Lisa Reichenauer
Ausgabe 11/2022
Der Schutz von exotischen Wildtieren sorgt gesellschaftlich immer wieder für emotionalen Zündstoff. Der Ruf nach mehr Kontrolle und strengeren Haltungsrichtlinien wurde in den letzten Jahren zunehmend lauter – ein Besuch bei Tierarzt Dr. Nils Kley gibt Einblick in das Thema.
Das Internet befeuert illegale Beschaffungsmöglichkeiten von giftigen sowie ungiftigen Reptilien und fördert so die nicht artgerechte Haltung der Tiere. Für den Salzburger Veterinärmediziner und Gründer von „Welt der Gifte“, Dr. Nils Kley, stellt das eine große Herausforderung für den Tierschutz dar.
„Ein Problem für den Tierschutz von Reptilien und anderen Exoten ist der virtuelle Markt im World Wide Web. Du kannst jetzt sofort über das Handy ins Internet gehen und spontan zum Teil auch streng geschützte Arten relativ problemlos kaufen – und ich spreche hier nicht über das Darknet“, kommentiert Dr. Nils Kley anlässlich des Welttierschutztages.
Seine Erlebnisse als Tierarzt und sein Interesse an Toxikologie bringen den gebürtigen Münchner vor fünf Jahren auf die Idee, seinen giftigen Tierbestand für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um so das Bewusstsein für diese Tierarten in der Bevölkerung zu stärken. In seiner „Welt der Gifte“ bietet Dr. Kley als Sachverständiger für Gifttiere Workshops und Kurse für Student*innen der Veterinärmedizin und Tierärzt*innen, aber auch Schulungen für Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei an. Sein Tierbestand stammt vor allem aus amtlichen Beschlagnahmungen, privaten Abgaben sowie aus internationalen Zoos. Unter anderem hält Dr. Kley auch die giftigste Schlangenart der Welt, den Inlandtaipan. Vom aktuellen Tierschutzgesetz in Österreich zeigt sich der Fachtierarzt angetan: „Österreich ist hier im internationalen Vergleich nicht schlecht aufgestellt. Wir haben eine Tierhaltungsverordnung, in der auch teils giftige Tiere angeführt sind; zwar lässt sich über die Maße, die dort angeführt sind, streiten, aber im Großen und Ganzen ist Österreich da schon weit. Auch die Registrierungspflicht für Reptilien ist gut, das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, argumentiert Dr. Kley.
Mit dem ab 1. Jänner 2023 verpflichtenden Sachkundenachweis für angehende Halter von exotischen Tieren will das Bundesland Wien ein weiteres Zeichen für den Tierschutz setzen. Zwar begrüßt der Salzburger Veterinär Dr. Kley das Vorhaben, dennoch glaubt er nicht an den „Quantensprung“, den sich einige dadurch erhoffen: „So ein verpflichtender Sachkundekurs ist grundsätzlich eine gute Sache, aber zwei bis vier Stunden halte ich für zu wenig, um Ahnung von der Haltung zu bekommen“, kommentiert der Tierarzt. Die Problematik rund um die Beschaffungsmöglichkeiten wird sich dadurch seiner Meinung nach nicht eindämmen lassen.
„Norwegen zum Beispiel hat jahrzehntelang die Haltung von exotischen Reptilien verboten. Als Folge stieg die illegale Haltung erst recht an. Tausende Reptilien vegetierten vor sich hin, ohne die Möglichkeit, legal zum Tierarzt gebracht zu werden. Dieser Traum von Tierrechtlern: ‚Wir verbieten das einfach und dann verschwinden die alle!‘, das klappt so nicht“, so Dr. Kley.
Das Internet befeuert illegale Beschaffungsmöglichkeiten von giftigen sowie ungiftigen Reptilien und fördert so die nicht artgerechte Haltung der Tiere. Für den Salzburger Veterinärmediziner und Gründer von „Welt der Gifte“, Dr. Nils Kley, stellt das eine große Herausforderung für den Tierschutz dar.
„Ein Problem für den Tierschutz von Reptilien und anderen Exoten ist der virtuelle Markt im World Wide Web. Du kannst jetzt sofort über das Handy ins Internet gehen und spontan zum Teil auch streng geschützte Arten relativ problemlos kaufen – und ich spreche hier nicht über das Darknet“, kommentiert Dr. Nils Kley anlässlich des Welttierschutztages.
