Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 11/2021
Der deutsche Pharmariese Boehringer Ingelheim hat in Wien nach vier Jahren Bauzeit seine neue Biotech-Anlage eröffnet. „Heute ist ein großer Tag für uns“, sagte der Österreich-Chef von Boehringer Ingelheim, Philipp von Lattorff, Anfang Oktober anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme. Der Konzern hat 700 Millionen Euro in Wien investiert und damit 500 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Gerade in Zeiten von Coronakrise, Rohstoffengpässen in der Pharmabranche und Anfälligkeiten internationaler Lieferketten sei die Bedeutung der Medikamentenproduktion „im Herzen Europas“ besonders wichtig, so Lattorff. Man schätze auch den Umstand, dass das Unternehmen bisher ohne Produktionsausfälle gut durch die Pandemie gekommen sei.
Beim Bau der neuen Anlage in Wien-Meidling habe man die allseits bekannten Lieferschwierigkeiten zu spüren bekommen: Teilweise seien Baumaterialien nur unter erschwerten Bedingungen lieferbar gewesen – dennoch hatte die Pandemie keinen großen Einfluss auf die Bauzeit. Die neue Biotech-Anlage in Wien umfasst 48 Bioreaktoren mit insgesamt 185.000 Liter sowie weitere neun Bioreaktoren mit je 15.000 Liter Volumen. Der für die Biologika-Fertigung in Wien zuständige Manager Christian Eckermann betonte, dass Biopharmazeutika im Vergleich zu herkömmlichen Arzneimitteln deutlich aufwendiger herzustellen seien; daher sei auch die neue Produktionsanlage, die extrem schnelle Produktwechsel und die simultane Fertigung unterschiedlicher Produkte ermögliche, eine bemerkenswerte Investition für die Zukunft.
Boehringer Ingelheim produziert Biologika gegen Krebs, Herzinfarkt, Rheuma und Multiple Sklerose für andere Pharmafirmen wie Pfizer oder Glaxo Smith Kline. Der Biotech-Markt ist stark wachsend und dürfte sich in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Wien ist für die Deutschen eine wichtige Regionalzentrale. Durch die neue Anlage stieg der Mitarbeiterstand in der Bundeshauptstadt auf 2.400. Boehringer Ingelheim forscht in Wien unter anderem an neuen Arzneimitteln gegen Krebs und gehört mit 220 Millionen Euro jährlich zu den Top-3-Forschungsunternehmen in Österreich.