Eutergesundheit

und Melkarbeit

Dr. Franz Kritzinger

Viele Faktoren spielen bei der Eutergesundheit eine wichtige Rolle – die korrekt durchgeführte Melkroutine trägt entscheidend dazu bei.

Eine zu hohe Zellzahl und Mastitis gehören zu den häufigsten Problemen im Kuhstall. Oft wird dabei hauptsächlich nur die Hygiene des Liegebereichs sowie die Fütterung kontrolliert – über die Fütterung besteht zwar ein gewisser Einfluss auf die Eutergesundheit, dieser wird jedoch häufig überbewertet!

Ebenso spielt in vielen Betrieben eine übertriebene Medikamentengläubigkeit eine Rolle. Wer seine Probleme nur mit dem Einsatz von (teuren) Medikamenten lösen will, wird vielfach enttäuscht werden. Prinzipiell ist es immer notwendig, die Melkarbeit zu kontrollieren und negative Einflüsse der Melktechnik zu erkennen. Dazu ist es notwendig, dass der Tierarzt bzw. die Tierärztin bei der Melkung anwesend ist. Die Erfahrung zeigt immer wieder, wie in der täglichen Melkroutine Fehler begangen werden. Dabei spielt auch Betriebsblindheit eine gewisse Rolle.

Beurteilung der Melkarbeit

Ist der Tierarzt bzw. die Tierärztin beim Melken anwesend, so kontrolliert er/sie die Arbeit des Melkers und versucht, aus dem Verhalten des Milchstrahls und des Milchflusses in den verschiedenen Schaugläsern Rückschlüsse auf die Funktion der Melktechnik zu ziehen.

Beurteilung der Zitzen nach dem Melken

Bei den Zitzenveränderungen müssen zwei Kategorien unterschieden werden.

1. Dauerhafte Zitzenveränderungen, z. B. Hyperkeratosen, bleiben lange bestehen. Wegen höheren Vakuumbedarfs (50 kPa) besonders bei hochverlegten Rohrmelkanlagen. Bedeutung oft überbewertet, da die Schließfunktion des Strichkanals nicht beeinflusst wird. Bedeutung hauptsächlich als Bakterienreservoir in den Klüften.

2. Temporäre Zitzenveränderungen wie Schnürringe, Blaufärbung oder Zitzenödeme: Diese Veränderungen sind nur unmittelbar nach dem Melken zu erkennen und verschwinden nach einer gewissen Zeit. Haben Bedeutung für die Eutergesundheit!

• Die Beurteilung der Zitzen lässt Rückschlüsse auf die Melkarbeit und die Funktion der Melktechnik zu.

• Temporäre Zitzenveränderungen sind nur unmittelbar nach der Melkung zu erkennen.

• Hygieneverbesserung ist wichtig, löst aber oft die Probleme nicht.

• Auch Medikamente lösen Probleme nicht. Keine Medikamentengläubigkeit!

• Wichtig ist daher immer die Anwesenheit bei der Melkung mit der Beurteilung der Melkarbeit und dem Erkennen von Veränderungen durch fehlerhafte Melktechnik.


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