Die Idee, eine Reiterstaffel in Österreich zu etablieren, ist nicht neu. Bereits in den 1980er-Jahren gab es Pläne zur Aufstellung einer berittenen Einsatztruppe für die Bundeshauptstadt. Nicht weniger als 150 Pferde sollten in den Dienst der Polizei gestellt werden. Kostenpunkt: 150 Millionen Schilling. Zur Umsetzung kam es nie. Im Frühjahr 1990 unternahm man dann einen neuerlichen Vorstoß. Anlässlich des Blumenkorsos im Wiener Prater sollte eine berittene Polizeitruppe für die lange gehegten Pläne werben. 30 aktive Reiter mit eigenen und geliehenen Pferden wurden aktiviert und sogar Verstärkung bei Reiterstaffeln aus den Niederlanden und dem benachbarten Deutschland organisiert. Zwei Wochen vor dem großen Auftritt schwenkte das Innenministerium dann plötzlich um. Den Beamten, die bereits mehrfach an Proben für die Veranstaltung teilgenommen hatten, wurde gar mit einem Disziplinarverfahren gedroht, sollten sie bei der Veranstaltung trotz der Weisung „von ganz oben“ in den Sattel steigen.
Die Gründe für den plötzlichen Sinneswandel blieben im Verborgenen. Gemunkelt wurde, die Bedenken der Bevölkerung gegen berittene Beamte seien seit der gewaltsamen Niederschlagung der Arbeiterunruhen im Jahr 1927, an der auch berittene Polizeitruppen beteiligt waren, einfach zu groß. Diese Assoziation hat sich heute freilich weitgehend verloren. Dafür ist die Gegenwehr insbesondere aus dem Lager der Tierschützer groß, wenn es darum geht, Pferde für den Polizeieinsatz in Wien anzuschaffen. Organisationen wie die Pfotenhilfe oder Vier Pfoten sprachen sich in einer ersten Reaktion auf die Pläne des Innenministers vehement gegen die Nutzung von Pferden in der Großstadt aus.
„Wenn Fiaker ein tierschutzrelevantes Problem sind, dann sind es Pferde im Polizeieinsatz erst recht“, sagte etwa Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler. Ihre Sorge gilt dabei nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen. „Pferde sind Fluchttiere, die schon durch kleinste Unregelmäßigkeiten beunruhigt sind und bei Lärm oder plötzlich auftauchenden Hindernissen schnell einmal durchgehen und sich selbst und andere schwer verletzen können.“ Geht es nach Stadler, gilt das auch für ausgebildete Polizeipferde: „Ich kann auch aus eigener Erfahrung von äußerst gefährlichen Situationen beim Einsatz von Pferden bei einer Demonstration berichten. Die Polizeipferde in München waren damals schweißüberströmt und konnten von den Polizisten kaum gebändigt werden. Die Trillerpfeifen, Megafone, Sprechchöre und auch die Banner machten sie hochnervös, wodurch sie die Augen vor Angst weit aufrissen, sich aufbäumten und laut wieherten. Man mag sich nicht vorstellen, was passiert, wenn so eine Demonstration außer Kontrolle gerät und die Pferde mitten in der Menge durchgehen und ohne Rücksicht auf Hindernisse losgaloppieren.“
Das Training der Polizeipferde, das die Tiere gelassen in Stresssituationen machen soll, bezeichnet man bei der Pfotenhilfe als tierquälerisch. Dieser Einschätzung schließt man sich auch bei den Vier Pfoten an. „Die Tiere werden während der Ausbildung und im Einsatz mit Situationen konfrontiert, die ihrem natürlichen Fluchtinstinkt widersprechen. Lärmende Menschenmengen bzw. körperliches Bedrängen, laute, knallende Geräusche, optische Überreizung, Feuer usw. – all das verursacht Stress für die sensiblen Tiere“, argumentiert Vier-Pfoten-Kampagnenleiterin Martina Pluda.