Hundelied:

Musiker Willi Langer

Dr. Heinz Heistinger

Musiker Willi Langer über das Zusammenleben mit seinem Hund Momo, sein Engagement für Tierschutz und seine neue CD „Die Rundn werden kürzer“.

Herr Langer, wie sind Sie „auf den Hund gekommen“?
Eigentlich hatten wir immer Katzen, aber als unsere -Tochter etwa zwölf Jahre alt war, arbeitete sie mit allen Mitteln daran, einen Hund zu bekommen. Zuerst versuchten wir noch, dem zu entkommen, indem wir mit Tierheimhunden stundenweise spazieren gingen. Doch irgendwann sagten wir uns dann: So oft, wie wir mit „Leihhunden“ unterwegs sind, können wir auch gleich einen eigenen Hund haben! Und als meine Frau dann den unwider-stehlichen Mischling Momo in den Anzeigen des Tierheims entdeckte, war es so weit. So gesehen mussten wir uns also ein wenig an den Hund herantasten, aber keiner von uns möchte heute die Erfahrung missen, das Leben 14 Jahre lang mit unserem Hund Momo geteilt zu haben. Ich muss meiner Tochter also im Nachhinein für ihre Hartnäckigkeit dankbar sein.

Sie haben ein Lied über Ihren Hund geschrieben und aufgenommen. Mit der so entstandenen CD unterstützen Sie die österreichischen Tierheime. Wie ist es dazu gekommen?
Die Tatsache, dass Momo nicht mehr lange leben -würde, hat damals meine Familie und natürlich auch mich beschäftigt. Wer schon einmal für längere Zeit einen Hund als Begleiter hatte und diesen verloren hat, kann das -sicherlich gut nachvollziehen. Einige Wochen vor Momos Tod entstand während der letzten Spaziergänge ein Lied in -meinem Kopf, als ich die gemeinsame Zeit noch einmal Revue passieren ließ. Mit jeder Runde kam die eine oder andere Zeile dazu, und schließlich brachte ich den Text zu Papier und nahm zu Hause eine Demoversion des Liedes auf. Zum allgemeinen Verständnis muss ich an dieser Stelle vielleicht dazusagen, dass ich von Beruf Musiker bin, und zwar reiner Instrumentalist.

Da ich niemals geplant hatte, mich als Sänger oder Lieder-macher zu betätigen, mir aber dieses Lied mehr oder weniger „passiert“ ist, wusste ich zuerst lange nicht, wie ich damit umgehen sollte. Nach langem Überlegen habe ich mir aber erlaubt, das Stück ordentlich zu produzieren und mich zum ersten und vielleicht auch einzigen Mal als Sänger zu versuchen. Die nächste Überlegung war: Veröffentlichen, ja oder nein, und wenn ja, dann wie? Da die ganze Sache etwas sehr Spezielles und auch etwas recht Privates für mich und meine Familie ist, wollte ich auch einen besonderen Weg der Veröffentlichung finden, und so hatte ich den Gedanken, das Lied in den Dienst des Tierschutzes zu stellen. Einerseits, weil ich die Arbeit für das Tierwohl sehr wichtig finde und damit vielleicht einen ganz kleinen Beitrag leisten kann, andererseits, weil sich damit ein Kreis für mich schließt. Immerhin würde es dieses Lied nicht geben, hätten wir damals nicht unseren Tierheimhund bekommen.

Ich habe der Präsidentin des niederösterreichischen Tierschutzverbandes, Andrea Specht, von der ganzen Sache erzählt. Wir kennen uns schon sehr lange, und sie war es auch, die uns Momo damals im Kremser Tierheim übergeben hat. Das Lied und die Benefizidee haben ihr gefallen, und so kam es zu dieser Kooperation zugunsten der Tierheime. Andrea Specht kümmert sich dankenswerterweise mit mir um die Umsetzung des Projekts.

Wie können wir Tierärztinnen und Tierärzte dieses Projekt sinnvoll unterstützen?
Die CD ist nicht im üblichen Handel erhältlich und zurzeit fast ausschließlich in den Tierheimen des niederösterreichischen Tierschutzverbandes zu finden. Wir würden uns natürlich über weitere Möglichkeiten freuen, die CD an den Tierfreund oder die Tierfreundin zu bringen. Gerade die Tierarztpraxis zum Beispiel wäre eine dafür prädestinierte Stelle. Wenn also jemand die Möglichkeit und den Willen hat, dieses Projekt zu unterstützen: Setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung! Eine Tierärztin aus meinem Bekannten-kreis hat die CD übrigens seit Kurzem in ihrer Praxis liegen und hat aufgrund der guten Nachfrage sogar schon nachbestellt.

