc.!).

Eine Vielzahl von Stellungnahmen, Diskussionen, Interpretationsversuchen etc. fand und findet seither statt – wieder einmal begann eine „Heilmethode“, die (veterinär-)medizinische Fachwelt in unterschiedliche Lager zu spalten: Sollte es so wirklich möglich sein, beim (ursprünglichen Hüft-)Patienten die Schmerzsituation zu verbessern, sein Gangbild mehr oder weniger positiv (und dies nachhaltig) zu beeinflussen?

Wie Gewebeuntersuchungen ergaben, konnten im Bereich der Implantate nach länger zurückliegender Implantation keine Hinweise auf ein Entzündungsgeschehen im umliegenden Gewebe festgestellt werden. Kurz: Es handelt sich um keinen Dauerreiz! Und damit auch nicht um für die Schmerzakupunktur nachgewiesene dauerhafte Effekte wie die Ausschüttung endogener Opioide oder Cannabinoide sowie die Beeinflussung von in die Algogenese involvierten Substanzen wie z. B. Bradykinin, Substanz P etc.

Chemische Reaktionen zwischen Gold und Gewebe finden offensichtlich nicht statt – diese würden einen Abbau oder zumindest eine Veränderung des Implantats nach sich ziehen. Man spricht daher von einem chemisch inerten Verhalten des Goldes im Gewebe (somit gibt es auch keine gelegentlich unterstellte „Goldallergie“).

Mit relativ einfachen Mitteln (akribische orthopädisch-neurologische Untersuchungsmethode vorausgesetzt!) können auf minimalinvasiver Basis für Patienten und Besitzer*innen eine oder mehrere aufwendige Operationen vielleicht verhindert und die teilweise nicht billigen sowie nebenwirkungsträchtigen Schmerzmittel abgesetzt, zumindest aber in ihrem Einsatz reduziert werden.

Ein Erklärungsversuch zum Wirkmechanismus der GI könnte eine Vergleichbarkeit mit dem Verlauf einer radioaktiven Bestrahlung bei Tumorschmerzen sein. Wie dort könnte es auch im Anschluss an eine Goldimplantation zu einer Milieuveränderung des Gewebes kommen: Entzündlich verändertes Gewebe ist sauer, wird aber nach der Radiotherapie nachweislich in einen basischen Zustand übergeführt – von den menschlichen Patienten als jener Zeitpunkt deklariert, an dem Schmerzarmut bis Schmerzfreiheit einsetzt (nach Ablauf von etwa acht Stunden, wie auch im Anschluss an eine GI vielfach beobachtet!).

Also geht es um den hypothetischen Ansatz, dass Gold (das selbst nicht säurelöslich ist) den Gewebs-pH-Wert verändert, wodurch der Entzündungsschmerz reduziert bis aufgehoben würde. An diesbezüglichen Untersuchungen wird derzeit intensiv gearbeitet (in Zusammenarbeit mit Instituten verschiedener Universitäten).

Eine derzeit in Fertigstellung befindliche Dissertation liefert deutliche Hinweise bezüglich des Einflusses elementaren Goldes auf Gewebezellen und gibt auch große Hoffnung in Richtung der Behandlung inoperabler tumorbedingter Schmerzpatienten. Aus dem soeben Angeführten ergibt sich aber jedenfalls, dass die Lokalisation der Implantate nicht egal ist. Auf jeden Fall konnte festgestellt werden, dass die Goldimplantate umso besser wirken, je näher diese an den Schmerz bzw. entzündlich veränderten Stellen platziert sind: An (westlich wissenschaftlich nachvollziehbaren) Akupunkturpunkten, Ansatzstellen von Gelenkkapseln, Muskeln und Bändern, knöchern-­arthrotischen Zubildungen, Desmopathien, Spondylarthrosen, Spondyloses deformantes usw.

Statische und bewegungsdynamische Zusammenhänge sowie Funktionsabläufe aus Sicht der modernen Orthopädie unter Einbeziehung von Erkenntnissen aus der physikalischen Medizin, der Neuraltherapie sowie der westlich-wissenschaftlichen Akupunktur („Wiener Schule nach Kothbauer“) stehen bei der „Goldimplantation Wiener Methode n. Kasper u. Zohmann“) im Vordergrund. Als Leitsatz gilt: „Den Bewegungsablauf des ganzen Lebewesens behandeln, nicht nur ein hauptsächlich auffälliges Gelenk“.

