Resilienz durch Thermoregulierung

Wildschweine trotzdem dem Klimawandel

Ao. Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Thomas Ruf, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI), Vetmeduni 

Im Laufe der Evolution haben sich Wildschweine (Sus scrofa) weltweit verbreitet und werden in dieser Hinsicht nur vom Menschen und dessen Dauerbegleitern Maus (Mus musculus) und Ratte (Rattus norvegicus) über­troffen. Wesentlicher Faktor der hohen Anpassungs­fähigkeit an unterschiedlichste Umweltbedingungen ist die ausgeprägte Fähigkeit der Wildschweine zur Regulierung ihrer Körpertemperatur. Laut einer aktuellen Studie des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien könnte dadurch der globale Klimawandel für Wildschweine nur geringe Auswirkungen haben.

Hohe Resilienz gegenüber 
Temperaturunterschieden 
Für ihre Studie überprüften die Wissenschafter*innen die Hypothese, ob die Temperatur als Lebensraumfaktor im Vergleich zu anderen Lebensraumfaktoren unwichtig ist, weil Wildschweine ausgezeichnete Thermoregulatoren sind. Untersucht wurden 13 erwachsene Weibchen, die im Burgenland in einem Freigehege leben. Ausgestattet waren die Wildschweine mit Sensoren für Herzschlag und Körpertemperatur. Laut den Forscher*innen der Vetmed­uni wirkt die Temperatur nur indirekt, denn Wildschweine zeigen hohe Resilienz gegenüber Temperaturunterschieden. Wichtiger ist demnach die reichliche Verfügbarkeit 

von Nahrungsressourcen – sie kann die negativen Auswirkungen kalter Winter vollständig ausgleichen. 

Laut den Wissenschafter*innen wäre es vor diesem Hintergrund keine Überraschung, wenn Wildschweine nur geringe Reaktionen auf den globalen Klimawandel zeigen würden. Allerdings könnte die mit der Klimaerwärmung verbundene zunehmende Trockenheit zu einer geringeren Nahrungsverfügbarkeit führen und Wildschweine damit vor ein anderes Problem stellen. 

Quelle: Der Artikel „Thermoregulation in the wild boar (Sus scrofa)“ von Thomas Ruf, Sebastian G. Vetter, Johanna Painer-Gigler, Gabrielle Stalder und Claudia Bieber wurde in „Journal of Comparative Physiology B“ veröffentlicht.