Frau Dr. Koller, Sie haben sich auf physiotherapeutische Behandlungen spezialisiert. Welche geriatrischen Probleme bei Hunden sind damit gut behandelbar?
Viele orthopädische Probleme bei älteren Hunden lassen sich sehr gut mit Physiotherapie behandeln. Wenn ein Tier Schmerzen hat – sei es durch eine Arthrose oder durch Entzündungen –, dann kann man sowohl schmerzstillende Medikamente geben als auch Physiotherapie anwenden. Das Ziel ist ja immer, dass sich das Tier wieder gut bewegen kann.
Welche Methoden wenden Sie an?
Das hängt natürlich von der Grunderkrankung ab. Ultraschall und Laser verwende ich zum Beispiel gerne zur Behandlung von Bewegungseinschränkungen infolge von Arthrosen. Iontophorese bringt gute Erfolge bei Arthroseschüben und Arthritis, Akupunktur eignet sich unter anderem zur Behandlung von Entzündungen, Bewegungsstörungen und zur Nervenaktivierung. Verschiedene Stromtherapien wie etwa den biphasischen Schwellstrom nehme ich gerne bei muskulären Verspannungen und zur Nervenaktivierung. Das Equitron-Gerät wende ich erfolgreich bei muskulären Problemen oder bei Bizepssehnenüberlastungen an; Infiltrationen helfen bei diversen Nervenentzündungen und auch bei Ischiasproblemen.
Was können die Tierbesitzer vorbeugend tun?
Ganz wichtig ist es, Hunde schlank zu halten. 70 Prozent aller Hunde sind zu dick und die Tierhalter sind leider oft nicht einsichtig. Mir kommt bei vielen vor, sie wollen den Zusammenhang zwischen dem Übergewicht ihres Tieres und den Problemen mit dem Bewegungsapparat nicht einsehen. Viele verstehen das Füttern als Geste der Zuneigung und übertreiben leider damit.
Beraten Sie die Tierhalter auch in Richtung Altersprophylaxe?
Ja, das ist mir ganz wichtig. Neben einer ausgewogenen Ernährung, die auf Senioren abgestimmt sein soll, ist wie schon gesagt ein schlanker Körper vorteilhaft. Viele Tierhalter berate ich auch hinsichtlich Bewegungsmanagement. Hunde brauchen Kondition. Wenn sie schmerzfrei sind, kann ich diese durch kontinuierliche Bewegung am Laufband oder auch draußen an der Leine aufbauen. Keine „Stop and Gos“, keine Gewaltmärsche, aber regelmäßige, moderate Bewegung ist gerade für ältere Hunde essenziell. Manchmal wollen Senioren nicht spazieren gehen, weil sie die ewig gleichen Wege langweilen. Dann sind die Besitzer gefordert, neue Auslaufmöglichkeiten anzubieten. Ich berate die Tierhalter auch hinsichtlich des physiotherapeutischen Trainings, das sie daheim mit ihren Vierbeinern durchführen können. Es gibt Sport-und Turngeräte für Hunde für zu Hause wie zum Beispiel Igelbälle oder Ballkissen. Diese Empfehlungen werden von den Tierhaltern grundsätzlich sehr gut angenommen.
Sind die Tierbesitzer grundsätzlich bereit, in die Altersvorsorge ihrer Tiere zu investieren?
Definitiv ja, da gibt es kein Problem. Die Tierhalter sind am Wohlergehen ihrer Tiere interessiert und investieren Zeit und Geld in die Gesundheit ihrer Vierbeiner. Voraussetzung ist natürlich, dass man Leistung bietet und sich Zeit für die Beratung nimmt. Das geht nur mit Terminpraxis, aber es funktioniert.