Van-Katzen:

Eine türkische Katzenrasse, die gerne ins Wasser geht

Horst Erich König1, Ismail Hakki Nur2, Fritz Hartmann3, William Pérez4

Die Van-Katzen sind ein wichtiges Kulturgut der Türkei. Sie stehen als solches unter dem Schutz der Republik – dies wurde in einem offiziellen Erlass (Nr. 2006/16 vom 22. April 2006) bekannt gegeben. Diese Katzen werden rund um den Van-See im Nordosten der Türkei gezüchtet und stehen als Kulturgut unter besonderem Schutz: Sie dürfen etwa nicht exportiert werden.
Van-Katzen besitzen helle, oft blaue oder gelbe Augen. Oft zeigt das gleiche Exemplar unterschiedliche Augenfarben (siehe Bild). Sie haben einen dreieckigen, mittelgroßen bzw. großen Kopf und besitzen wasser­­abweisendes, weiches, langes Haar (ähnlich wie Angorakatzen) von Weiß bis Elfenbein­farben. Ihr Schwanz ist kurzhaarig und sie gehen gerne ins Wasser, um zu schwimmen, haben zwischen den Zehen aber keine Schwimmhäute. Sie sind sehr gelehrig und intelligent (Odabasioglu, F., und Ates, C. T., 2000, Konya: University of Selcuk press, pp. 17–33) und Menschen gegenüber sehr anhänglich.

Die Rasse der Van-Katzen ist eine der ältesten der Welt. Zuchtregister dieser Katzen gab es schon während der Zeit der Hethiter aus dem 15. bis zum neunten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Sie entwickelten sich auf natürliche Art in der dortigen Bergregion aus Haus­katzen, die aus dem Westen Anatoliens in diese Gegend kamen. Nach alten Dokumenten des Volks der Urar­täer, die in der Gegend des Van-Sees lebten, und ihrer persischen Nachbarn sollten diese Katzen die Mäuseplage bekämpfen (Inan, 1992; Ates, 2000). Die Genetik der Van-Katzen ist für die Türkei sehr wertvoll, weil sie weltweit als besondere, einzigartige Rasse gelten.
Van-Katzen sind eine lokale Rasse, die sich in der Türkei entwickelt hat. Sie dürfen nicht mit der türkischen Angorakatze verwechselt werden, die aus der Gegend von Ankara (alter Name von Ankara = Angora; Oczetin, 2007; Odabasioglu und Ates, 2000) stammt. Nach der Augenfarbe werden Van-Katzen in drei Gruppen unterteilt (Ates, 2000):

Gruppe 1: Katzen mit zwei blauen Augen,
Gruppe 2: Exemplare mit zwei gelben Augen und
Gruppe 3: Katzen mit einem blauen und einem gelben Auge.

Tiere aus der Rasse der Van-Katzen sind größer als Angorakatzen. Sie brauchen länger, um erwachsen zu werden. Bei Katzenwelpen sind oft einer oder zwei schwarze Punkte zwischen den Ohren zu finden. Es sind sehr aktive Tiere, die nicht nur gerne schwimmen, sie spielen auch gerne mit Wasser (Ates, 2000 und Odabasioglu, Ates, 2002).

Van-Katzen sind sehr an den Menschen gebunden und benötigen viel Aufmerksamkeit. Sie lieben die Person, die mit ihnen spielt und sich mit ihnen abgibt. Ohne menschliche Zuwendung verwildern sie schnell. Van-Katzen sind sehr anpassungsfähig an ihre Umgebung. Weibliche Tiere sind, was ihre Freundschaften mit anderen Exemplaren angeht, besonders treu.
Bezüglich ihres anatomischen Körperbaus unter­scheiden sich Van-Katzen nicht wesentlich von anderen Katzenrassen (Nur et al., 2021 a, b und c). Ihre Krankheiten sind ebenfalls ähnlich wie bei den anderen nicht schwimmenden Katzen: Virale Erkrankungen wie Feline Panleukopenie fordern bei Katzenwelpen gelegentlich über 40    % Verluste. FIP (Feline infektiöse Peritonitis) betrifft vor allem Van-Katzen im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren. Infektionen mit Herpesviren oder Calciviren betreffen vor allem die oberen Luftwege; Reoviren und Coronaviren befallen vor allem entwöhnte Katzen und Welpen zwischen acht und zehn Wochen. Aller­gische Bronchitiden auf Parfums, Düfte, Zigarettenrauch und ausgelöst durch Pflanzen kommen bei Van-Katzen in allen Altersgruppen vor, besonders aber zwischen zwei und acht Jahren. 

Erbliche Taubheit ist bei ca. drei Prozent dieser Katzen zu erwarten, die Ohren sind auch abseits dessen ein Thema: Mittelohrentzündungen kommen bei Van-Katzen nicht nur nach dem Schwimmen, sondern auch sonst oft vor. Parasiten des Gastrointestinaltrakts – wie Nematoden, Toxocara cati und Trichuris vulpis – kommen nicht selten vor. Auch Räude, etwa Notoedres cati und Otodectes cynotis, sowie Hautpilzerkrankungen sind häufig anzutreffen.

Literatur:

  • Cak Bahattin, Journal of Agricultural Science and Technology, A 7 (2017) 151–159; doi: 10.17265/2161-6256/2017.03.002
  • Inan, M. S. (1992), Biological distribution of eye pigments in Van cats. PhD thesis, Yüzüncü Yil University, Van, Turkey.
  • Ates, C. T. (2000), Investigation of Morphological and Physiological Properties of the Distribution of Single- Eye Van Cat (Doctoral dissertation, Ph. D. Thesis. Van, The Institute of Health Sciences, Van Yüzüncü Yil University).
  • Odabasioglu, F., and Ates, C. T. (2000), Van Cat, Konya, Turkey, Selcuk University.
  • Ozcetin, S. T. 2007, The Morphological, Coat, Growth, Development and Reproduction Characteristics in Angora Cat (Felis catus angorensis). Ph.D. thesis, Graduate School of Natural and Applied Sciences, Department of Animal Science, Ankara University.
  • Nur I H, Perez W, König H E. (2021 a): Origin and distribution of facial nerve anatomy in Van cats; doi: 10 1111/ahe.12673.
  • Nur H. I., Keles H., Pérez W. (2021 b), Origin and distribution of the brachial plexus of the Van cats. Anat Histol Embryol. 2020; 49: 251–259. https://doi.org/10.1111/ahe.12523
  • Nur I. H., Pérez W., König, H. E. and Linton A. (2021 c): Origin and distribution of the lumbosacral plexus in Van Cats. Int. Morphol, 39(3), 848–857.

1 Em. Univ.-Prof. Dr. Horst Erich König, Institut für Morphologie der Vetmeduni Wien, Österreich. E-Mail: horst.koenig-REMOVE-NOSPAM@vetmeduni.ac.at 
2 Univ.-Prof. Dr. Ismail Hakki Nur, Ercyes Univ. Vet. Faculty, Anatomy, 38280 Kayseri, Türkei.
3 Dr. Friedrich Hartmann, Schloßberg/Stephanskirchen, Deutschland.
4 Univ.-Prof. Dr. William Pérez. National System Researchers, Anatomy, Montevideo, Uruguay.
5 Foto: Guided Istanbul Tours: https://www.guidedistanbultours.com/turkish-van-cats/