Qualzucht und Tierleid

stoppen

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Öffentlichkeitsarbeit der Tierärztekammer: Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober 2019 wurde erneut an Verantwortliche appelliert, konsequente Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Welpenhandels zu ergreifen.

„Der illegale Handel mit Hundewelpen und Jungkatzen boomt. Trotz strenger Tierschutzgesetze, die wir in Österreich haben, stehen wir immer noch vor der großen Herausforderung, das daraus entstehende Tierleid endlich zu beenden“, sagte Mag. Kurt Frühwirth, Tierarzt und Präsident der Österreichischen Tierärztekammer (ÖTK), anlässlich des diesjährigen Welttierschutztags am 4. Oktober.

„Seit der Novellierung des Tierschutzgesetzes 2017 dürfen zwar nur noch registrierte Züchter beziehungsweise Händler Tiere im Internet anbieten, dennoch kommen weiterhin dubiose und kriminelle Akteure zum Zug“, so Frühwirth. Der ÖTK-Präsident meinte weiters: „Wir Tierärzte können das Tierleid nicht länger mit ansehen. Tagtäglich haben wir kranke Haustiere in unseren Ordinationen zu behandeln, die meist aus Osteuropa stammen und unter furchtbaren Bedingungen gezüchtet und gehalten wurden. Viele kommen krank nach Österreich und mussten bereits große Qualen über sich ergehen lassen.“

Besonders auffällig bei diesen Import-Tieren sei, dass sie meist extreme Zuchtmerkmale aufweisen: Durch die hohe Nachfrage in der Bevölkerung nach gewissen kurznasigen Hunderassen kommen vermehrt Züchtungen wie beispielsweise Mops, Französische Bulldogge oder Boston Terrier zu uns. Die meisten sogenannten brachycephalen Rassen leiden schon nach kurzer physischer Belastung an Sauerstoffmangel. Hinzu kommen weitere gesundheit­liche Probleme, die sich aus Zuchtmerkmalen wie vorstehenden Augen und störenden Hautfalten ergeben.

Tiergesundheit: Es zählen die Herkunft und Rassemerkmale
„Viele wissen noch zu wenig über die gesundheitlichen Folgen dieser Qualzuchten Bescheid, daher möchten wir Tierärzte an künftige TierbesitzerInnen appellieren, sich rechtzeitig vor dem Kauf ausreichend zu informieren. Die Herkunft und Rasse des zukünftigen Vierbeiners sind wichtig und Voraussetzung für eine stabile Tiergesundheit“, so Frühwirth.

Zudem drohe den BesitzerInnen von Qualzucht-Tieren eine hohe finanzielle Belastung, denn „Operationen des Gaumensegels, der Nase oder der Hüfte sind kostspielig, meist aber das einzige Mittel, um betroffenen Tieren zu helfen und ihr Leid zu lindern.“ Es könne daher nicht sein, dass TierbesitzerInnen die Konsequenzen verantwortungsloser Züchtungen, meist aus dubioser Herkunft, tragen müssen. Zum Welttierschutztag appellierte die Österreichische Tierärztekammer daher an alle Verantwortlichen, konsequente Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Welpenhandels zu ergreifen, zu sensibilisieren und so zur Verbesserung der Situation beizutragen, und rief potenzielle TierhalterInnen auf, sich über das Thema zu informieren – ganz nach dem Motto „Mehr Wissen verhindert Tierleid!“.