Europaweite Untersuchung:

Studie zu Hauskatzen und SARS-CoV-2-infektionen

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Hauskatzen können sich mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizieren: Rund vier Prozent aller Hauskatzen in Europa haben sich während der ersten Infektionswelle von Frühjahr bis Sommer 2020 angesteckt, wahrscheinlich bei ihren Besitzer*innen – diesen Befund veröffentlichten deutsche und niederländische Forschende unter der Leitung von Professor Dr. Albert Osterhaus von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) im Dezember 2021 im Journal „Emerging Infectious Di­­seases“ der amerikanischen Centers for Disease Control.

Zwei verschiedene TestMethoden

Osterhaus’ Labor verglich dabei die Ergebnisse des Neutra­lisationstests mit einer Nachweismethode, bei der nur der Hauptteil des Spikeproteins des Virus eingesetzt wird. „Jedes veterinärmedizinische Labor kann diese Tests durchführen“, erklärt der Leiter der Studie – und die Testmethode erwies sich als ähnlich empfindlich und spezifisch wie der aufwendigere Neutralisationstest.

Für Osterhaus’ Studie, die einen guten Überblick über Europa bietet, analysierten die Forscher*innen ins­gesamt 2.160 Blutproben von Katzen aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Italien und Spanien – genug aus jedem Land, um eine realistische Einschätzung der Verbreitung des Virus zu erlauben. Insgesamt fanden die Wissenschaftler*innen in 4,4 Prozent aller Blutproben Sars-CoV-2-spezifische Antikörper; dabei war der Anteil der positiv getesteten Katzen in Spanien mit 6,4 Prozent am höchsten und in Großbritannien mit 3,3 Prozent am niedrigsten. 4,2 Prozent der Proben aus Deutschland enthielten Sars-CoV-2-spezifische Antikörper.
Osterhaus geht davon aus, dass die Katzen sich ausschließlich bei Menschen angesteckt haben: „In dieser frühen Phase der Pandemie waren Menschen die einzige denkbare Infektionsquelle.“ Und obwohl erkrankte Katzen das Virus ausscheiden, gebe es bisher keine Hinweise darauf, dass sie Menschen anstecken und zur Ausbreitung des neuen Coronavirus beitragen.

„Wir müssen trotzdem wachsam sein“, mahnt Osterhaus. Bei Nerzen habe man gesehen, wie sich das Coronavirus explosionsartig ausbreitet, wenn die Bedingungen dafür günstig sind. „Unsere Hauskatzen leben natürlich nicht in engen Käfigen wie Zuchtnerze“, sagt Osterhaus, „aber viele Katzenhalter pflegen einen sehr engen und vertrauten Umgang mit ihren Tieren.“ Das sei vermutlich auch einer der Gründe für die vergleichsweise niedrigere Zahl infizierter Hunde, die andere wissenschaftliche Studien beschreiben.

„Wir hätten unsere Ergebnisse sehr gerne mit dem Infektionsstatus der Tierbesitzer korreliert“, sagt Osterhaus, „um abschätzen zu können, wie hoch das Risiko ist, dass im Haushalt lebende Katzen sich bei infizierten Menschen mit Sars-CoV-2 anstecken. Diese Daten standen uns aber leider nicht zur Verfügung.“
Der beschriebene Labortest eigne sich für breite Screening­untersuchungen von Katzen. Das eröffne auch die Möglichkeit, sich jederzeit einen Überblick über die Verbreitung der Infektion unter Katzen zu verschaffen. Und obwohl die Tiere in der Regel keine oder sehr milde Symptome zeigen, rät Osterhaus Tierärzt*innen dazu, Katzen im Zweifelsfall per PCR-Test auf eine Sars-CoV-2-Infektion zu untersuchen und die gleichen Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, wie wir sie unter Menschen inzwischen kennen.

Link: https://bit.ly/3IW6CKA

DOI: https://bit.ly/3oZ1fSQ


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