Vetmeduni Vienna

Vektorübertragene Erkrankungen bei Militärhunden

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Stechmücken und Zecken sind nicht nur für Menschen potenzielle Überträger von Krankheitserregern – das unterstreicht eine kürzlich veröffentlichte Studie der Vetmed­uni Vienna, für die fast 100 Hunde untersucht wurden, die beim Österreichischen Bundesheer im Einsatz stehen.

Demnach waren die Militärhunde von mehreren Infektionserregern betroffen, unter anderem auch vom Bakterium Borrelia burgdorferi s. l., dem Erreger der Lyme-Borreliose, sowie dem Fadenwurm Dirofilaria repens – bei beiden handelt es sich um Krankheitserreger von Hunden, die auch den Menschen befallen können.

Militärhunde sind aufgrund ihres – im Vergleich zu anderen Hunden – vermehrten Aufenthalts im Freien Vektoren wie Zecken oder Stechmücken stärker ausgesetzt. Die Folge: Sie haben ein generell erhöhtes Risiko, sich mit vektorübertragenen Krankheitserregern zu infizieren. Um vor diesem Hintergrund ein genaueres Bild der Infektionslage zu gewinnen, untersuchte ein Forschungsteam des Instituts für Parasitologie der Vetmeduni im Zeitraum 2016 bis 2020 94 klinisch gesunde Hunde, die beim Österreichischen Bundesheer im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch im Dienst stehen bzw. standen.

Zwei der Hunde wurden positiv auf Dirofilaria repens getestet, einen Parasiten im Unterhautgewebe von Hunden, als dessen Zwischenwirt und Überträger Stechmücken fungieren. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist Süd- und Osteuropa; im Zuge des Klimawandels breitet sich der Fadenwurm jedoch zunehmend nach Norden aus. Die von ihm verursachte kutane Dirofilariose betrifft nicht nur Hunde, auch eine Infektion des Menschen ist möglich.

Bei zehn Hunden konnten spezifische Antikörper gegen Borrelia burgdorferi s. l. – dem von Zecken übertragenen Auslöser der Lyme-Borreliose, die es sowohl bei Hunden als auch Menschen gibt – nachgewiesen werden. Weitere sechs klinisch gesunde Hunde wurden zudem positiv auf Babesia canis getestet. Die durch Zecken übertragenen Einzeller der Gattung Babesia rufen die potenziell tödliche Infektionskrankheit Babesiose hervor.

Studien-Letztautor Hans-Peter Fuehrer vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni sagt dazu: „Die hohe Zahl der gefundenen vektorübertragenen Erkrankungen unterstreicht die Notwendigkeit, solche Infektionen sowohl bei Menschen als auch bei Hunden stärker zu überwachen, und zwar nicht nur im Setting der Militärhunde – denn von Vektoren übertragene Krankheitserreger sind von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit.“

 


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