Tollwut-Impfaktion

für 50.000 Streunerhunde in Myanmar

Pilotprojekt schützt Tiere und Menschen
vor lebensgefährlichen Infektionen

Am 5. März startete die Tierschutzorganisation Vier Pfoten ein neues Großprojekt in Myanmar: 50.000 Streunerhunde in 267 Dörfern rund um die Hauptstadt Naypyidaw werden gegen Tollwut geimpft. Zum Vergleich: Diese Anzahl entspricht in etwa der Anzahl der gemeldeten Hunde in Österreichs Hauptstadt (55.705 laut Stadt Wien). Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich rund 1.000 Menschen in Myanmar an den Folgen von infektiösen Hundebissen. Das ambitionierte Pilotprojekt des rund 50-köpfigen Teams, bestehend aus internationalen sowie lokalen Tierärzten und Behörden, bestärkt Myanmars Vorhaben, die Tollwut bis 2030 auszurotten. 

In vielen Ländern werden Streunerhunde aus Angst vor Tollwut und aufgrund mangelnder Aufklärung getötet. Zusammen mit lokalen und internationalen Behörden hat Vier Pfoten ein Massenimpfungsprogramm in Myanmar gestartet, um das unnötige Morden von Streunern zu stoppen und das Leben von Menschen zu retten. 

„50.000 Streunerhunde gegen Tollwut zu impfen ist ein ambitionierter, aber auch dringend nötiger Start. Mit unserer Kampagne wollen wir Myanmar und anderen Ländern in Südostasien zeigen, dass das brutale Töten von frei laufenden Hunden keine Lösung in der Tollwutbekämpfung ist. Nur das regelmäßige Impfen von Streunern schützt Menschen und Tiere langfristig vor lebensgefährlichen Tollwutinfektionen“, erklärt der Leiter des Projekts, Tierarzt Dr. Amir Khalil.

50 Menschen für 50.000 Hunde

Myanmars Tierhaltungs- und Veterinäramt, die ansässige Veterinärmedizinische Universität, die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und die lokale NGO Mingalar Myanmar unterstützen das Vier-Pfoten-Team. Insgesamt sind rund 50 Personen in 267 Dörfern rund um die Hauptstadt Naypyidaw im Einsatz. Die Tierschutzorganisation schulte die lokalen Helfer bezüglich nachhaltiger Tollwutprävention, des richtigen Umgangs mit Streunern und -sicherer Einfangtechniken. Zusätzlich sorgten Vorab-Besuche in den betroffenen Kommunen und die noch immer laufende öffentliche Kampagne „Don’t Wait, Vaccinate!“ für ein geschärftes Bewusstsein in der Region. Schließlich sollen die Anwohner helfen, die Hunde zu den mobilen Tierkliniken zu bringen. „Viele glauben fälschlicher-weise, dass streunende Hunde in der heißen Jahreszeit besonders aggressiv sind und deshalb davor getötet werden müssen. Die meisten der Streuner leben aber friedlich mit den Menschen zusammen – sie gehören zur Dorfgemeinschaft. Die Anwohner füttern sie regelmäßig und spielen mit ihnen. Deshalb sind die Hunde auch sehr zutraulich“, so Dr. Marina Ivanova, Tierärztin und Teil des Projektteams in Myanmar.

Null Tollwut-Tote bis 2030

Myanmar trägt das von der WHO weltweit initiierte Ziel mit, dass es ab 2030 keine Tollwutübertragungen vom Hund auf den Menschen mehr geben soll. Die Ausgangslage dafür ist keine einfache, gibt es laut Myanmars Tierhaltungs- und Veterinäramt doch immerhin schätzungsweise vier Millionen Hunde im Land, 70 % davon vermutlich Streuner. Im Jahr 2017 wurden knapp 62.000 Menschen von Hunden gebissen, 40 % davon waren -Kinder unter 15 Jahren. Rund 1.000 dieser Bisse endeten aufgrund von Tollwutinfektionen tödlich. 

„Unser Projekt rettet nicht nur das Leben von Hunden, sondern auch jenes von vielen Menschen. Wir hoffen, ein Exempel statuieren zu können, dem viele andere Länder folgen. Einen Grundstein für eine tollwutfreie Zukunft legen wir jedenfalls mit unserer Kampagne in Myanmar“, zeigt sich Dr. Khalil zuversichtlich.