Die Errungenschaften in der digitalen bildgebenden Diagnostik sind in der Tiermedizin von großer Bedeutung. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl technischer Geräte, die die Diagnose erleichtern. Vom digitalen Röntgen über Computertomografie, Ultraschall und Endoskopie – die moderne Labordiagnostik lässt fast keine Wünsche offen. Wir sprachen mit Tierarzt Dr. Karl Grohmann, Leiter der Tierklinik Korneuburg, darüber, welche Anschaffungen für eine Tierklinik aus seiner Sicht sinnvoll sind.
Wie hat sich die bildgebende Diagnostik in der Tierarztpraxis aus Ihrer Sicht in den letzten 20 Jahren entwickelt?
Aus meiner Sicht hat sie sich im genannten Zeitraum dramatisch entwickelt, und das ist gut so. In der bildgebenden Diagnostik kann man alle paar Jahre einen Quantensprung erleben, und auch wir werden aufrüsten. Denn mit den neuen Geräten kann die Diagnostik verfeinert werden. Vor allem für die jungen Kollegen, die noch nicht so viel Erfahrung haben, sind die technischen Geräte sehr hilfreich, um eine gewisse Sicherheit in der Diagnose zu bekommen und Misserfolge hintanzuhalten.
Generell muss man aber sagen, dass ein junger Tierarzt, der eine neue Praxis eröffnet, zu Beginn vor großen Investitionen steht. Um up to date zu sein und perfekte Behandlungen anbieten zu können, sind auch die etablierten Tierärzte gezwungen, regelmäßig in die technische Ausrüstung zu investieren. Aus meiner Sicht ist es wichtig, das Angebot genau zu prüfen und die diagnostischen Tools vernünftig einzusetzen.
Früher hat oft das „Augenmerk“ des Tierarztes genügt, um eine Diagnose zu erstellen. Braucht es wirklich so viel Technik in der Ordination?
Jein. Profundes Wissen ist in der klinischen Diagnostik wichtig. Erfahrung ist nicht bezahlbar und höchst notwendig. Aber manche Diagnosen sind ohne den Einsatz technischer Geräte schwierig, wenn man keine Vermutungsdiagnose stellen möchte. Ohne Ultraschall war oft ein Bauchpunktat notwendig oder das Punktat einer Körperhöhle. Heutzutage erzielt man durch eine Ultraschalluntersuchung, die unblutig und auch für das Tier schonender ist, eine sichere Diagnose. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich die Kostenfrage, denn für einen Existenzgründer ist es schwierig, viel Geld in eine perfekte Ausstattung zu investieren. Es kann eine Weile dauern, bis man die Kosten wieder hereingespielt hat.
Sie sprechen immer wieder die hohen Investitionskosten vor allem für Praxisgründer an. Wird man darauf an der Veterinärmedizinischen Universität vorbereitet?
Das ist ein Manko in der tierärztlichen Ausbildung. Es gibt an der Universität keine Schulungen, wie man wirtschaftlich denkt und eine Praxis führt. Dadurch ist es für Anfänger schwierig. Ich hatte das Glück, dass ich aus einer Kaufmannsfamilie komme und dort gelernt habe, wie man einen Betrieb führt. Tierärzte, die frisch von der Universität kommen, haben keine Ahnung, was ein Deckungsbeitrag ist, wie viel Umsatz man machen muss, um Gewinn zu erzielen, oder welche Anschaffungen gleich getätigt werden können und mit welchen sie besser noch warten sollten. Es wäre also gut und sinnvoll, wenn es an der Veterinärmedizinischen Universität die Möglichkeit gäbe, praxisorientiertes Wirtschaften zu lernen.
Sie haben in Ihrer Tierklinik eine Vielzahl an diagnostischen Geräten zur Verfügung. Womit haben Sie begonnen und wie rasch ist Ihr „Technikpark“ gewachsen?
Unser erstes Diagnosegerät war ein Röntgen mit Nassentwicklung, das habe ich im Jahr 1986 bei der Eröffnung meiner Praxis angeschafft. Ich habe den Erwerb weiterer technischer Geräte nicht übereilt. Als es leistbar war, kam Stück um Stück hinzu. Ein Ultraschallgerät war das Nächste, das für die Tierklinik erworben wurde. Dann folgten ein Blutanalysegerät und ein zytologisches Labor mit einem sehr guten Mikroskop. Dann kam noch ein EKG hinzu.
Aber mit der einmaligen Anschaffung ist es natürlich nicht getan. Um mit der technischen Entwicklung und den verbesserten Möglichkeiten Schritt zu halten, haben wir neue Geräte gekauft. Jetzt haben wir ein digitales Röntgen mit WLAN, das geht schneller, ist genauer und digital bearbeitbar. Auch beim Ultraschall haben wir aufgerüstet, wir verfügen nun über ein 3-D-Gerät. Die meisten Geräte haben eine begrenzte Lebensdauer und müssen dann getauscht werden, wie z. B. die Blutanalysegeräte. Die Erneuerung eines Geräts muss aber auch wirtschaftlich sein, vor allem bei sehr teuren technischen Einrichtungen wie etwa dem digitalen Röntgen.
Ganz wichtig ist es, dass die Geräte auch richtig bedient und ausgewertet werden. Deshalb gibt es intensive Einschulungen für neue Geräte und auch immer wieder Nachschulungen.