Bei der Implantation werden kleine Golddrahtstückchen (24 Karat, 1–4 mm lang und 1 mm stark) oder „Berlocks“ (kleinste handgewickelte, hauchdünne Goldspiralen) an ganz bestimmten Körperpunkten mittels einer Hohlnadel unter die Haut, in die Muskulatur und/oder an Knochen verbracht. Eine Implantation in ein Gelenk wäre nicht nur sinnlos, sondern ist als Kunstfehler zu werten. Bei genauer Kenntnis der anatomisch-topografischen Grundlage dieser Punkte sowie deren Auffindung mittels feinen Ertastens muskulärer und knöcherner Strukturen kann – bei entsprechendem Wissen um die Wirkung einzelner Punkte – die Befindlichkeit des Tiers bis hin zur dokumentierbaren Beeinflussung von Bewegungsstörungen wirkungsvoll behandelt werden.

Die Implantate wandern nicht. Dies wurde von mehreren Seiten nachkontrolliert, Schulze berichtete (mündl. Mitteilg.) über die systematische röntgenologische Nach­kontrolle von 185 Patienten über einen Zeitraum von sechs Jahren nach Implantation: Alle Implantate befanden sich noch immer dort, wo sie Jahre zuvor implantiert worden waren (das deckt sich mit unseren Erfahrungen!).

Von der Akupunktur unterscheidet sich eine Goldimplantation grundsätzlich: Es handelt sich hier (bezogen auf die Schmerztherapie!) nicht um einen zeitlich begrenzt gesetzten Nervenreiz, der vom Körper auf verschiedensten Ebenen beantwortet wird, sondern um einen Langzeit­effekt ohne die dauerhafte  Freisetzung der o. a. Substanzen. Daher plädieren wir dafür, den Einsatz von Gold im Gewebe mit dem Ziel einer dauerhaften Schmerztherapie grundsätzlich nicht als Akupunktur zu bezeichnen (weitaus eher als Dauer-Neuraltherapie)!

Werden auch Akupunkturpunkte im Zuge einer Gold­implantation erfolgreich mitgenützt, so erfolgt die Wirkung nicht durch ein „Stechen und Brennen“ („Zhen Jiu“ – die chinesische Bezeichnung) oder, wie unsere übliche Bezeichnung „Akupunktur“ besagt, nur durch „die Nadel stechen“ („acum pungere“). Zuletzt sei angeführt, dass die rein aus der Veterinärmedizin entwickelte Methode vermehrt auch in der Humanmedizin angewendet und großes Augenmerk auf Grundlagenforschung in diesem Bereich gelegt wird.

Kurzgefasst

Bei der Goldimplantation handelt es sich um eine Form der Schmerztherapie, die ihren Einsatz als minimal­invasive Methode im Rahmen der konservativen Orthopädie bei subchronischen bis chronischen Beschwerdebildern des Bewegungsapparats findet.

Bei erfolgreicher Implantation stellt sich eine Schmerzfreiheit oder -armut ein, die eine bessere Beweglichkeit und somit eine erhöhte Lebensqualität und Lebensfreude mit sich bringt. Mit einer Golddrahtimplantation können, wie auch mit herkömmlich-klassischen Methoden (bis hin zur Chirurgie), vorhandene Arthrosen nicht beseitigt werden. Schmerzmittelgaben sind in der Regel nach einer gewissen Zeit nicht mehr nötig; in Ausnahmefällen kann die Dosis bzw. die Applikationsfrequenz zumindest erheblich verringert werden. Der Einsatz gezielter Physiotherapie ist absolut erfolgsoptimierend!

Dr. Andreas Zohmann
FTA für Akupunktur und Neuraltherapie (A)
ZB Akupunktur, Physikalische Medizin (D)
Tierärztlicher Leiter Vierbeiner Reha-Zentrum GmbH
Fachlicher Leiter Private Akademie für erweiterte Tiermedizin
Konsiliarischer Tierarzt Vet & Physio
Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft der Tierärztinnen und Tierärzte (ÖGT)

Dr. Markus Kasper
FTA für Akupunktur und Neuraltherapie (A)
IVAS Certified Acupuncturist
Schmerzambulanz  Anicura Tierklinik Aspern


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