Mäusekiller, Gottheit auf vier Pfoten, Satan höchstpersönlich oder geliebtes Familienmitglied: Viele Zuschreibungen hat die Katze im Lauf der Jahrhunderte seit ihrer Domestizierung ca. 6000 v. Chr. schon erfahren – und ihre Rolle ist nach wie vor keine festgelegte. So ist sie im urbanen Raum oft verhätschelter, viel geliebter Herrscher des Hauses, während sie am Land nach wie vor eher als XS-Raubtier mit kuscheligem Zusatznutzen gilt. Und zwiespältig ist nicht nur ihre Rolle, sondern auch ihr Ruf, der zwischen eleganter Anmut und hinterlistigem Raubtier changiert.
Eindeutig pro Katze waren jedenfalls die alten Ägypter. In der sogenannten Spätzeit (664–332 v. Chr.) galt die Miau (so wurden Katzen tatsächlich genannt) als heilig – den Tierkult im alten Ägypten sollte man sich allerdings eher so vorstellen, dass die Menschen das Göttliche im Tier verehrten, nicht unbedingt das Tier an sich. Katzen lebten jedenfalls mit den Menschen zusammen und galten als begnadete Mäusefänger – zu einer Zeit, als Getreide äußerst kostbar war, eine unschätzbare Fähigkeit. Dass auf Reliefs von wichtigen Gräbern, etwa bei Thutmosis, dem Bruder von Pharao Echnaton, Katzen abgebildet waren, zeigt auch, neben dem Bastet-Kult, schlicht Zuneigung: Das ist mein Lieblingstier – es ist für mich so wichtig, dass ich es mit ins Jenseits nehmen möchte.
Viel länger als den eigentlichen Tierkult, schon seit dem Alten Reich (2707–2216 v. Chr.), gab es im ägyptischen Vielgottglauben mächtige Gottheiten mit katzen- und löwenähnlichen Zügen, unter deren Schutz die Menschen standen. Als wichtigste Göttinnen in Katzengestalt gelten die heute noch bekannte Bastet, gerne als sitzende Katze dargestellt, und Sachmet, ursprünglich Bastets böse, zerstörerische Seite, die schließlich in eine eigene, löwenähnlich dargestellte Gottheit mündete. Bastet, die ausschließlich für Positives wie Fruchtbarkeit und Liebe stand, galt als heiteres, freundliches Wesen und war laut ägyptischer Mythologie die Tochter des mächtigen Sonnengottes Re. Schon Chephren, der König, der die mittlere der drei Pyramiden von Gizeh erbauen ließ und dessen Bild vermutlich die große Sphinx darstellt, wurde mit Bastet dargestellt. Sachmet dagegen galt als Göttin des Kriegs, ihr Name bedeutet „Die Mächtige“. Die auffällige Löwengestalt deutet auf Sachmets Kampfeslust und Kraft hin. Als Kultort dieses gegensätzlichen Paars galten Per Bastet (Haus der Bastet), später von den Griechen zu Bubastis verballhornt, bzw. Memphis. In Bubastis wurden für Bastet Tempel erbaut und rauschende religiöse Feste gefeiert. Der antike griechische Geschichtsschreiber Herodot schildert diese folgendermaßen: „Wenn sie nach Bubastis gekommen sind, feiern sie und bringen große Opfer dar, und Wein aus Reben geht bei diesem Fest drauf mehr als im ganzen Jahr sonst. Und da kommen zusammen Männer und Frauen, die Kinder nicht gerechnet, an die siebenmal hunderttausend, wie die Einheimischen erzählen.“ In Bubastis gab es außerdem einen Katzenfriedhof, und selbst mumifizierte Katzen als Grabbeigaben, die teilweise extra dafür getötet wurden, waren im alten Ägypten ganz und gar nichts Ungewöhnliches, wollte man die Göttin Bastet milde stimmen.