Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 03/2024
Die Nutzung von telemedizinischen Angeboten durch Hunde- und Katzenbesitzer*innen in der Kleintiermedizin war Gegenstand einer kürzlich veröffentlichten Fragebogenstudie eines Forscherteams der Vetmeduni zusammen mit der Universität Kopenhagen und der Universität Glasgow. Die Forscher*innen untersuchten, wie viele Hunde- und Katzenbesitzer*innen in Österreich, Dänemark und Großbritannien telemedizinische Angebote bereits genutzt haben und wie viele von ihnen bereit wären, sie in Zukunft zu nutzen. Die Besitzer*innen wurden auch gefragt, ob sie Vorteile oder potenzielle Risiken in der Nutzung der Telemedizin sehen.
Laut der Studie ist sich die Mehrheit der Tierhalter*innen zwar des Risikos bewusst, dass bei der Nutzung der Telemedizin etwas übersehen werden könnte, dennoch sehen sie hier auch ein großes Potenzial, da das Angebot der Fernkonsultation für Folgetermine oder für einen besseren Zugang zu einem Spezialisten bzw. einer Spezialistin nützlich sein könnte. Allerdings wurden telemedizinische Dienste bisher nur von 12 % der Hunde- und 6 % der Katzenbesitzer*innen in Anspruch genommen. Rund 25 % der Tierhalter*innen, die solche Dienste noch nie genutzt haben, wären aber bereit, sie in Zukunft zu nutzen.
In den letzten Jahren haben Tierhalter*innen von bedeutenden Entwicklungen profitiert, die nicht nur die Pflege ihres Tiers verbessert haben, sondern auch zu Veränderungen in der Art und Weise geführt haben, wie sie mit ihrem Tierarzt bzw. ihrer Tierärztin kommunizieren und medizinischen Rat von ihm bzw. ihr erhalten können. Eine Möglichkeit ist die Fernbetreuung von Patienten, einschließlich der Option der Telemedizin, die in verschiedenen Formaten wie Telefon, Videoanruf oder Webstreaming angeboten werden kann.
Eine selten gestellte Frage: Wären Tierbesitzer*innen bereit, telemedizinische Angebote zu nutzen? Und was würde ihre Entscheidung beeinflussen?
Wie Hunde- und Katzenbesitzer*innen im Allgemeinen zur Telemedizin stehen und inwieweit sie diese als Alternative zu einer persönlichen Konsultation nutzen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten, war bisher noch nicht Gegenstand empirischer Studien. Svenja Springer (Vetmeduni), Sandra Corr (Universität Glasgow) sowie Thomas Bøker Lund und Peter Sandøe (Universität Kopenhagen) haben dies nun mit einer länderübergreifenden Fragebogenstudie unter Katzen- und Hundebesitzer*innen in Österreich, Dänemark und Großbritannien (n = 2.117) untersucht. In dem Fragebogen wurden mehrere neue Fragen gestellt – nicht nur die grundsätzliche Frage, wie viele Katzen- und Hundebesitzer*innen Telemedizin in Anspruch genommen haben oder in Zukunft in Anspruch nehmen würden, sondern auch, ob die Tierart (Hund oder Katze), die Anzahl der Tierarztbesuche in den letzten zwölf Monaten, das Alter der Besitzer*innen oder ihre Einstellung zur Telemedizin ihre bisherige bzw. potenzielle künftige Inanspruchnahme erklären.
Vorteile der Telemedizin gesehen, aber nicht genutzt
Die Tierhalter*innen sehen zwar ein potenzielles Risiko, dass bei einer telemedizinischen Konsultation etwas übersehen wird, und haben die Erwartung, dass die Telemedizin weniger kostet als eine normale Konsultation, das Forschungsteam stellte aber auch fest, dass die Besitzer*innen mit einer zunehmenden Anzahl von Tierarztbesuchen die Telemedizin häufiger nutzen. Außerdem ergab die Studie, dass die Tierbesitzer*innen mehrere Vorteile der Telemedizin erkennen; u. a., dass sie bei der Entscheidung helfen kann, ob ein Tierarztbesuch notwendig ist, dass sie bequeme Folgetermine ermöglicht und dass sie den Zugang zu einem Spezialisten bzw. einer Spezialistin verbessern kann.
Vor dem Hintergrund, dass nur 12 % der Hunde- und 6 % der Katzenbesitzer*innen bisher telemedizinische Dienste in Anspruch genommen haben und etwa 25 % der Besitzer*innen, die solche Angebote noch nie genutzt haben, bereit wären, sie in Zukunft zu nutzen, kommen die Autor*innen der Studie zu dem Schluss, dass Hunde- und Katzenbesitzer zwar die potenziellen Vorteile der Telemedizin erkennen, die Inanspruchnahme dieses Diensts aber noch gering bleibt. Weiters wirft die Studie laut den Autor*innen Fragen über die derzeitige Verfügbarkeit der Telemedizin auf, aber auch darüber, ob Tierärzt*innen den potenziellen Nutzen der Telemedizin höher einschätzen als die Risiken und Herausforderungen und ob sie deshalb dieses Angebot ihren Kunden zur Verfügung stellen und dafür werben.
Das Paper „Seeing the benefits, but not taking advantage of them: Dog and cat owners’ beliefs about veterinary telemedicine“ von Springer S, Lund TB, Corr SA, Sandøe P. wurde in „VetRecord“ veröffentlicht.
Quelle
bvajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/vetr.3312
Förderinformationen
Dänisches Zentrum für den Schutz von Haustieren; Skibsreder Per Henriksen, R. og Hustrus Fond