Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 12/2023-01/2024
Wenn es nach Kathrin Siemer – Praxismanagerin und erste Vorsitzende des Bundesverbands Tiermedizinisches Praxismanagement (TPM e. V.) in Deutschland – geht, können gut ausgebildete nicht tierärztliche Praxismanager*innen viele Aufgaben in einer Praxis übernehmen, die Tierärzt*innen entlasten. Somit tragen sie dazu bei, den Fachkräftemangel und die damit verbundene Versorgungslücke abzumildern.
Mit der Vielzahl an Aufgaben, die praktizierende Tierärzt*innen täglich zu erfüllen haben, wächst bei vielen Praxisinhaber*innen der Wunsch, gewisse Bereiche abzugeben. Gerade wenn es um betriebswirtschaftliches Management und Personalagenden geht, sind manche Tierärzt*innen froh, wenn jemand da ist, die oder der diese Aufgaben professionell übernimmt – beispielsweise Praxismanager*innen.
Das Berufsbild der Praxismanager*innen hat sich in den letzten Jahren aufgrund der dynamischen Veränderungen in der Branche zunehmend weiterentwickelt und kristallisiert sich immer mehr als Führungsposition heraus. „Praxismanager*innen sollten auf Geschäftsführer*innen-Ebene arbeiten, da sie in unterschiedlichsten Bereichen eine Leitungsfunktion übernehmen“, sagt Kathrin Siemer, Praxismanagerin und erste Vorsitzende des Bundesverbands Tiermedizinisches Praxismanagement (TPM e. V.) in Deutschland. Dies sei ganz wesentlich, weil Personalverantwortung oder eine Neustrukturierung im Betrieb eben Chefsache sei, wofür man auch entsprechende Entscheidungskompetenz brauche.
Der Vorteil von Praxismanager*innen sei im Alltag unmittelbar zu spüren, denn „wenn eine verlässliche Struktur und definierte Organisation eingeführt ist und Mitarbeiter*innen einigermaßen planbare Arbeitszeiten haben, reduziert das den allgemeinen Druck im Arbeitsprozess und hebt die Stimmung im ganzen Team. Auch die Kommunikation untereinander verbessert sich – alle fühlen sich gleich wohler und wertgeschätzter. Und die allgemeine Zufriedenheit schlägt sich schließlich auch im wirtschaftlichen Erfolg der Praxis nieder“, so Siemer. Mitarbeiterführung will zudem gelernt sein, denn „nur aus dem Bauch heraus zu entscheiden führt zu Ungerechtigkeiten; hier braucht es letztendlich eine professionelle Ausbildung zur Führungsverantwortung“. In Zeiten des Tierärzt*innenmangels können sich viele aussuchen, wo sie arbeiten – „ein schlechter Chef oder eine schlechte Chefin wird gute Leute nicht halten können!“ Ein Tierarzt oder eine Tierärztin zu sein sei zwar eine Berufung, aber man müsse es auch richtig anstellen, um davon leben zu können. Dazu gehört auch, richtig mit Mitarbeiter*innen umzugehen. Siemer: „Auch diese Menschen haben ein Recht auf ein Onboarding, Feedback, auf eine Unternehmensstruktur und ein Mitarbeiterjahresgespräch.“
Dies will gelernt sein, und aus diesem Grund weist Siemer auf den berufsbegleitenden Studiengang „Management der Tierarztpraxis/-klinik“ hin, den TPM gemeinsam mit dem bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) und der Hochschule Neu-Ulm entwickelt hat und der Anfang November 2023 mit einem weiteren Aufbaukurs mit 30 Teilnehmer*innen in die sechste Runde gestartet ist. Siemer: „Als nächstes Projekt haben wir ein Bachelorstudium in der Pipeline, das wir im kommenden Jahr 2024 anbieten werden – damit einhergehend setzen wir uns dafür ein, dass wir die Voraussetzungen für angehende Praxismanager*innen verbessern und die Aufgaben, Rechte und Pflichten von Praxismanager*innen genau definieren.“