Fluoreszenzbiomodulation

Neue Wege bei der Unterstützung der Hautregeneration

Dr. med. vet. Elisabeth Reinbacher

Dermatologische Erkrankungen der unterschiedlichsten Ursachen gehören zu den häufigsten Vorstellungsgründen in der Kleintierpraxis. Ein neuer Therapieansatz soll die Regeneration von geschädigter Haut und somit den Heilungsverlauf von Dermatitiden unterstützen.

Fluoreszenzbiomodulation – so der Name einer neuen Therapieform, die bei Kleintieren mit Hauterkrankungen als unterstützende, hautregenerationsfördernde Be­handlungsmaßnahme eingesetzt werden kann. Was genau verbirgt sich dahinter, wie und in welchen Fällen kann sie eingesetzt werden?

Der dermatologische Patient gehört zu den alltäg­lichen Herausforderungen in der Kleintierpraxis. Die Ur­sachen von Hauterkrankungen sind sehr vielfältig und machen eine genaue diagnostische Abklärung erforderlich. Neben der Aufarbeitung und Therapie der Ur­sache selbst haben aber alle Hautpatienten eines gemeinsam: Auch die Abheilung der geschädigten Haut und die Haut­regeneration sollten unterstützt werden. Ein neuer thera­peutischer Ansatz ist seit Kurzem im Fokus der Forschung: die Fluoreszenzbiomodulation. Dabei handelt es sich um eine Therapieform, die sich fluoreszierende Lichtenergie zunutze macht. Die Therapie ist schmerzlos, nicht invasiv und dauert etwa zwei Minuten pro Sitzung, ist also einfach im Praxisalltag durchführbar.

Wie funktioniert’s?

Erst wird ein Gel mit speziellen lichtabsorbierenden Mole­külen, das Chromophorgel, auf die geschädigten Haut­stellen aufgetragen, im Anschluss werden diese zwei Minuten lang mit einer Blaulichtlampe bestrahlt. Werden die Chromophore in diesem Gel durch blaues LED-Licht aktiviert, emittieren sie polychromatische Fluoreszenzlichtenergie; mehrere biologische Prozesse werden damit induziert. Licht multipler Wellenlängen stimuliert die Photorezeptoren der Zellen sowohl in oberflächlichen als auch in tiefen Hautschichten, diese Stimulation bewirkt folgend eine Modulation der zellulären Mitochondrien, was eine Kaskade molekularer Reaktionen hervorruft. Bisher konnten verschiedene für die Hautregeneration positive Effekte nachgewiesen werden: Die Proliferation der dermalen Fibroblasten (Bindegewebszellen), die Kollagen­synthese und die Angiogenese (Bildung neuer Blutgefäße) werden angeregt, Bakterien und Entzündungssymptome werden gleichzeitig wiederum reduziert.

Die Hemmung der Entzündungsreaktion entsteht durch die Suppression von entzündungsfördernden Zytokinen wie beispielsweise TNF-α, die Bildung von Wachstumsfaktoren wie EGF, FGFs, TGF-β, Coll I und III, Ki-67, FVIII und DCN kann durch das Licht ge­fördert werden. Bis zur Abheilung der geschädigten Haut wird eine Behandlung zweimal pro Woche em­pfohlen; Nebenwirkungen sind bisher nicht beschrieben. 
                                                                                                                             

Einsatzgebiete

Vor allem Tiere mit chronischen, in tiefe Bereiche reichenden Hauterkrankungen können von der Therapie profitieren, denn die emittierten Lichtwellen erreichen auch weiter unten liegende Hautschichten. Konkrete Einsatzgebiete dieser Therapieform sind chronische Pyo­dermien (bakterielle Hautinfektionen), Interdigitalgranulome (entzündliche Veränderungen an den Pfoten), perianale Fisteln, akrale Leckdermatitiden oder nicht heilende Wunden. Sucht man in der Literatur, gibt es bisher wenige, aber vielversprechende Publikationen. Nennenswert sind hier zwei Studien1, 2, für die Hunde mit einer tiefen Pyodermie (tiefe bakterielle Hautinfektion) und/oder interdigitalen Furunkulose (tiefe Infektion der Pfoten) untersucht wurden. Die Abheilungsdauer der Erkrankung konnte durch den Einsatz der Fluoreszenzbiomodu­lation als unterstützende Therapie zusätzlich zu antibakteriellen Medikamenten erheblich verkürzt werden: Bei den Studienteilnehmern, die mit Antibiotika und Fluo­reszenzbiomodulation behandelt wurden, war die Hautinfektion innerhalb von durchschnittlich sechs Wochen abgeheilt, Tiere in der Gruppe, die ausschließlich mit Antibiotika therapiert wurden, brauchten im Schnitt zwölf Wochen bis zur vollständigen Genesung.

