Christine Krozecky, MMSc., PhD
Ausgabe 12/2023-01/2024
In der letzten Ausgabe haben wir uns damit beschäftigt, welche Vorbereitungen getroffen werden können, um (vor)weihnachtlichen Stress zu reduzieren. Grund für diese – relativ zeitige – Befassung mit dem Thema waren die zusätzlichen Belastungen, die rund um diese Jahreszeit häufig auf Sie als Tierärzt*innen zukommen (zusätzliche Notfälle, „dringende“ Abklärungen vor den freien Tagen etc.). Ich habe nach dem Verfassen des letzten Artikels lange darüber nachgedacht, weshalb es gerade im veterinärmedizinischen Beruf immer öfter notwendig wird, rechtzeitige Vorkehrungen zu treffen, um nicht von einer Vielzahl an arbeitsbedingten Stressoren (Belastungsfaktoren) überwältigt zu werden. Während dieser Reflexion bin ich beim Thema „Erwartungen“ hängen geblieben und möchte in diesem Zusammenhang zwei meiner Meinung nach sehr relevante Punkte benennen:
Ich möchte vor allem auf den zweiten Punkt eingehen, da dieser aus meiner Sicht häufig vernachlässigt wird. Als Wissenschaftlerin im Bereich der Mensch-Tier-Beziehung fällt natürlich rasch auf, dass sich die Beziehung zu Haustieren im Verlauf der letzten Jahrzehnte stark verändert hat – Haustiere wurden zu Familienmitgliedern und die emotionale Verbindung zu ihnen erlangt einen immer höheren Stellenwert (Krouzecky et al., 2022). Als Haustierhalter*innen wünschen wir uns für unsere Tiere daher natürlich auch ein langes, erfülltes und gesundes Leben. Mit diesem Wunsch sind allerdings auch konkrete Erwartungen an Sie als Tierärzt*innen verbunden:
Dies ist nur ein Auszug von oft genannten Erwartungen von Tierhalter*innen an ihre Tierärzt*innen (Vet Focus, 2021), die aber dazu führen können, dass hinsichtlich der eigenen Arbeit enormer Stress entsteht – nicht zuletzt, um dem wachsenden Wettbewerb im Beruf gerecht zu werden und so den Erfolg der Praxis zu sichern.
Ich möchte Sie in dieser Ausgabe dazu einladen, zu reflektieren, wie es Ihnen in Ihrer Arbeit mit den genannten Erwartungen geht, und zu überprüfen, ob diese auch Ihren eigenen Maßstäben entsprechen. Nutzen Sie die Zeit, um es sich dabei gemütlich zu machen – machen Sie sich einen Tee oder Kaffee, zünden Sie die Kerzen auf dem Adventkranz an; was auch immer Ihnen gut tut. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um darüber nachzudenken, welche Werte Sie in Ihrem Beruf vertreten. Vielleicht sind diese Überlegungen ja auch eine gute Grundlage für Neujahrsvorsätze.
Wir werden uns in den nächsten Ausgaben noch weiter mit diesem Thema beschäftigen, aber für den Anfang wünsche ich Ihnen eine entspannte Auseinandersetzung mit Ihren Gedanken dazu. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein (hoffentlich ruhiges) neues Jahr!