Das Lied heißt „Die Rundn werden kürzer“. Was vermittelt einem Hundefreund wie Ihnen ein Spaziergang mit Hund?
Ich bin sehr naturverbunden aufgewachsen und hatte immer ein offenes Auge für die Schönheit der Natur und die Faszination ihrer Geschöpfe. Ein Spaziergang im Grünen gibt mir das Gefühl, ein Teil des Ganzen zu sein. Wenn man dann die Natur mit seinem vierbeinigen Begleiter durchstreift, bekommt der Spaziergang noch eine zusätzliche Dimension. Man ist ein ungleiches und dennoch eingeschworenes Team mit eigener Kommunikation und gewissen Spielregeln. Man erfreut sich daran, gemeinsam mit dem Hund die freie Natur zu erleben und zu genießen. Es ist schön, zu beobachten, dass man dem Hund Sicherheit gibt, wenn er immer wieder den Blickkontakt sucht. Er beschützt mich und ich beschütze ihn. So sind sicher auch archaische Gefühle im Spiel, diese besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier, das Gefühl von Freiheit und von Freundschaft.

Gehen Sie die gleiche Strecke auch heute noch, eventuell mit einem neuen Hund?
Ja, das mache ich ziemlich regelmäßig. Ab und zu gehe ich die Runde alleine, meist aber mit meiner Frau oder auch am Wochenende mit der ganzen Familie zu viert. Um genau zu sein, zu fünft, denn unsere Tochter hat nun selbst einen Hund, und mit diesem verbringt sie oft das Wochenende bei uns. Wir haben also ziemlich regelmäßig wieder einen Hund im Haus, auch, wenn es vorerst nur der „Enkelhund“ ist.

Ist es schwierig geworden, seinen Hund in unserer Gesellschaft noch als „besten Freund des Menschen“ zu bezeichnen?
Die Frage ist, ob der Hund schon durch das Smartphone abgelöst wurde. Ich glaube allerdings, dass der Hund immer seinen Platz als Begleiter des Menschen haben wird, gerade, weil die Menschen ansonsten oft einsamer sind als früher. Und auch der Roboter oder die künstliche Intelligenz wird dem lebenden Geschöpf nicht so schnell den Rang ablaufen, zumindest hoffe ich das.

Meiner Meinung nach wird diese spezielle Bindung zwischen Mensch und Hund immer Bestand haben, und ich hoffe auch, dass der blumige Spruch vom Hund als bestem Freund des Menschen nicht irgendwann politisch inkorrekt wird. Ein Thema sind auch die immer wieder vorkommenden schweren Beißvorfälle, die sich natürlich besonders gut für reißerische Schlagzeilen eignen. Jeder einzelne Fall ist selbstverständlich dramatisch, aber meist ist vor allem das Verhalten des Hundehalters zu hinterfragen. Ich glaube und hoffe nicht, dass es deshalb zu einem pauschalen Imageschaden des Hundes in der Gesellschaft kommt, vielmehr sollte es zu einem noch höheren Verantwortungsbewusstsein der Hundehalter führen.

Wenn Sie einem Bekannten, der sich einen Hund zulegen möchte, einen Tipp zur Hundehaltung geben wollten, was würden Sie ihm als Erstes sagen?
Ich würde ihn vor allem fragen, ob die Entscheidung, sich einen Hund zu nehmen, wohlüberlegt ist. Einen Hund zu haben bedeutet einerseits viel Freude und schöne Momente, andererseits braucht man aber auch Verantwortungsbewusstsein und Kompromissbereitschaft. Es ist wichtig, alles zu bedenken, wie zum Beispiel die Urlaubsplanung, oder die Frage, was -passiert, wenn ich länger krank bin. Man muss sich bewusst -machen, dass dies eine Entscheidung für die nächsten zehn bis 15 Jahre ist. Man muss sich auch über den finanziellen Aspekt im Klaren sein.

