Einleitung
Kokzidien sind häufig im Darm von Kälbern parasitierende Einzeller, von denen einige Arten unterschiedlich pathogen sein können. Die Parasiten besiedeln vorrangig die Darmepithelzellen. Pathogenere Arten dringen tiefer in das Gewebe ein und zerstören auch das Endothel der tiefer gelegenen Blutgefäße. Bei stärkerem Befall kann dies zur Zerstörung größerer Darmschleimhautbereiche und zu blutigem Durchfall führen (Rote Ruhr der Kälber).
Zur Charakterisierung und Bestimmung der einzelnen Arten dienen fast ausschließlich morphologische Merkmale der sporolierten Oozysten wie Größe, Form, Farbe und Beschaffenheit der Hüllen sowie das klinische Bild. Beim Rind sind weltweit 21 verschiedene Eimeria-Spezies bekannt. In Mitteleuropa wurden bisher 13 Arten beobachtet, die Befallsraten schwanken je nach Haltungsform und Weideverhältnissen zwischen zwölf und 100 Prozent.
Die wirtschaftlichen Schäden richten sich nach der Pathogenität der vorliegenden Eimeria-Art und der Schwere der Infektion.
Klinik, Krankheitsverlauf und Pathologie
Die Kokzidiose, bedingt durch Eimeria bovis und Eimeria zuernii, tritt üblicherweise als Stallkokzidiose auf und -basiert auf der bereits vorhandenen Kontamination in den Stallungen. Bei geringgradigem Verlauf setzen die Tiere wässrigen, dünnbreiigen Kot ab, erholen sich aber nach einer kurzen apathischen und anorektischen Phase. Bei stärkeren Erkrankungen tritt nach beginnender Koterweichung bei noch erhaltenem Appetit und normaler Körpertemperatur an den folgenden Tagen Durchfall mit grünlichbraunem, schleimigem, übel riechendem Kot auf. Die Kälber haben dann meist Fieber und scheiden mit dem dünnflüssigen Kot auch Blut und Schleimhautfetzen aus. Sie zeigen dabei eingefallene Flanken, schlagen nach dem Bauch und pressen unter Schmerzen kleine, wie zuvor beschriebene Kotportionen aus (Tenesmus ani). Nach circa einer Woche kann eine Genesung einsetzen, die Blutbeimengungen im Blut verschwinden, bei zunehmendem Appetit bleiben allgemeine Schwäche und struppiges Haarkleid oft noch Wochen bestehen.
Die Ansteckung mit E. alabamensis Oozysten dagegen erfolgt auf der Weide und führt so zu einer Weide-kokzidiose. Die sehr widerstandsfähigen Oozysten überwintern im Freien auf Grünflächen und werden unmittelbar nach dem Austrieb von den Rindern aufgenommen. Während zweitsömmrige Kälber nach einer Infektion nur wenige Oozysten ausscheiden, kommt es bei erstsömmrigen vier bis sieben Tage nach dem Austrieb zu massiven Oozystenausscheidungen und schaumig-wässrigem Durchfall. Die Tiere verlieren bis zu 15 Prozent des Körpergewichts und erholen sich erst innerhalb von vier Wochen.
Aktueller Fallbericht im Tiroler Unterland
In einem landwirtschaftlichen Betrieb im Bezirk Kitzbühel, der insgesamt 34 Rinder, zwei Ziegen und ein Mastschwein auf 1.100 Metern Seehöhe hält, erkrankten die erstsömmrigen Kälber schon seit einigen Jahren bereits in den ersten Weidewochen an Durchfällen unbekannter Genese. Zur Konditionierung durften 2018 sieben Kälber (Kalb 1–7) einige Tage direkt beim Hof weiden, ehe sie am 2. Mai auf die Koppel I der eigenen, permanent benutzten Kälberweiden in 1.200 Metern Seehöhe aufgetrieben wurden. Zur Stärkung der Darmflora erhielten alle Tiere an den ersten fünf Tagen des Weidegangs Calf Booster. Trotzdem trat bereits am fünften Weidetag bei fünf Kälbern (Kalb 1–5) Durchfall auf. Nach Rücksprache mit einem veterinärmedizinischen Parasitologen und dem Betreuungstierarzt wurden Kotproben zur diagnostischen Abklärung an die AGES und die Veterinärmedizinische Universität Wien (VMU) eingesendet. Die Tiere wurden einer diagnostischen Therapie unterzogen und wurden mit dem Antikokzidium mit dem Wirkstoff Toltrazuril behandelt, worauf der Durchfall abklang. Die Kälber 1–5 wurden auf eine Gemeinschaftsweide aufgetrieben, während die Kälber 6 und 7 gemeinsam mit einem vier Monate alten Kalb (Kalb 8) am 21. Mai auf die Koppel II (erstmalige Beweidung in dieser Weidesaison) verbracht wurden. Wie erwartet zeigten die Kälber 6 und 7, die vermutlich bereits auf der Koppel I E. alabamensis Oozysten aufgenommen hatten, keine Veränderung der Kotkonsistenz. Dagegen kam es bei Kalb 8 bereits am fünften Weidetag zu klinischen Symptomen mit Durchfall. Die Behandlung mit dem Wirkstoff Toltrazuril beendete die Diarrhoe in kürzester Zeit. Seitdem wechseln die Tiere kontinuierlich zwischen den beiden Weiden, entwickeln sich gut und haben keine klinischen Symptome mehr.