Auch heuer werden wieder viele Tierhalter ihre Vierbeiner in den Urlaub mitnehmen. Wenn es ins Ausland geht, ist es erforderlich, vorher die je nach Land vorgeschriebenen Impfungen durchführen zu lassen. Gefahr lauert aber auch durch Krankheitserreger wie Parasiten, gegen die es keine Impfung gibt. Was dabei besonders zu beachten ist, damit der Auslandsaufenthalt für alle Beteiligten in guter Erinnerung bleibt, verriet uns Priv.-Doz. Dr. med. vet. Michael Leschnik von der Klinischen Abteilung für Interne Medizin Kleintiere an der Vetmeduni Vienna.
Herr Dr. Leschnik, sollten Tierärzte Tierhalter, die heuer mit ihren Tieren verreisen, auf besondere, speziell neue Gefahren hinweisen?
Wichtig ist, dass sich Tierhalter vor einer Reise ins Ausland von ihrem Tierarzt beraten lassen, welche Prophylaxe das Tier vor Reiseantritt bekommen sollte. Man kann nicht alle reisebedingten Erkrankungen verhindern, aber man kann auf mögliche Symptome hinweisen. Wenn diese nach der Reise ausbrechen sollten, ist der Tierhalter vorgewarnt und sollte möglichst schnell mit seinem Tier zum Tierarzt kommen.
Aus welchen Ländern kommen denn Erreger zu uns, die es bisher in Österreich nicht gab?
Es wird häufiger, dass Menschen mit Tieren reisen. Zum einen nehmen mehr Tierhalter ihre Hunde auf Reisen mit, zum Teil auch auf Fernreisen, zum anderen steigen die Importe von Tieren, besonders von Hunden, aus anderen Ländern. Dadurch werden unsere Tiere und teilweise auch wir Menschen mit Krankheitserregern in Kontakt gebracht, die es in Österreich bisher nicht gab. In Afrika und Asien gibt es beispielsweise Trypanosomen, das sind Erreger, die bei Menschen die Schlafkrankheit verursachen und massive Verluste bei Nutztieren bewirken. Auch Hunde in diesen Gebieten erkranken oftmals daran. Wenn man nun ein Tier importiert, das diesen Einzeller in sich trägt, hat man das Problem in Österreich. Es wird auch immer beliebter, seinen Hund auf die Philippinen, nach Thailand oder nach Zentralamerika mitzunehmen. In den Tropen und Subtropen gibt es aber einige Erkrankungen, die bei uns nicht so bekannt sind. Dort können sich die Hunde mit lokalen Krankheitserregern anstecken. Dadurch oder durch Importe von erkrankten Tieren kann man auch Krankheiten ins Land holen, die bereits ausgerottet waren. Ein besonders dramatischer Fall ist in Südostasien passiert, wo eine junge Norwegerin nach einem Hundewelpenbiss an Tollwut gestorben ist.
Man hört immer wieder, dass manche Krankheitserreger bereits vor den Toren Österreichs lauern. Welche sind denn damit gemeint?
Es gibt Erreger, die immer näher zu uns kommen. Den Hautwurm konnten wir in Österreich bereits nachweisen, der Herzwurm ist in Ungarn und der Slowakei schon vertreten. Die Herzwurmerkrankung des Hundes wird durch Stechmücken übertragen und muss unbedingt behandelt werden, da sie sonst tödlich für das Tier enden kann. Als Prophylaxe kann man das Tier mittels Spot-on-Präparaten vor Stechmücken schützen, Tabletten töten die übertragenen Larven ab. Der Herzwurm kann auch auf den Menschen übertragen werden, wenn eine infizierte Gelse den Menschen sticht. Beim Menschen wirkt sich die Erkrankung aber anders aus als beim Tier: Der Wurm stirbt im Menschen bald ab, aber es entstehen Entzündungsherde oder Wurmknoten, die oftmals nicht als diese erkannt werden. Es kommt daher immer wieder zu Fehlbehandlungen.
Die Leishmaniose wird durch eine Mückenart übertragen und ist in Europa unter anderem in Serbien, Südungarn, der Schweiz und der Toskana aktiv. Immer wieder haben wir mit Hunden zu tun, die sich im Ausland infizieren und dann die Krankheit nach Österreich mitbringen. Noch wird die Krankheit in Österreich nicht weiter verbreitet, weil die Mücke, die bei der Übertragung der Leishmaniose als Vektor fungiert, bei uns noch nicht nachgewiesen wurde, aber ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses Insekt bei uns heimisch wird. Die Leishmaniose ist auch auf den Menschen übertragbar. Am Balkan und in Spanien haben wir dieses Problem bereits. Der Erreger kann sich im menschlichen Körper einnisten, was zu teilweise dramatischen Hautveränderungen führen kann. Hier ist es besonders wichtig, dass Human- und Veterinärmediziner zusammenarbeiten. Die erkrankten Tiere müssen therapiert werden, damit die Leishmaniose in Österreich nicht endemisch wird.
Wird die fachgebietübergreifende Zusammenarbeit zwischen Human- und Veterinärmedizinern im Bereich der Reisemedizin forciert?
Ja, natürlich, das findet bereits statt. Es gibt Forschungsprojekte und Aufklärungstätigkeiten, die gemeinsam von Humanmedizinern und Tierärzten betrieben werden. Das passiert auch im Bereich der Reisemedizin, weil eben immer öfter Haustiere mitgenommen werden. Es ist ganz wichtig, die Tierhalter vor Reiseantritt über mögliche Krankheitserreger zu informieren, damit Mensch und Tier die entsprechende Prophylaxe erhalten.
Eine große Gefahr geht von Tieren aus, die aus dem Ausland importiert werden. Es gibt Tierschutzorganisationen, die achtsam sind und die Tiere vor Reiseantritt tierärztlich untersuchen und impfen lassen. Aber leider tun das nicht alle, und so kommen teilweise Tiere nach Österreich, die schwer krank sind und gefährliche Krankheitserreger in sich tragen. Es wäre wichtig, dass importierte Tiere tierärztlich untersucht werden, damit Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Werden neue Behandlungsmethoden empfohlen?
Das Wichtigste ist generell, dass behandelt wird. Leider informieren sich viele Tierhalter im Internet, wo es Beiträge gibt, die beispielsweise beim Herzwurm von Behandlungen abraten. Aber das ist gefährlich, der Hund könnte sowohl am Parasiten sterben als ihn auch übertragen. Der Herzwurm ist aber gut behandelbar. Tierhalter sollten sich daher nicht von falschen Informationsquellen wie fragwürdigen Internetblogs in Angst versetzen lassen, sondern kompetente Beratung und Information bei ihrem Tierarzt einholen. Der Haustierarzt sollte der erste Ansprechpartner sein, die Diagnose stellen und behandeln. Bei schweren Fällen oder wenn er es als sinnvoll erachtet, wird er an die Vetmed überweisen.
Gibt es neue Studien über Krankheitserreger in anderen Ländern?
Es gibt Studien, die aussagen, dass das Risiko steigt, dass die bereits erwähnten Krankheiten in Österreich auftreten. Darüber werden die Tierärzte in Fortbildungsveranstaltungen informiert. Das wird auch immer wichtiger.