Seine Erlebnisse als Tierarzt und sein Interesse an Toxikologie bringen den gebürtigen Münchner vor fünf Jahren auf die Idee, seinen giftigen Tierbestand für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um so das Bewusstsein für diese Tierarten in der Bevölkerung zu stärken. In seiner „Welt der Gifte“ bietet Dr. Kley als Sachverständiger für Gifttiere Workshops und Kurse für Student*innen der Veterinärmedizin und Tierärzt*innen, aber auch Schulungen für Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei an. Sein Tierbestand stammt vor allem aus amtlichen Beschlagnahmungen, privaten Abgaben sowie aus internationalen Zoos. Unter anderem hält Dr. Kley auch die giftigste Schlangenart der Welt, den Inlandtaipan. Vom aktuellen Tierschutzgesetz in Österreich zeigt sich der Fachtierarzt angetan: „Österreich ist hier im internationalen Vergleich nicht schlecht aufgestellt. Wir haben eine Tierhaltungsverordnung, in der auch teils giftige Tiere angeführt sind; zwar lässt sich über die Maße, die dort angeführt sind, streiten, aber im Großen und Ganzen ist Österreich da schon weit. Auch die Registrierungspflicht für Reptilien ist gut, das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, argumentiert Dr. Kley.
Mit dem ab 1. Jänner 2023 verpflichtenden Sachkundenachweis für angehende Halter von exotischen Tieren will das Bundesland Wien ein weiteres Zeichen für den Tierschutz setzen. Zwar begrüßt der Salzburger Veterinär Dr. Kley das Vorhaben, dennoch glaubt er nicht an den „Quantensprung“, den sich einige dadurch erhoffen: „So ein verpflichtender Sachkundekurs ist grundsätzlich eine gute Sache, aber zwei bis vier Stunden halte ich für zu wenig, um Ahnung von der Haltung zu bekommen“, kommentiert der Tierarzt. Die Problematik rund um die Beschaffungsmöglichkeiten wird sich dadurch seiner Meinung nach nicht eindämmen lassen.
„Norwegen zum Beispiel hat jahrzehntelang die Haltung von exotischen Reptilien verboten. Als Folge stieg die illegale Haltung erst recht an. Tausende Reptilien vegetierten vor sich hin, ohne die Möglichkeit, legal zum Tierarzt gebracht zu werden. Dieser Traum von Tierrechtlern: ‚Wir verbieten das einfach und dann verschwinden die alle!‘, das klappt so nicht“, so Dr. Kley.
Dr. Kley führt weiter aus: „Mir ist es wichtig, dass man Menschen, die sich vorsätzlich dem Tierschutz entziehen – etwa Leuten, die sagen: ‚Der Sachkundenachweis interessiert mich nicht, ich will das Tier jetzt sofort haben,
egal ob legal oder illegal!‘ –, mehr zur Verantwortung zieht; sie etwa mit höheren Strafen oder Tierhaltungsverboten belegt, die dann auch nachhaltig kontrolliert werden.“
Auch in Österreich lässt sich in den letzten Jahren jedenfalls ein klarer Aufwärtstrend in der Reptilienhaltung erkennen. So sind etwa im Jahr 2022 bereits 125.000 exotische Tiere offiziell in Österreich registriert. Kennzahlen zur Dunkelziffer gibt es bisher keine, dennoch tauchen auch hierzulande immer wieder Fälle von ausgesetzten Exoten bzw. illegal gehaltener Tiere auf.
„Gerade Anfänger haben oft nicht die nötige Erfahrung oder halten die Haltungsvorgaben nicht ein, und das ist oft fatal. Corona hat den Anstieg der Neuanschaffungen befeuert – viele haben sich da vorschnell eine Boa oder einen Python angeschafft und wollen das Tier nun wegen steigender Energiekosten wieder loswerden, weil sie Panik bekommen und nicht wissen, wohin mit dem Reptil“, erklärt Dr. Nils Kley.
Nicht selten verenden ausgesetzte Exoten aufgrund der ungewohnten klimatischen Verhältnisse auf qualvolle Weise oder werden gar zur Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt – etwa die Rotwangen-Schmuckschildkröte, die zu den bioinvasiven Arten zählt. Nicht zuletzt deshalb ist für Dr. Kley eine intensivere Zusammenarbeit hinsichtlich des Tierschutzes auf europäischer Ebene unabdingbar: „Um den Tierschutz nachhaltig verbessern zu können, müssen wir als Tierärzt*innen mehr an die Tierhalter*innen appellieren, sich vor einem Tierkauf ausreichend über Haltung und Bedürfnisse zu informieren. Tierärzt*innen können helfen, sie können unterstützen, aber sie haben keine Verantwortung, die Tierhalter*innen zum Wissen zu tragen. Diesen Schritt müssen die Tierhalter*innen selbst machen“, unterstreicht der Exoten-Veterinär abschließend.
Laut aktuellem österreichischem Tierschutzgesetz ist die Haltung von exotischen Wildtieren, etwa Reptilien und Amphibien, binnen zwei Wochen bei der Behörde anzeigepflichtig. In Wien ist künftig zusätzlich ein Sachkundenachweis über die artgerechte Haltung der Tiere vorzulegen. Dieser kann bei Haltungskontrollen auch entzogen werden; Strafen von bis zu 3.750 Euro sind möglich. Die Gesetzesnovelle in Wien soll somit eine Chance darstellen, die artgemäße und tiergerechtere Privathaltung von Reptilien, Amphibien und Vögeln voranzutreiben.
Link: https://weltdergifte.com