Veterinäres Wissen und Labordiagnostik –

ein perfektes Duo

Bettina Kristof

Die Labordiagnostik nimmt in der Veterinärmedizin eine bedeutende Rolle ein. Der Einsatz von labordiagnostischen Geräten ist in vielen Fällen zur Absicherung der Diagnose wichtig. Das betrifft altersbedingte Vorsorge­untersuchungen, Infektionen und Parasitenbefall ebenso wie Allergien oder Reisekrankheiten. Auch die Verlaufskontrolle vieler Erkrankungen und der Einsatz bestimmter Medikamente erfordern wiederholte Laboruntersuchungen. Egal ob Kleintiere, Exoten oder Pferde – viele tierische Patienten profitieren von der Labordiagnostik. Wir baten Mag. Christian Quehenberger, Inhaber der Tierklinik Quehenberger, uns einige Fragen zu diesem spannenden Thema zu beantworten.

Welche Bedeutung haben Laboruntersuchungen in der Veterinärmedizin?
Eine sehr hohe Bedeutung. Ich würde sagen, das Labor ist der Turbo der internen Tiermedizin. Man kann sogar sagen: Ohne Labor geht es in der internen Medizin nicht mehr. Wir sind, was Labordiagnostik anlangt, in der Veterinärmedizin jetzt da, wo die Humanmedizin Anfang der 1990er-Jahre war. Es entwickelt sich. Die Tierhalter erwarten sich für ihre Tiere immer bessere und aufwendigere Untersuchungen. Sie legen den Maßstab bei der Humanmedizin an. Sie wollen für ihr Tier dieselben Untersuchungen, die sie selbst bekommen. Daher ist die Labordiagnostik im Tierbereich ein expandierender Markt und hat Zukunftspotenzial. 

Wie wichtig ist der Einsatz von Labordiagnostik in der tierärztlichen Praxis?
Sehr wichtig. Seriöserweise ist eine Diagnosestellung ohne Labor in vielen Fällen gar nicht möglich. Ohne Labor kann man oft nur eine Verdachtsdiagnose äußern. Die Diagnosen sind durch die Möglichkeiten der Labor-untersuchungen sicherer geworden. Es gibt bei den Tierärzten hinsichtlich des Labors zwei Fraktionen: Die eine Fraktion ist dafür, erst zu untersuchen und dann gezielte Tests zu machen. Die andere macht zuerst Blutbild und Blutchemie und überlegt dann erst weitere Schritte.

Zu welcher Fraktion gehören Sie?
Ich war früher ein Vertreter der ersten Fraktion, da sie eher meinem Zugang zur Veterinärmedizin entsprach. Erst nach breitem Einsatz von Laboruntersuchungen haben wir erkannt, was wir früher übersehen haben. Deshalb stehen bei mir jetzt Laboruntersuchungen an erster Stelle, dann gibt es eine sichere Diagnose und eine entsprechende Therapie. Diese Vorgehensweise erspart den Tieren unnötige Behandlungen aufgrund von Verdachtsdiagnosen und eine Verzögerung der richtigen Therapie.

Welche Untersuchungen machen Sie in-house und welche Proben schicken Sie an ein Überweisungslabor?
In unserer Klinik hat das In-house-Labor einen großen Stellenwert. Wir machen sämtliche Ausstriche, Blutuntersuchungen für das Blutbild und blutchemische Parameter in unserem eigenen Labor. Durch die Laboruntersuchungen vor Ort bieten wir unseren Kunden eine gute Serviceleistung. Wir können die Ergebnisse innerhalb von ein paar Minuten liefern. Bei diesen Untersuchungen kann man etwas Konkretes herzeigen, die Diagnostik wird gestützt oder erst ermöglicht. Das gibt den Tierhaltern Sicherheit. Ins Überweisungslabor schicken wir histologische Proben und alles, was mit der DNA zu tun hat, etwa Gentests und einen Großteil der Erregerdiagnostik. Da gibt es nur wenige Schnelltests, die man vor Ort machen kann, etwa Giardientest oder FeLV. 

