Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 04/2025
Mit dem Risikobarometer 2024 veröffentlichte die AGES die Risikoeinschätzungen unterschiedlicher Berufsgruppen und verglich sie mit der österreichischen Bevölkerung sowie mit jenen der AGES-Expert*innen.
Unter die Lupe genommen wurde die Wahrnehmung verschiedener Einflussfaktoren auf die eigene Gesundheit. Die größte Beunruhigung über alle befragten Berufsgruppen und die Bevölkerung hinweg bestand 2024 bei den Themen Klimawandel, Umweltverschmutzung und soziale Ungleichheit.
Hier die Ergebnisse der Risikoeinschätzung von Tierärzt*innen (n = 183)
Tierärzt*innen sahen die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Umwelt, Fehl- oder Überernährung, Antibiotikaresistenzen, Zuckergehalt in der Ernährung, Wetterextreme, neu auftretende vektorübertragene Krankheitserreger, Mikroplastik in Lebensmitteln, Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln, Auswirkungen von Umweltkontaminanten sowie die Auswirkungen von hormonähnlichen Stoffen als die zehn Risiken, die am ehesten eine schädliche Gesundheitswirkung zur Folge haben.
Für Tierärzt*innen ging im Rahmen der Befragung das geringste Risiko von natürlichen Pflanzeninhaltsstoffen in Lebensmitteln, Radon, Nebenwirkungen von Arzneimitteln, Antibiotikarückständen in Lebensmitteln und von gentechnisch veränderten Lebensmitteln aus.
Der Vergleich der Risikoeinschätzungen von Tierärzt*innen mit jenen der AGES-Expert*innen zeigte einige statistisch signifikante Unterschiede. Beim Thema Gesundheit schätzten AGES-Expert*innen das Risiko einer schädlichen Gesundheitswirkung von Krankheitserregern wahrscheinlicher ein (84 % wahrscheinlich) als Tierärzt*innen (67 % wahrscheinlich). Gesundheitliche Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln beurteilten 72 % der Tierärzt*innen und 49 % der AGES-Expert*innen als mögliches Risiko.
Statistisch signifikante Unterschiede im Themenbereich Lebensmittelsicherheit gab es bei den folgenden Punkten: Schimmelpilzgifte sowie pathogene Keime in Lebensmitteln wurden eher von AGES-Expert*innen (Schimmelpilzgifte 69 %, pathogene Keime 65 %) als wahrscheinliches Risiko eingestuft als von Tierärzt*innen (Schimmelpilzgifte 45 %, pathogene Keime 44 %). Mikroplastik in Lebensmitteln schätzten 62 % der AGES-Expert*innen und 82 % der Tierärzt*innen als wahrscheinliches Gesundheitsrisiko ein. Inhaltsstoffe aus Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, beurteilte knapp die Hälfte der AGES-Expert*innen (45 %) als wahrscheinliches Risiko, während rund drei Viertel der befragten Tierärzt*innen (74 %) hier ein Risiko sahen. Ähnlich fiel die Einschätzung des Gesundheitsrisikos von Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln aus – 44 % der AGES-Expert*innen und 69 % der Tierärzt*innen beurteilten diese Rückstände als wahrscheinliches Risiko.
Zusätze in Lebensmitteln sehen 59 % der Tierärzt*innen, aber nur 36 % der AGES-Expert*innen als Gesundheitsrisiko. Ein Viertel der Tierärzt*innen beurteilt Zusätze in Lebensmitteln sogar als sehr wahrscheinliches Risiko, während dieser Anteil bei den AGES-Expert*innen bloß bei 7 % liegt. Neue Lebensmitteltechniken bergen für 50 % der Tierärzt*innen und 22 % der AGES-Expert*innen ein wahrscheinliches Gesundheitsrisiko. Gentechnisch veränderte Lebensmittel beurteilt die Hälfte der Tierärzt*innen als wahrscheinliches Risiko. Unter den AGES-Expert*innen tun dies nur 14 %.
Im Themencluster Ernährung finden sich statistisch signifikante Unterschiede zwischen AGES-Expert*innen und Veterinärmediziner*innen bei der Risikoeinschätzung von Fertigprodukten sowie künstlichen Süßstoffen. Fertigprodukte werden von 69 % der Tierärzt*innen und von 49 % der AGES-Expert*innen als wahrscheinliches Risiko eingeschätzt; Süßstoffe betrachten 66 % der Veterinärmediziner*innen und 39 % der AGES-Expert*innen als wahrscheinliches Gesundheitsrisiko.
Umweltrisiken werden von Tierärzt*innen und AGES-Expert*innen sehr ähnlich eingeschätzt, allerdings gibt es statistisch signifikante Unterschiede beim Thema Hitze: Drei Viertel der befragten Tierärzt*innen sehen ein wahrscheinliches Gesundheitsrisiko durch Hitze, während 93 % der AGES-Expert*innen Hitze als Gesundheitsrisiko beurteilen.
Quelle:
DOI: 10.23764/0027
https://www.ages.at/forschung/wissen-aktuell/detail/risikobarometer-2024