Die verkürzte Therapiedauer hat neben den Vorteilen für das Tier selbst, nämlich einer schnelleren Abheilung und somit auch Steigerung der Lebensqualität, auch einen positiven Einfluss auf die Compliance der Besitzer*innen. Letztere hat im Fall von dermatologischen Patienten einen sehr hohen Stellenwert, sind  Hauterkrankungen doch oft lebenslange Begleiter und erfordern viel Mitarbeit am anderen Ende der Leine.

Auch der potenziell verminderte Einsatz von Antibiotika spart nicht nur Kosten für die Besitzer*innen, sondern setzt auch das Risiko für Resistenzbildungen herab. Dies ist aus medizinischer Sicht aufgrund des steigenden Vorkommens von multiresistenten Bakterien sehr erstrebenswert. Auch sehr interessant sind die Resultate einer weiteren Studie3 mit Hunden, die an einer oberflächlichen Pyodermie litten: Die Tiere, die nur mit Fluoreszenz­biomodulation behandelt wurden, zeigten – im Gegensatz zur mit ausschließlich syste­mischen Antibiotika therapierten Vergleichsgruppe – schneller eine voll­ständige Abheilung der Pyodermie.

Ein aus tierärztlicher Sicht weiterer Vorteil ergibt sich aus dem Einsatz der Therapie zweimal pro Woche: Der Tierarzt bzw. die Tierärztin sieht diese Patienten sehr regel­mäßig und kann so den Verlauf der Erkrankung gut kontrollieren. Engmaschige Kontrollen sind insbesondere bei dermato­logischen Patienten sehr wichtig, um die Entwicklung dokumentieren und Therapiepläne anpassen zu können. Wirft man einen Blick in die Humanmedizin, wird die Fluoreszenzbiomodulation mit gutem Erfolg bei chro­nischen, nicht heilenden Wunden eingesetzt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Fluo­reszenzbiomodulation eine vielversprechende neue Therapie­form ist, die neben einer genauen diagnos­tischen Abklärung und der medikamentellen Behandlung bei mehreren dermatologischen Erkrankungen eine unterstützende Maßnahme sein kann. Soweit bisher erforscht, bewirkt sie nicht nur eine schnellere Abheilung, sondern verringert auch den Einsatz von Antibiotika und ent­zündungshemmenden Medikamenten. Das hat nicht nur für die Tiere selbst und ihre Besitzer*innen, sondern auch im Hinblick auf die steigende Resistenzlage deutliche therapeutische Vorteile.

 

1 Marchegiani, A.,  Fruganti, A., Spaterna, A., Cerquetella, M., Tambella, A. M., Paterson, S. (2021): The Effectiveness of Fluorescent Light Energy as Adjunct Therapy in Canine Deep Pyoderma: A Randomized Clinical Trial; Hindawi, Veterinary Medicine International, Article ID 6643416.

2 Marchegiani, A., Spaterna, A., Cerquetella, M., Tambella, A. M., Fruganti, A., Paterson, S. (2019): Fluorescence biomodulation in the management of canine interdigital pyoderma cases: a prospective, single-blinded, randomized and controlled clinical study. Vet Dermatol, 30: 371–e109.

3 Marchegiani, A.: Klox Fluorescence Biomodulation System (KFBS), an alternative approach for the treatment of superficial pyoderma in dogs: preliminary results. In: Proceedings of 61st BSAVA Congress; Birmingham, England: 2018; 442.


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