Auf dem Weg zur zertifizierten Zusatzausbildung zum Reiseveterinärmediziner:

Versuchsballon erfolgreich gestartet

Bettina Kristof

Tiere können uns nicht sagen, wie es ihnen geht. Aber können wir es trotzdem irgendwie messen?

 

Herr Dr. Duscher, vorigen Herbst haben Sie mit Schulungsmaßnahmen zum Thema „Reiseerkrankungen bei Tieren“ für Tierärzte in der Praxis begonnen. Wie war der Start?
Unser Projekt wurde von der FFG angenommen. In der ersten Phase der Umsetzung haben wir einen „Versuchsballon“ mit fünf Modulen gestartet; dies hat bis Februar gedauert. An diesem Versuchsprojekt haben fünf Tierärzte teilgenommen. Wir haben alle Vorträge auf Video aufgenommen und sind gerade dabei, daraus Mitschnitte zu produzieren, die wir in Form von Webinaren verwenden möchten. 

Welche Inhalte haben Sie in den fünf Modulen kommuniziert?
Modul eins gab einleitend einen Überblick über die Seminarinhalte, außerdem haben wir darin rechtliche Hintergründe über das Verreisen mit Tieren, Impfpässe, Einreisen mit Tieren et cetera behandelt. Im zweiten Modul haben wir die Themen Virologie, Bakteriologie und Mykologie vorgetragen. Im dritten Modul haben wir uns mit Parasitologie und verschiedenen Testsystemen zur Diagnose sowie Probennahme und -versendung beschäftigt. Das vierte Modul hatte Differenzialdiagnose, Klinik zu den heimischen Erkrankungen bei Kleintieren sowie einen Praxisteil mit Blutanalyse, Buffy Coat und Fallbeschreibungen bei Kleintieren zum Inhalt. In Modul fünf haben wir uns mit Pferden beschäftigt: Verschiedene Reiseparasitosen und Viren, Bakterien, Parasiten, Liquorentnahme am Pferdekopf und Fallbesprechungen standen auf dem Plan.

Wie war das Feedback der Teilnehmer?
Die fünf Tierärzte und Tierärztinnen, die am „Versuchsballon“ teilgenommen haben, haben uns ein durchwegs positives Feedback gegeben. Alle Teilnehmer sind weiter interessiert und wünschen sich, dass aus dem Projekt eine Zusatzausbildung entsteht, die durch ein Diplom offiziell anerkannt wird. 

Was waren die wichtigsten Erfahrungen für die Teilnehmer?
Die Tierärzte und Tierärztinnen haben uns nach dem Seminar berichtet, dass ihnen jetzt vieles bewusster ist. Da geht es um Erkrankungen, die durch die rege Reisetätigkeit bald schon in Österreich relevant werden könnten, etwa Leishmanien, Tollwut, Ehrlichia canis oder Herzwurm. Den Teilnehmern wurde bewusst, dass diese Erkrankungen bereits vor den Toren unseres Landes stehen. Mit diesem Wissen werden sie in Zukunft bei der Diagnosefindung auch die Reiseanamnese bedenken und eine Reihe anderer Erreger in Betracht ziehen, wenn das Tier im Ausland war.  

Was sind die nächsten Schritte?
Als Erstes werden wir das Projekt abschließen. Dazu gehört, einen Endbericht zu verfassen, die Videos fertigzustellen und die Website zu aktivieren. Danach werden wir einen Lehrgang mit den genauen Inhalten festlegen. Dann werden wir Gespräche mit der ÖTK führen, um abzuklären, unter welchen Bedingungen wir die Zusatzausbildung zum Reiseveterinärmediziner mit einem Diplom als Abschluss anbieten können. Wir würden diese Ausbildung gerne mit Frühjahr 2020 starten.  

Wie hat sich die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene entwickelt?
Im Rahmen des Lehrgangs hatten wir Gäste aus Kroatien, Großbritannien und Deutschland als Vortragende. Aber im Bereich der Vernetzung der verschiedenen Vetunis gibt es noch keine Fortschritte. Ich denke, das wird sich bessern, sobald wir unsere Website online haben.