Bislang ist die Marktdurchdringung mit Tierversicherungen in Österreich noch nicht sehr weit fortgeschritten. Die Schätzungen dazu gehen jedoch auseinander. „Es ist wahrscheinlich nicht einmal ein Promille der Haustiere in Österreich krankenversichert“, glaubt Robert Svoboda, Market Manager bei der Allianz Versicherung. Thomas Stellfeld, sein Kollege bei der Helvetia Versicherung, siedelt die Quote deutlich höher an: „Unter zehn Prozent“, vermutet er. Woran das liegt? „Ich glaube, viele Tierhalter in Österreich wissen nicht, dass es Tierversicherungen überhaupt gibt“, meint Svoboda. Außerdem, so Stellfeld, sei man noch nicht allzu lange am Markt. Dabei könnte eine Versicherung nicht nur Tierhaltern – speziell von älteren, kränklichen Tieren – jede Menge Sorgen ersparen, sondern auch den Tierärzten. Denn einige von ihnen können ein Lied davon singen, dass sie größeren Beträgen oft monatelang nachrennen müssen.
Große Marktchancen
Einig sind sich die Versicherungsexperten darin, dass das Wachstumspotenzial hierzulande sehr groß ist. Denn in nordeuropäischen Märkten wie Großbritannien oder den Niederlanden wird eine Marktdurchdringung von über 50 Prozent erreicht. Und auch in Österreich wächst das Geschäft: Während Helvetia von „dreistelligen Wachstumsraten“ jährlich spricht, hat Konkurrent Allianz in den letzten zwei Jahren Zuwächse zwischen zehn und 15 Prozent erzielen können.
Das Vetjournal hat sich das Versicherungsangebot ein wenig näher angesehen und versucht – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – im Folgenden, einen Überblick darüber zu geben. In Österreich gibt es drei Versicherungen, die umfassende Tierversicherungen – also Kranken-, Unfall- und Operationsversicherungen – anbieten (siehe Tabelle): die Allianz Petplan, die Helvetia Petcare und die Agila, die beim Vertrieb mit der Handelskette Fressnapf kooperiert. Alle drei setzen bei ihren umfassenden Angeboten auf freie Tierarztwahl.
Marktführer in Österreich dürfte Helvetia sein, die nach eigenen Angaben mehr als 50 Prozent Marktanteil in Österreich hat und – wie ihre Konkurrenten – mehrere Varianten für Hunde und Katzen anbietet. Für Hunde und Katzen gibt es Basisschutz, Komfortschutz und reinen OP-Schutz. Bei Hunden geht das Angebot noch weiter: Krankenschutz für Jagd- und Arbeitshunde, Schutz beim Unfall eines Jagdhundes; sogar ein Zusatztarif für Hundezüchter wird offeriert. Wer bereit ist, für seinen Vierbeiner knapp 40 Euro monatlich zu berappen, den erwartet ein sehr umfangreiches Schutzpaket: Leistungen bei sämtlichen stationären und ambulanten Behandlungen, ein alljährlicher Gesundheitscheck, Physiotherapie nach Operationen, Kastrationen und die Unterbringung des Tieres bei Krankenhausaufenthalt des Tierhalters sind inkludiert. Allerdings werden pro Leistungsfall stets nur 80 Prozent der Kosten rückerstattet.
Dafür gilt der Schutz bei allen Varianten auch immer bis zu vier Monate lang im Ausland. Und: Auch ältere Tiere können – allerdings gegen Aufschlag – versichert werden. Helvetia-Experte Stellfeld schildert den Top-Vorzug der Petcare so: „Unser Highlight ist der alljährliche Checkup. Den schätzen unsere Kunden sehr. Und wir als Versicherer haben auch etwas davon. Es ist eine Zukunftsvorsorge.“
Ähnlich viele Varianten bietet die Allianz Versicherung umsichtigen Tierhaltern an. Unbegrenzte Entschädigung, wie bei der Komfortvariante der Helvetia, gibt es hier nicht, 20 Prozent Selbstbehalt je Ereignis sind aber auch bei der Allianz Petplan Teil des Pakets. Das Limit für ein Einzelereignis unterscheidet sich je nachdem, ob eine Operation nötig ist oder nicht. Vorsorgeuntersuchungen sind bei der Allianz nicht enthalten und Tiere können nur bis zum Alter von sechs Jahren versichert werden.
Bei der Agila Versicherung, die nur online abgeschlossen werden kann, ist die Zahl der erhältlichen Varianten noch größer als bei den zuvor Genannten: Mit Tierkrankenschutz Plus, Tierkrankenschutz 24, Tierkrankenschutz, Tierkrankenschutz Exklusiv, OP Kostenschutz Plus, OP Kostenschutz 24, OP Kostenschutz und OP Kostenschutz Exklusiv werden nicht weniger als acht Produkte angeboten. Auffällig ist, dass die Tiere beim Eintritt in manche Versicherungen ein bestimmtes Alter (zwei Jahre beim Tierkrankenschutz Plus und vier Jahre beim Tierkrankenschutz 24) nicht überschreiten dürfen. Außerdem fallen die Prämien je nach Alter und auch Rasse unterschiedlich aus: Je kleiner die Rasse, desto günstiger; Wohnungskatzen kommen billiger als Freigängerkatzen. Und: Auch in der günstigsten Variante sind Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen bis zu 80 Euro je Versicherungsjahr enthalten. Nachteil: Kommt es zu Problemen bei der Auszahlung der Leistung, muss der Versicherungsnehmer mit Deutschland verhandeln, weil es in Österreich keine Agila-Niederlassung gibt.
Wer sich statt Hund oder Katze lieber ein Pferd zugelegt hat, muss auf Versicherungsschutz auch nicht verzichten. Die R+V Versicherung dürfte hier führend sein. Sie hat Tierlebensversicherungen mit unterschiedlichen Umfängen und Operationskostenversicherungen im Angebot. Je nach Variante muss der Pferdehalter mit Prämien von 80 bis 340 Euro pro Jahr rechnen.