Welche labordiagnostischen Geräte sind unverzichtbar für eine Tierarztpraxis?
Der Kleintierpraktiker braucht für die Blutuntersuchungen ein Hämatologiegerät, ein Blutchemiegerät, und man muss einen Blutausstrich machen können. Ein Mikroskop gehört in jede Tierarztpraxis – unabhängig von der Spezialisierung. Weiters wäre ein Gerät für immunologische Messungen gut (Hormone, Medikamente). Ein Harn-analysegerät kann die Labordiagnostik sinnvoll ergänzen. 

Bei welchen Verdachtsmomenten ist Ihnen der Einsatz labordiagnostischer Methoden besonders wichtig? 

Sobald eine Diagnose abzusichern ist. Bei internistischen Erkrankungen, die sich im Blut, im Harn oder im Kot zeigen, sind Laboruntersuchungen immer wichtig. Grundsätzlich kann ich bei fast jeder Erkrankung das Labor heranziehen. 

Wie verwalten Sie die Laborergebnisse?
Eine große Rolle dabei spielt die Einbindung der Laborgeräte in die EDV. Die Untersuchungsergebnisse werden in die EDV übertragen. Der Tierhalter bekommt einen standardisierten Ausdruck, alle Befunde erscheinen im gleichen Layout. Die Ergebnisse werden in der Patientenkartei archiviert.

Welches spezielle Fachwissen braucht man, um die modernen Geräte richtig anwenden zu können?
Es ist grundsätzlich nicht schwierig, sich bei den Geräten auszukennen, denn sie sind für Tierärzte gemacht und nicht für Wissenschaftler. Wichtig ist eine gründliche Einschulung an den Geräten und eine regelmäßige Wartung.

Welche Weiterbildungen gibt es im Bereich der Labordiagnostik?

Es gibt jede Menge Weiterbildungen, die wir auch konsumieren, um auf dem letzten Stand zu sein. Bei internistischen Fortbildungen werden immer wieder neue Parameter vorgestellt, die auch für uns wichtig sind. 

Liefern die Analysegeräte eindeutige Ergebnisse oder liegt es am Fachwissen des Arztes, die Resultate zu interpretieren?
Die Laborgeräte liefern keine Diagnosen, außer es handelt sich um einen Schnelltest. Sie liefern Daten, um daraus Diagnosen abzuleiten. Wichtig ist die richtige Interpretation, und das ist die Herausforderung für den Tierarzt. Um die richtige Diagnose stellen zu können, braucht er Fachwissen, Erfahrung und internistisches Know-how.

Welche Verbesserungen gab es in den letzten Jahren?
Es gibt laufend neue Parameter. Die Preise vor allem für die In-house-Diagnostikgeräte sind in letzter Zeit gefallen. Es wird leistbarer.

Welche Untersuchungen führen Sie am häufigsten durch?
Hämatologie und Blutchemie, das sind die Standards.

Wie oft benötigen Sie welches Gerät bzw. welche Methode im Durchschnitt?
Wir haben am Tag in etwa 20 Laboruntersuchungen. 

Wie wird sich der Einsatz der Labordiagnostik in der Tierarztpraxis entwickeln?
Ich denke, man sollte die Labordiagnostik noch mehr in den Klinikalltag einbinden. Tierärzte sollten ihr Betätigungsfeld erweitern. Früher kamen viele Tierhalter hauptsächlich wegen der jährlichen Impfung zum Tierarzt und das war’s. Ich plädiere dafür, die Tiere umfassender zu untersuchen. 

Vorsorgeuntersuchungen sind beispielsweise extrem wichtig, um die Gesundheit der Tiere sicherzustellen. 30 bis 40 Prozent der Laboruntersuchungen bei uns sind bereits jetzt Vorsorgeuntersuchungen. Das kann man aber noch ausweiten, indem man früher damit beginnt und mehr Tierhalter dafür gewinnt. Bei Katzen sollten Vorsorgechecks ab dem Alter von neun Jahren und bei Hunden ab sieben Jahren einmal jährlich durchgeführt werden, im Sinne der Tiergesundheit und im Sinne der Kunden-Compliance.