Schweine und Algen

Gesunde Schweine durch Lebensmittelinnovation

Thomas Gull, Universität Zürich

Bei der Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung „OLMA“ in St. Gallen wurde Mitte Oktober 2023 ein vielversprechendes Projekt der Universität Zürich (UZH) zum Thema Lebensmittelinnovation vorgestellt: Das Institut für Tierernährung und Diätetik präsentiert seine Forschung zu Makroalgen, die die Schweinefütterung effizienter machen und auch die menschliche Ernährung ergänzen könnten.

„Wir wollen zeigen, wie Forschung dazu beitragen kann, die Futtermittelproduktion nachhaltiger zu machen“, sagt Projektleiter Daniel Brugger vom Institut für Tier­ernährung und Diätetik der UZH. Er und sein Team haben dem Futter von Ferkeln Makroalgen der Gattung Lami­naria ­japonica (auch Kombu oder Zuckertang) beigemischt. Die Ergebnisse sind erfreulich: Ferkel, die mit Algen gefüttert werden, brauchen zwei bis fünf Prozent weniger Energie, um gleich viel Gewicht zuzulegen wie Tiere, die mit ­herkömmlichen Futtermischungen gemästet werden. Die Erklärung dafür haben die Veterinärmediziner im Darm der ­Schweine gefunden – denn dort entfalten die Nahrungsfasern der Algen ihre positive Wirkung, indem sie „gutartigen“ Keimen wie etwa Milchsäurebakterien als Nahrung dienen, diese so stärken und ihnen helfen, krank machende Bakterien zu verdrängen.

Weniger Durchfall, mehr Energie

Die Ergebnisse der Algen-Studie sind vielversprechend: Ferkel, die mit Algen gefüttert wurden, hatten weniger Durchfallerreger, wie zum Beispiel Clostridien, im Darm, und sie brauchten weniger Energie, um Gewicht zuzu­legen. Daniel Brugger erklärt das so: „Wenn es im Darm weniger krank machende Bakterien gibt, muss das Immunsystem des Darms weniger Energie aufwenden, um diese in Schach zu halten.“ Diese frei gewordene Energie kann das Tier in sein Wachstum investieren.
Daher hat das Zufüttern von Algen den Nebeneffekt, dass für die Mast insgesamt weniger Futter benötigt wird. Wie Brugger ausgerechnet hat, können so auf 1,5 Millionen Ferkel etwa drei Fußballfelder Getreidefläche gespart werden. Außerdem sind Algen aquatische Biomasse, daher wird für ihre Produktion keine Ackerfläche benötigt. Algen im Futter könnten sich somit ökonomisch und ökologisch lohnen. Hinzu kommt, dass Algen die essenziellen Spurenelemente Jod und Selen enthalten; diese Stoffe müssen dem Futter deshalb nicht mehr beigefügt werden.
Lassen sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen? Klar, sagt Brugger: „Algen sind gesund und werden in Asien heute schon regelmäßig verzehrt. Sie in den ­Ernährungsplan zu integrieren ist sicher nicht verkehrt. Außerdem sind sie ,umami‘, das heißt, sie haben einen angenehmen würzigen Geschmack, der Gerichte auf­wertet.“ Es ist aber auch Vorsicht geboten, da die hohen Jod- und Selengehalte bei zu großzügigem Verzehr auch zum Problem werden können – das gilt auch fürs Schwein.

Quelle: https://www.news.uzh.ch/de/articles/news/2023/UZH-an-Olma.html