Mag. Eva Kaiserseder
Sie sind ja erst seit wenigen Monaten im Ruhestand – wie geht es Ihnen?
Die Freude, als Universitätsprofessor eine besondere Ersttagskompetenz der Studenten zu lehren, als Kliniker die Pferdepatienten individuell zu behandeln und die klinische Forschung anwendungsorientiert zu machen, lebt weiter!
Was waren Ihre Highlights in all den Jahren an der Uni?
Die Vorlesungen waren stets geprägt davon, mit interessierten, neugierigen und mitarbeitenden StudentInnen zu diskutieren. Während der praktischen Ausbildungen in der Klinik waren es Höhepunkte, zu erleben, wenn die Ersttagskompetenz der StudentInnen signifikant zunahm. Jeden Tag in der Klinik hatten wir Erfolg bei Pferdepatienten. Die wissenschaftlichen Erfolge unseres Teams waren stets messbar aufgrund der wissenschaftlichen Vorträge im In- und Ausland, der Publikationen, Promotionen, Diplomates (Dr. St. Recknagel, Dipl. ECEIM, Dr. T. Sattler, Dipl. ECPHM) sowie Habilitationen und Berufungen (Prof. Dr. Dipl. ECPHM F. Schmoll, AGES Wien; Prof. Dr. Dipl. ECBHM Th. Wittek, Veterinärmedizinische Universität Wien; PhD. Dr. A. Grosche, University Florida; PD Dr. Dipl. ECPHM T. Sattler, Universität Leipzig).
Wie sind Sie zum Tierarztberuf gekommen, ab wann stand fest: Ich werde Tierarzt?
Das war ab meiner Gymnasial- und Bundesheerzeit klar.
Welche Hobbys oder besonderen Interessen haben Sie?
Die Hobbys auf sportlicher Seite sind Skifahren im Winter und Bergwandern im Sommer in den Alpen. Das Radfahren hier in Markkleeberg (Landkreis Leipzig, Anm. d. Red.) ist am schönsten, weil die Seenlandschaft auch zum Schwimmen einlädt!
Was waren Ihre fachlichen Spezial-interessen und warum?
Da die Innere Medizin des Pferdes, und hier ganz besonders die Kolik des Pferdes und die neurologischen Probleme ganz besondere Herausforderungen in der tierärztlichen Praxis darstellen, sind diese die besonderen Tätigkeiten in Klinik und Forschung. Die Untersuchungen des Pferdeohres und -hörvermögens umfassen neueste Untersuchungsergebnisse, wobei die Entwicklung der Ohrendoskopie eine besondere Innovation darstellt. Auch die Gerichtliche Veterinärmedizin steht im Mittelpunkt, um das Veterinärrecht und die erforderliche Sorgfaltsplicht der Tierärztin/des Tierarztes während der Behandlung stets zu verbinden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der klinischen Forschungen sind in 120 Publikationen in internationalen Journals und 23 Dissertationsschriften veröffentlicht.
Wie sah ein ganz normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
Die klinische Visite, wobei in- oder ausländische StudentInnen und auch wissenschaftliche MitarbeiterInnen (Residency) die Pferdepatienten vorstellten, begann stets um 7:30 Uhr. Danach erfolgten die Spezialuntersuchungen in besonderer Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen. Die Vorlesungen aus Innerer Medizin des Pferdes und Gerichtlicher Veterinärmedizin waren vormittags oder nachmittags. Vormittags und nachmittags waren die praktisch-klinischen und labormedizinischen Ausbildungen der StudentInnen in Kleingruppen mit Pferdepatienten bzw. Probenmaterial, wobei die Übungen der Untersuchungstechniken auch mit Geräten – EKG, Ultraschalluntersuchung, Endoskopie, labormedizinische Analysegeräte – im Mittelpunkt standen. Die Präsentation der Untersuchungsergebnisse durch die StudentInnen war am Ende des Vormittags. Der Nachmittag umfasste die Erfüllung der Forschungsprojekte, Besprechungen mit den MitarbeiterInnen, und der Abend ermöglichte die Abfassung der Publikationen und die Erledigung der Verwaltungsaufgaben, wobei die Sekretärinnen dies besonders sorgfältig vorbereiteten.
Und wie sieht ein normaler Wochentag heute aus?
Dazu gehört die Betreuung der noch vorhandenen Dissertantinnen, die Abfassung der Publikationen, Begutachtungen der Manuskripte verschiedener Journals, Beantwortung von Fachfragen der TierärztInnen aus verschiedenen Ländern Europas, auch aus Österreich, das Halten von Vorträgen bei Kongressen im In- und Ausland (Colic Research Symposium, Lexington, USA, Juli 2017) und das Erledigen der Buchprojekte!
Auf welche Dinge haben Sie bei Ihren MitarbeiterInnen besonderen Wert gelegt?
Vor allem auf die Genauigkeit der Diagnose und Behandlung der Pferdepatienten durch die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, die korrekte labormedizinische Untersuchung durch die medizinisch-technischen Mitarbei-terInnen, das Abfassen der Forschungsergebnisse durch die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, die Pflege der Pferdepatienten durch die TierpflegerInnen sowie die genauen und nachhaltigen Erledigungen der Verwaltungsaufgaben durch die Sekretärinnen. Die Fort- und Weiterbildung aller in der Klinik tätigen Personen während eines Jahres ermöglichte den Erfolg, die Zufriedenheit, die Gesundheit und den Zusammenhalt in der Medizinischen Tierklinik der Universität Leipzig.
Was von Ihrem Berufsalltag fehlt Ihnen?
Der Berufsalltag war eigentlich stets erfolgreich und das, was fehlte, haben wir alle nachgeholt, ergänzt und erledigt.
Und was fehlt Ihnen so gar nicht?
Die unendlichen Diskussionen mit den ProfessorInnen und dem Verwaltungspersonal der Universität um den Wert des Nichts habe ich Gott sei Dank nicht mehr!