So sehr es nach einem reinen Klischee klingt, sieht die familiäre Rollenverteilung in Österreich doch noch sehr traditionell aus: Laut einer Statistik-Austria-Untersuchung zur „Einkommensverteilung in Haushalten unselbstständig Erwerbstätiger“ sorgt der Mann für das Geld, die Frau kümmert sich um die Kinder und verdient vielleicht etwas dazu. Sobald Kinder da sind, haben Paare wichtige Entscheidungen über die Aufteilung der Hausarbeit und über den Umfang der Erwerbstätigkeit zu treffen. Dabei können im Wesentlichen zwei verschiedene Geschlechterarrangements unterschieden werden: das Alleinversorgermodell 1 und das Doppelversorgermodell 2. Beim Alleinversorgermodell (bzw. Versorgerehe) ist die Frau nach relativ kurzer Erwerbsunterbrechung nach der Geburt eines Kindes wieder berufstätig – überwiegend in Teilzeit. Neben Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden gehört auch Österreich zu jenen Staaten, in denen diese „modernisierte Versorgerehe“ vorherrscht. Viele Mütter schränken nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit für längere Zeit ein, manche geben sie sogar ganz auf. Frauen nehmen mit dieser Aufgabenteilung finanzielle Risiken in Kauf: Sie erwerben einen geringeren Pensionsanspruch und verfügen über ein niedrigeres Eigenvermögen – mit all den möglichen Konsequenzen, die aus der Armutsforschung bekannt sind.
Männer
Das Erwerbsleben der Männer ändert sich bei einer etwaigen Familiengründung meist so gut wie gar nicht. Bei den Männern steigt daher mit jedem einzelnen Geburtsjahrgang auch das mittlere Einkommen. Erst ab Anfang sechzig sinkt das Einkommen der Männer wieder, da manche unselbstständig Erwerbstätigen ihre letzten Arbeitsjahre auf Teilzeitbasis bestreiten. Insgesamt gleicht die Darstellung der männlichen Nettoeinkommen einem „Einkommensbauch“.
Frauen
Ein Höhepunkt ist bei Frauen Ende zwanzig/Anfang dreißig erreicht, um danach deutlich abzusinken. Es entsteht ein „Einkommensknick“. Der Abstand zwischen den mittleren Verdiensten von Frauen und Männern nimmt zu. Danach steigt das Einkommen bis Mitte fünfzig wieder an, kann das durchschnittliche Einkommen vom Ende der „Zwanzigerjahre“ der Betroffenen aber kaum mehr übertreffen. Diese sehr unterschiedlichen Verläufe ergeben sich auch aus der sehr unterschiedlichen Aufteilung der Kinderbetreuung von Paaren. So arbeiten etwa 68,5 % aller unselbstständig aktiv erwerbstätigen Frauen mit Kindern unter 18 Jahren auf Teilzeitbasis, aber nur 7,7 % der Männer. Die Bereitschaft, die Erwerbstätigkeit zugunsten der Kinderbetreuung zurückzuschrauben, hängt freilich auch von strukturellen Faktoren ab. So verfestigen die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern die Rollenverteilung: Der Einkommensstärkere bleibt im Beruf.
Alleinlebende
Zum Vergleich: Der Blick auf die Medianeinkommen der Alleinlebenden zeigt ein deutlich symmetrischeres Bild. Das Medianeinkommen sowohl von Männern als auch von Frauen steigt gleichmäßig bis Mitte dreißig. Bei Frauen ist damit allerdings der Zenit erreicht. Ab Anfang vierzig beginnt das mittlere Einkommen von unselbstständig erwerbstätigen Frauen wieder leicht zu sinken. Vielleicht zeigt sich hier ein Generationenwechsel: Jüngere Frauen haben ihre männlichen Altersgenossen bezüglich Bildungsstatus längst eingeholt. Das Einkommen von Männern steigt hingegen bis Anfang sechzig weiter leicht an.
Alleinerziehende
Haben Frauen die Kinderbetreuung ohne einen im Haushalt lebenden Partner zu bewerkstelligen, nehmen sie früher eine Erwerbstätigkeit auf, erhöhen ihre Arbeitsstunden früher und sind insgesamt häufiger auf Vollzeitbasis erwerbstätig als Mütter in einer Partnerschaft. Dafür ist sicher auch die höhere ökonomische Notwendigkeit, sich verstärkt auf dem Arbeitsmarkt zu beteiligen, verantwortlich. Während alleinerziehende Mütter damit also ein etwas höheres Medianeinkommen erzielen als Frauen mit Partner, ergibt sich bei den Männern ein gegenteiliges Bild: Alleinerziehende Väter erzielen etwas geringere Einkommen aus unselbstständiger Erwerbstätigkeit als Väter, die in einer Partnerschaft leben. Alleinerziehende Männer arbeiten vergleichsweise häufiger auf Teilzeitbasis als die „klassischen“ Familienväter bzw. sind Überstunden auch für sie deutlich schwieriger zu bewerkstelligen, wenn beispielsweise ein Kind vom Kindergarten abgeholt werden muss.
Infos unter: www.statistik.at