„Doctor honoris causa“:

TiHo ehrt Verdienste um den One-Health-Ansatz und Engagement während der Corona-Pandemie

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) verlieh Professor Dr. Christian Drosten, Professor Dr. Gerd Sutter und Professor Dr. Lothar H. Wieler am 27. September 2021 jeweils einen „Doctor honoris causa“, weil sie sich in ihrem bisherigen Wirken und ganz besonders während der Coronapandemie um die ganzheitliche wissenschaftliche Betrachtung der Gesundheit von Menschen und Tieren verdient gemacht haben.

„Die Coronapandemie hat uns schmerzlich gezeigt, wie schwer uns ein neuer Infektionserreger treffen kann. Geschätzt können zwei Drittel aller Erreger zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie die Umwelt sind also eng miteinander verbunden. Es ist nur logisch, dass Human- und Tiermedizin dem One-Health-Ansatz folgen und eng zusammenarbeiten, um Infektionserreger und die Krankheiten, die sie verursachen, zu erforschen“, sagte TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif anlässlich der Ehrungen. One Health steht für die enge Verbindung der Gesundheit von Menschen, Tieren sowie der Umwelt. Zwei Aspekte, die der One-Health-Gedanke umfasst, sind beispielsweise Antibiotikaresistenzen und Infektionskrankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Mit den Ehrungen unterstreicht die TiHo die Bedeutung des One-Health-Ansatzes, der einen Schwerpunkt der Forschungsarbeiten der TiHo bildet.

Professor Dr. Christian Drosten: „One Health steht auch für die Einhelligkeit der Expertise in der Pandemie­forschung“, betonte Professor Dr. Christian Drosten. Die Ehrendoktorwürde der TiHo erhält er für seine heraus­ragende ­Forschung auf dem Gebiet der RNA- und Corona­viren, seinen großen Beitrag zur One-Health-Thematik sowie für seine wichtige und wertvolle Aufklärungsleistung während der Pandemie. Drosten arbeitet eng mit Forschenden anderer Disziplinen zusammen. Während der Pandemie eröffnete er der Allgemeinheit den Blick in die Wissenschaft. Mit seinen breit verständlichen Erläuterungen virologischer und epidemiologischer Sachverhalte in unterschiedlichen Medien zeigte er, was die Wissenschaft weiß, wie sie funktioniert und mit welchen Methoden sie arbeitet. Drosten leitet das Institut für Virologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie das Nationale Konsiliarlaboratorium für Coronaviren. Er studierte Humanmedizin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er auch promovierte. Drosten ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Bevor er dem Ruf an die Charité nach Berlin folgte, war er an verschiedenen Positionen am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg tätig und leitete zehn Jahre lang das Institut für Virologie am Universitäts­klinikum Bonn. Drosten ist Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse.

Professor Dr. Gerd Sutter: Professor Dr. Gerd Sutter erhält die Ehrendoktorwürde für seine herausragende Forschung auf dem Gebiet neu auftretender Zoonose­erreger und Infektionskrankheiten sowie für sein Engagement für den One-Health-Gedanken. „Die Auszeichnung ist für mich als Mitglied der Tierärztlichen Fakultät eine große Ehre und Freude. Die Forschung zu schützender Immunität muss zwischen Tiergesundheit und Human­medizin sehr gut vernetzt sein, denn nur so können wir globalen Gefahren durch neu auftretende Infektionen noch wirksamer entgegentreten“, erklärte Dr. Sutter, der sich als ausgebildeter Tierarzt besonders der angewandten Infektionsforschung widmet. Er sucht nach neuartigen Virusimpfstoffen für Prophylaxe und Therapie und konnte bereits mehrere Impfstoffkandidaten so weit entwickeln, dass sie für klinische Studien zugelassen wurden. Dabei nutzt er das Modifizierte Vacciniavirus Ankara (MVA), ein harmloses Pockenvirus, das bereits seit Jahrzehnten zu Impfzwecken verwendet wird und als Vektor mit der Information verschiedener Erreger bestückt werden kann, um als Impfstoff zu fungieren. Sutter studierte und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Während seiner Postdoc-Zeit arbeitete er im Laboratory of Viral Diseases an den National Institutes of Health in den USA. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland übernahm er die Leitung einer Forschungsgruppe im Institut für Virologie am Helmholtz-Zentrum München. Er ist Fachtierarzt für Mikrobiologie und Virologie und habilitierte sich im Fach Virologie in München. Bevor er seine jetzige Professur für Virologie am Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen an der LMU antrat, leitete er die Abteilung Virologie am Paul-Ehrlich-Institut.

Professor Dr. Dr. h. c. Lothar H. Wieler: Professor Dr. Dr. h. c. Lothar H. Wieler erhält die Ehrendoktorwürde für seinen herausragenden wissenschaftlichen Beitrag in der Zoonosenforschung und für die One-Health-Thematik sowie für seine Rolle in der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Er sagt dazu: „Die großen gesundheitlichen Herausforderungen können wir nur interdisziplinär meistern. Bislang fokussiert die One-Health-Forschung fast ausschließlich auf Zoonosen, aber auch viele nicht infektiöse Erkrankungen, zum Beispiel ernährungs­bedingte, Herz-Kreislauf- oder psychosoziale Leiden, sind ebenso – zum Beispiel im Hinblick auf den Klimawandel – einzubeziehen.“ Wieler ist Tierarzt und Präsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin. In dieser Funktion berät er die Bundesregierung und informiert regelmäßig über den Sachstand der Pandemie in Deutschland. Die TiHo würdigt mit der Verleihung des Ehrendoktortitels ganz besonders seine Rolle während der Pandemie, in der er ruhig, souverän und faktenbasiert die Öffentlichkeit informierte. Wieler studierte Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin und an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er am Institut für medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre promoviert wurde. Seine Habilitation legte er an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Fach Infektionskrankheiten und Hygiene der Tiere ab. Lothar H. Wieler ist Fachtierarzt für Mikrobiologie und war Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre an der Freien Universität Berlin. In seiner Forschung konzentriert sich Wieler auf Fragestellungen, die gleichermaßen die Gesundheit von Menschen und Tieren betreffen, und legt einen Schwerpunkt auf zoonotische bakterielle Erkrankungen sowie Antibiotikaresistenzen.


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