Wie plant man seine Freizeit Ihrer Meinung nach hundegerecht?
Unser Momo hatte ganz sicher kein schönes erstes Lebens-jahr, bevor er ins Tierheim und anschließend in unsere Familie gekommen ist. Er war angeblich an der Kette und wurde auch geschlagen. Dementsprechend war es anfangs nicht einfach und wir mussten erst lernen, uns gegenseitig richtig zu verstehen und uns aufeinander einzustellen. So mussten wir zum Beispiel erkennen, dass ihn ein Spaziergang durch die Stadt total überforderte, während er die Runden im Grünen liebte. Wir haben aber auch gesehen, dass er kein Problem hatte, für einige Stunden alleine zu sein. Wenn wir also in die Stadt wollten, so machten wir das ohne Hund. Was ich damit sagen will, ist, dass man einem Hund nichts aufzwingen sollte, was ihm großen Stress bereitet, sofern es sich vermeiden lässt. Und natürlich ist es wichtig, die Bedürfnisse des Hundes zu berücksichtigen, wie etwa angemessene Bewegung und Beschäftigung, und dies zeitmäßig einzuplanen. Auch -Ernährung und Gesundheit sind ein wichtiges Thema.

Was könnte man in Österreich ändern, damit nicht so viele Hunde im Tierheim landen?
Da komme ich wieder auf die vorletzte Frage respektive -Antwort zurück. Wenn man irgendwie erreichen könnte, dass sich jeder angehende Hundebesitzer über sämtliche Konsequenzen dieser Entscheidung bewusst ist, bevor er sie trifft, wäre die eine oder andere unüberlegte Anschaffung vielleicht zu verhindern. Ob es die Möglichkeit gibt, die Voraussetzungen für ein verpflichtendes Auf-klärungsgespräch zu schaffen, bezweifle ich allerdings.

Wie sollten sich Menschen, die im Umgang mit Hunden geübt sind, Ihrer Meinung nach mit Nichthundebesitzern austauschen?
Wie so oft geht es um gegenseitiges Verständnis, um Aufklärung, um Kommunikation. Einfach gesagt: Ein Hundebesitzer muss verstehen, wenn ein Nichthundebesitzer Angst vor seinem Hund hat oder sich durch den Hundekot belästigt fühlt, und ein Nichthundebesitzer muss verstehen, welche Rolle der Hund für den Hundebesitzer spielt. Man sollte immer versuchen, es auch aus den Augen des jeweils anderen zu sehen. Natürlich gehört auch die Einhaltung gewisser Spielregeln zum Aufbau von gegenseitigem Verständnis unbedingt dazu.

Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten von uns Tierärztinnen und Tierärzten, Hunde ein Leben lang, aber vor allem im Alter, zu betreuen?
Ich kann nur von meinen, von unseren Erfahrungen ausgehen, und die sind sehr positiv. Wir haben uns mit unserem Hund gut betreut und gut beraten gefühlt. Wie in der Humanmedizin werden die Möglichkeiten auch hier immer besser, aber die allermeisten Leser dieses Journals wissen das ohnehin viel besser als ich. Klarerweise spielt der Geldbeutel des Hundehalters eine gewisse Rolle bei der Ausschöpfung der medizinischen Möglichkeiten.

Wann spürt man, dass der Platz seines Hundes – so,  wie in Ihrem Lied besungen – bald leer bleiben wird?
Wenn man so viele Jahre mit einem Hund zusammenlebt, erkennt man Veränderungen in seinem Verhalten. In unserem Fall ist es mit dem Bewegungsapparat immer schwieriger geworden, dazu kamen vermehrt schwere epileptische Anfälle. Wenn ein alter Hund dann kaum noch fressen will und auch fast nicht mehr aufsteht, weiß man auch als Laie, dass es irgendwann zu Ende gehen wird. Natürlich waren wir auch in den letzten Monaten in Kontakt und Austausch mit unserem Tierarzt.

Erkennen wir Tierärztinnen und Tierärzte dieses Empfinden an Hundebesitzern?
Es gibt wohl auch unter den Tierärztinnen und Tierärzten empathische und weniger empathische Menschen. Wir haben uns gut verstanden gefühlt. Eine der schwierigsten Aufgaben als Hundehalter ist sicher die Entscheidung über das Leben seines Hundes. Ich glaube, hier hat die Tierärztin oder der Tierarzt die wichtige Aufgabe, den Hundebesitzer auf verständnisvolle Weise im Sinne des Tierwohls zu beraten, um den richtigen Zeitpunkt zu finden.