Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 06/2021
Neben den von Menschen erzeugten Gefahren durch Wasserverschmutzung und Fischfang hat die stark gefährdete Hawaii-Mönchsrobbe nun einen zusätzlichen Gegner: den Katzenparasiten Toxoplasma gondii.
Hawaii-Mönchsrobben zählen zu den endemischen Tierarten der Inselgruppe und sind per Gesetz geschützt. Biologen des National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Fisheries Departments auf Hawaii stellten fest, dass Infektionen mit dem Katzenparasiten mittlerweile unter den Todesursachen durch Krankheiten die bedeutendste darstellen. Bei infizierten Weibchen, so die Forscher, scheint die Todesrate höher zu sein als bei Männchen – im Hinblick auf den Artenschutz eine beunruhigende Tatsache, denn weltweit gebe es nur noch um die 1.300 Hawaii-Mönchsrobben, weshalb der Verlust eines jeden einzelnen Tiers, insbesondere eines trächtigen Weibchens, ein besonders harter Schlag sei, so die Forscher.
Die Infektionen gehen von Hauskatzen oder verwilderten Hauskatzen aus, da Toxoplasma gondii nur in Katzen seinen Lebenszyklus vollenden kann. Dennoch kann der Parasit auf andere Säugetiere übertragen werden, wenn diese mit Kot oder mit aus dem Kot ausgewaschenen Eiern in Kontakt kommen. Die Erreger sind so resistent, dass sie bis zu ein Jahr lang ohne Schaden im Boden überdauern können. Infektionen bei anderen Meeressäugern wie Walen, Seekühen, Seeottern oder Delfinen wurden ebenfalls bereits festgestellt. Die Tiere verenden oft an Organversagen und neurologischen Schäden. Doch über die Tatsache, dass Toxoplasmose auch bei Meerestieren auftreten kann, wissen Forscher erst seit Kurzem Bescheid. Zuvor hatte man angenommen, dass sich die Krankheit nur an Land verbreiten würde.
Michelle Barbieri, leitende Tierärztin des Hawaiian Monk Seal Recovery Program der NOAA, zeigte sich über die Entwicklung sehr besorgt: „Wir haben keine guten Werkzeuge, um den Schaden zu minimieren. Die meisten infizierten Hawaii-Mönchsrobben sterben, bevor wir sie behandeln können.“ Vor allem dadurch habe sich Toxoplasmose zur Hauptursache für krankheitsbedingte Todesfälle unter den Tieren entwickelt.
Da Katzen eindeutig als Verursacher infrage kommen, haben Wildtierbiologen auf Hawaii nun dringend empfohlen, die Zahl der verwilderten und frei laufenden Katzen nachhaltig zu reduzieren, sie zu kastrieren oder zu sterilisieren bzw. wurden Katzenhalter dazu aufgerufen, ihre Tiere besser drinnen zu halten.
Link:
www.fisheries.noaa.gov/species/hawaiian-monk-seal#spotlight