Infektion bis Onkologie –

Homöopathie als Integrativmedizinische Methode

Dr. med. vet. Claudia Halmer, Mag. med. vet. Charlotte Schlenker, Mag. med. vet. Désirée Prokop, Dr. med. vet. Petra Weiermayer

Im Sinne der Integrativmedizin präsentierte sich die Jahrestagung der ÖGVH (Österreichische Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie) mit einer gelungenen Vielfalt an Vorträgen, interessanten wissenschaftlichen Fakten sowie spannenden und lehrreichen Fallberichten.

Im Rahmen der Jahrestagung der ÖGVH (Österreichische Gesellschaft für Veterinärmedizinische ­Homöopathie) wurde das allgemeine Wissen zu ­Tumoren inklusive ­Staging sowie konventionellmedizinischen ­Therapieoptionen aufgefrischt. Anhand onkologischer Kleintierfälle erläuterte Dr. med. vet. Barbara Wieser, Fachtierärztin für Homöopathie, dass Tumore durch eine zusätzliche homöopathische Therapie potenziell sowohl äußerst positiv beeinflusst als auch Nebenwirkungen von z. B. Chemotherapien gelindert werden können.

Auch Dr. med. vet. Erich Scherr präsentierte anhand eines Non-grey-horse-Melanomas die potenzielle Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie additiv zur länger bestehenden konventionellmedizinischen Therapie.

Mag. med. vet. Elisabeth Kasper, Fachtierärztin für Kleintiere, brachte den ZuhörerInnen in ihrem Vortrag die Möglichkeiten einer homöopathischen Behandlung im Klinikalltag näher. Auf spannende Art und Weise wurde den TeilnehmerInnen anhand von Fallberichten gezeigt, wie man homöopathische Therapien, die oftmals aktiv von den PatientenbesitzerInnen gefordert werden, additiv zur laufenden konventionellmedizinischen Behandlung oder als alleinige Therapie einsetzen kann.

Ao. Univ.-Prof. Dr. med. Michael Frass stellte den TeilnehmerInnen seine eindrucksvollen und wissenschaftlich fundierten Studien zur homöopathischen Behandlung von onkologischen PatientInnen vor. Die randomisierte, placebo­kontrollierte dreiarmige Studie konnte zeigen, dass neben der konventionellen Krebsbehandlung additive Homöopathie dazu beitragen kann, die Nebenwirkungen der konventionellmedizinischen Therapie zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und die Überlebenszeit zu verlängern. Die von Dr. med. vet. Barbara Wieser und Dr. med. vet. Erich Scherr präsentierten onkologischen Kasuistiken erhalten nun in der überzeugenden Studie von Frass und Kollegen eine wissenschaftliche Bestätigung, welche sich nun auch in der Aufnahme der Homöopathie in die entsprechende S3-Leitlinie widerspiegelt.

PD Dr. sc. nat. Stephan Baumgartner erklärte in einem interessanten und informativen Vortrag die Grundlagenforschung in der Homöopathie. Es wurde klargestellt, dass sich eine spezifische Wirkung homöopathischer Arzneimittel bei sehr hohen Verdünnungsverhältnissen, d. h. ­hergestellt mit stufenweisen Verschüttelungen und Verdünnungen, nicht ohne Weiteres unter Rückgriff auf das klassische pharmakologische Modell „Molekül wirkt an ­Zellrezeptor“ erklären lässt. Die experimentelle Labor­forschung zur Homöopathie untersucht daher, ob ein Unterschied zwischen homöopathischem Arzneimittel und einer geeigneten Kontrolle in Experimenten beobachtbar ist. Hierbei kommen u. a. physikochemische Testverfahren, pflanzliche Bioassays oder auch Zellversuche zum Einsatz. In den mehr als 1.000 fachwissenschaft­lichen Publikationen zur homöopathischen Grundlagenforschung gibt es eine beträchtliche Anzahl von qualitativ hochwertigen Studien, welche spezifische Wirkungen auch von Hochpotenzen homöopathischer Arzneimittel beobachtet haben. Diese Studienergebnisse konnten auch in unabhängig replizierten experimentellen Modellen bestätigt werden.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es auch in der präklinischen Forschung zur Homöopathie viele ­positive Befunde, auch aus methodisch hochwertigen Studien, gibt, die sich rein durch die Placebohypothese nicht erklären lassen. Fachbereichsübergreifend wurde von Dr. med. Christoph Abermann über die homöopathische Behandlung von sogenannten Folgeerkrankungen Wissen, das auch in der Veterinärmedizin gut angewendet werden kann, referiert. Die interessant präsentierten, familiär gehäuft auftretenden Krankheiten sieht man zwar in der Veterinärmedizin seltener, da oftmals zu den Vorfahren wenig bekannt ist, sie können jedoch in der Betreuung von Hunde- und Katzenzüchtern und von Tieren in Zuchtbetrieben durchaus eine wichtige Rolle spielen. Die notwendige und enge Zusammenarbeit zwischen Human- und VeterinärmedizinerInnen wird in dem von Dr. med. vet. Petra Weiermayer, Fachtierärztin für Homöopathie, klar erläuterten One-Health-Konzept präsentiert.

Homöopathische Behandlungen von ­mycotoxinbedingten Erkrankungen beim Schwein wurden von Tierärztin ­Silvia Baur-Bernhardt kurzweilig und informativ erläutert. Wie für die von Fachtierärztin Dr. med. vet. ­Petra Weiermayer anhand von zwei Kasuis­tiken vorgestellte homöopathische Therapie von Infektionskrankheiten in der Pferdepraxis wurde auch für die Schweinepraxis anhand von Beispielen klar, dass sowohl alleinige homöopathische Behandlungen, solange (noch) kein Antibiotikaeinsatz indiziert bzw. möglich ist, als auch kombinierte konventionellmedizinische und homöopathische Behandlungen im Sinne der Inte­grativmedizin hervorragende ­Ergebnisse zeigen. Das wichtige Thema eines erfolgreichen und wirksamen ­Parasitenmanagements beim Pferd erklärte Mag. med. vet. Karin Schmid, Vizepräsidentin der Österreichischen Tierärzte­kammer, überaus informativ und professionell anhand des Programms der Zeitgemäßen Selektiven Entwurmung (ZSE).

Abschließend nahmen die TeilnehmerInnen mit Mag. med. vet. Michael Ridler, Fachtierarzt für Homöopathie, an einem virtuellen Rundgang durch den Rinderstall teil. Der interessante und spannende Vortrag führte die TeilnehmerInnen zu mehreren Kühen mit unterschiedlichen Krankheiten und deren integrativmedizinischer Behandlung, bei der u. a. Homöopathie und Phytotherapie zum Einsatz kamen. Trotz vorgerückter Stunde, Sonntag zu Mittag, wurde seitens der ZuhörerInnen um eine Verlängerung der Veranstaltung gebeten, damit der Vortrag um eine weitere Kasuistik verlängert werden konnte.

So genossen die TeilnehmerInnen die Vorteile einer Onlineveranstaltung und freuen sich schon auf das nächste Jahr, in dem hoffentlich auch wieder eine Präsenzveranstaltung bzw. Hybridveranstaltung möglich sein wird!


Link:
www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin


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