Material und Methoden
Buddy (Name geändert), ein vierjähriger schwarzer Staffordshire-Terrier-Rüde, der von der Hundebesitzerin für das Vorführen bei Hundeshows von einem Züchter gekauft wurde, leidet seit ein paar Monaten an wiederkehrenden schmerzhaften, mit Eiter gefüllten Schwellungen am Übergang vom Ballen zur seitlichen weichen, behaarten Haut der Zehen. Der behandelnde Tierarzt stellte die Diagnose Furunkulose.
Buddy war in einer Tierarztpraxis schon eingehend untersucht worden. Es lag keine Fehlbelastung der Ballen vor und es waren keine Demodexmilben gefunden worden. Die Besitzerin berichtete, dass Buddy vermehrt an den Zehen schleckt, und es wurde am 12. 9. 2016 ein Allergietest durchgeführt, der positiv auf mehrere Gräser, Hausstaubmilben und ggr. einige Lebensmittel reagierte. (Der Befund über die Lebensmittel wurde nicht weiter verfolgt, da die Korrelation zwischen positivem Blutbefund und tatsächlicher Allergie gering ist, der Hund wurde weiter mit verschiedenen Fleischsorten gefüttert.)
Der behandelnde Tierarzt empfahl eine antibiotische und immunsuppressive Therapie.
Die Besitzerin wollte noch andere Therapiemöglichkeiten ausloten und kontaktierte mich wegen einer möglichen homöopathischen Therapie.
Nach einer ausführlichen Befunderhebung am 3. 10. 2016, einer klinischen Untersuchung und homöopathischer Erstanamnese zeigte Buddy folgende Auffälligkeiten:
Klinische Untersuchung
Der Hund war in einem sehr guten Allgemeinzustand mit sehr guter Bemuskelung und glänzendem Fell, außer am Schwanz im Bereich der dort liegenden Violdrüse und an den Tarsalgelenken, wo die Haut schuppig war und das Fell dünn. An mehreren Pfoten waren ein bis drei eitergefüllte Blasen zu sehen. Laut Besitzerin waren die Läsionen gerade etwas besser, da sie Buddy fast nur auf Asphalt spazieren führte. Buddy war sehr aufmerksam, sprühte vor Energie und war anfangs in der Ordination nur schwer zu beruhigen. Die sonstige klinische Untersuchung war ohne besonderen Befund. Ich wählte folgende Auffälligkeiten für die homöopathische Repertorisation, um das passende homöopathische Arzneimittel herauszufinden:
1. Der Hund war extrem überaktiv und kaum zu bändigen, sprühend vor Energie und sprang mich mehrmals an, ohne dass die Besitzerin ihn zurechtwies. Auf die Frage, ob er mit seiner (zu) offenen Art mit anderen Hunden Probleme hätte, verneinte sie. Der Test mit den Hunden der Mitarbeiter in der Ordination zeigte aber, dass diese sein Verhalten tolerierten und freundlich mit ihm interagierten.
2. Die Läsionen an den Zehen begannen v. a. nach Spaziergängen über den Golfplatz. Dort war das Gras kurz geschnitten und weich. Die Besitzerin machte mich aufmerksam, dass sie beobachtete, dass es schlimmer wurde, wenn der Hund viel durch den Sand lief, auch durch einen Aufenthalt am Strand wurde ein neuer Ausbruch getriggert.
3. Die Besitzerin erwähnte sofort zu Beginn, dass es ihr wichtig war, dass der Hund auf Hundeshows gezeigt werden kann, was zu diesem Zeitpunkt wegen der Hautläsionen nicht der Fall war.
4. Der Allergietest zeigte positive Ergebnisse bei verschiedenen Gräsern, die viel Silicium enthalten.
Ich repertorisierte und sah Silicea terra an erster Stelle bei lokalen Rubriken. Silicea terra ist eines der Hauptmittel bei Abszessen durch Fremdkörper, die reaktionslos sind und die zu einem chronischen Prozess führen, da der Körper dieser Individuen diese Fremdkörper nicht adäquat ausstoßen kann.
Durch genaue Kenntnis der homöopathischen Arzneimittel ist aber klar, dass Silicea terra in diesem Fall nicht zum Charakter dieses Individuums passt. Silicea terra besteht aus Siliciumoxid, der Oxidanteil passt zu Individuen, die zurückhaltend sind und oft sogar eher schüchtern, vor allem, wenn Missbrauch (bzw. bei Tieren Unterdrückung durch Besitzer) im Raum steht. Seine Besitzerin ließ ihm viele Freiheiten und der Hund war sehr offen, was zum Element Phosphor und seinen Salzen passen würde.
Der Siliciumanteil passte aber sehr gut; Silicium passt zu Individuen, denen das Image der Familie, und wie die -Familie nach außen wirkt, sehr wichtig ist – Stichwort Präsentieren auf Hundeshows. Da Silicium metallicum mit viel weniger Einträgen im Repertorium vertreten ist als das sehr bekannte und viel geprüfte Silicea terra, schien Silicium met. in der Repertorisation im Computerprogramm nicht auf.
In diesem Fall wurde neben der Repertorisation mit dem Radar-Opus-Computerprogramm noch zusätzlich die Periodensystemtabelle von Jan Scholten verwendet. (7) Dort ist ersichtlich, dass das Element Silicium direkt neben dem Element Phosphor angesiedelt ist. Durch das Nachlesen des Arzneimittels in der Materia Medica von Jan Scholten ergab sich folgendes Bild:
Das Element Silicium metallicum ist ein eher unbekanntes Arzneimittel in der Homöopathie, obwohl es das zweithäufigste Element auf unserer Erde ist und ein Viertel der Erdkruste Silicium beinhaltet. Sand besteht v. a. aus Siliciumoxid, aber auch viele Edelsteine.
Scholten beschreibt, dass für Silicium metallicum „Beziehungen selbstverständlich sind. (…) Sie haben nicht das Gefühl, etwas dafür tun zu müssen. (…) Ruf, Ansehen, Ruhm und Image sind ihnen wichtig.“ (8)
Auf der körperlichen Ebene deckt das Mittel chronische Abszesse, feine, dünne, empfindliche, rissige und schuppige Haut, Furunkel und dünne, zerbrechliche Haare ebenso ab wie Silicea terra. In diesem Fall wurde Silicium metallicum verschrieben und am 3. 10. 2016 bei der Firma Helios in einer C200 bestellt und von der Besitzerin dem Hund zweimal fünf Globuli (Größe 3) im Abstand von circa zwölf Stunden auf die Maulschleimhaut verabreicht.