Auf der Suche nach dem verschwundenen tierischen Begleiter –

Ortungssysteme für unsere Haustiere

Dr. med. vet. Elisabeth Reinbacher

Datenschutz ist in aller Munde: Wer hält sich wo auf und warum? Das ist aktuell ein heißes Diskussionsthema. Doch wie sieht es da bei unseren Haustieren aus? Für tierische Ausreißer ist ein Ortungssystem äußerst praktisch. Wie funktionieren diese GPS-Geräte für Hunde und Katzen – und wie sinnvoll können diese eingesetzt werden?

So manch ein/e Tierbesitzer/in hat ihn schon erlebt, den Albtraum der meisten Halter/innen: Das Tier ist weg, und verzweifelt begibt man sich auf die Suche, in der Hoffnung, dass das abgängige Tier keinen Autounfall hatte, sich verletzt hat oder für immer spurlos verschwindet. ­Flugblätter werden aufgehängt, auf Social Media fleißig geteilt und Nachbarn, Tierheime und Tierärzte durchgerufen. Doch im Zeitalter, in dem wir damit kämpfen, dass Datenschutz gewährleistet wird und nicht nachvollziehbar sein sollte, wann wir wo was gemacht haben, gilt dies ­mitunter auch für unsere Haustiere: GPS-Tracker (­GPS: Global Positioning System), welche aus Satellitensignalen Positionen berechnen, können den Aufenthaltsort von Hund und Katz mittels App auf ein Handy oder einen PC übermitteln. Mag. Ulrike Weiser, Assistenzärztin und Dissertantin an der dermatologischen Abteilung der Kleintierklinik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien sowie selbst Besitzerin von sechs Katzen und drei Hunden, hat ihre Tiere mit GPS-Trackern ausgestattet. „Wir leben am Wiener Stadtrand, unsere Katzen sind Freigänger. Nach unserem Umzug vor sechs Jahren verschwand Caruso, einer unserer Kater, tagelang spurlos. Wir haben überall Zettel aufgehängt und in der Nachbarschaft gesucht – nach vier Tagen saß er abgemagert und zerzaust vor unserer Haustür. Damals beschloss ich, dass Caruso einen Tracker bekommen soll, damit ich nachverfolgen kann, wo er sich befindet“, erklärt Mag. Weiser. Diese Idee sollte sich schon bald als sehr gute Entscheidung herausstellen, denn der Tracker kam schon bald zum Einsatz: „Schon kurz darauf war Caruso wieder weg – und siehe da, er war in unser altes Haus zurückgegangen. Dank GPS-System konnte ich seine genaue Route nachverfolgen; er war über eine dicht befahrene Straße und ein Wohngebiet etwa sechs Kilometer zu unserem alten Wohnsitz zurückgelaufen“, erzählt die Tierärztin.

Sobald die Katze ein bestimmtes Gebiet, um welches man individuell einen virtuellen Zaun gezogen hat, verlässt, schlägt der Tracker Alarm. Dazu Mag. Weiser: „Ich bekomme ein E-Mail oder eine Nachricht in der App, sobald eine Katze sich zu weit wegbewegt. Dann kann ich auf die Livetracker-Funktion umschalten und das Tier sofort orten und zurückholen.“ Das musste die Tierärztin auch sehr häufig machen, denn Caruso schlug vier Jahre lang immer wieder den Weg zu seiner alten Heimat ein. Mag. Weiser betont, dass sie recht überrascht war, als er dann nach so langer Zeit aufgehört hat, diese Route zu gehen.

Die Praxiserfahrung  

                                                                                         
Das Ortungssystem funktioniert allerdings nur, wenn das Tier den GPS-Tracker am Körper trägt, es wird mithilfe eines Halsbands oder Brustgeschirrs befestigt. Vor allem bei Katzen sind die erhältlichen GPS-Tracker noch mit der einen oder anderen Suboptimalität verbunden. Dazu sagt Mag. Weiser: „Bei den Hunden ist das kein Problem, da diese sowieso ein Halsband tragen, an dem der ­Tracker befestigt werden kann. Doch bei Katzen sind die Ge­räte doch im Verhältnis recht sperrig und man muss dem Tier ein Halsband anlegen.“ Man findet hier ­Geräte ab 28 Gramm, was für Tiere ab etwa vier Kilogramm (er-)tragbar sein sollte. Abgesehen von der ­Größe und dem Gewicht des Trackers ist es leider auch gefährlich, Katzen mit Freigang ein Halsband oder Brustgeschirr anzulegen – es birgt die Gefahr, dass die Katze hängen bleibt und sich stranguliert. „Meine Katzen tragen ein Halsband mit einem Verschluss, der sich öffnet, sollten sie irgendwo hängen bleiben. Dies bedeutet jedoch auch, dass das Halsband mit dem Tracker dann irgendwo liegen bleibt und die Katze selbst nicht mehr geortet werden kann“, so Mag. ­Weiser über die Halsbandproblematik. Des Weiteren fügt sie hinzu: „Dank des Ortungssystems kann man das Halsband und den Tracker zwar orten, allerdings befindet sich die Standpunktgenauigkeit im Umkreis von etwa zehn Metern. Wenn das Halsband irgendwo im Gebüsch liegt, muss man gute Augen haben, um es wiederzufinden.“ Zudem sollte das Gerät auch robust und vor allem wasserfest sein. Mag. Weiser: „Eine meiner Hündinnen war damit sogar schon im Wasser – der Sender hat es ohne Probleme überlebt. Das Einzige, was ein Gerät bisher nicht überstanden hat, war, als es von einem Auto überfahren wurde, nachdem es auf einer Straße verloren worden war.“ Besonders hohe Ansprüche werden an den Akku gestellt: Dieser sollte einerseits möglichst leicht und klein sein und andererseits eine möglichst lang anhaltende Stromleistung bringen. Dazu meint die Tierärztin: „Ich hatte bereits mehrere Geräte verschiedener Anbieter, je nach Gerät und Nutzung muss der Akku alle zwei bis drei Tage aufgeladen werden, denn ohne Strom ist der Tracker nutzlos. Am besten wäre es, wenn der Akku vor jedem Freigang der Katze bzw. Spaziergang mit dem Hund voll aufgeladen ist, denn man weiß ja nie, wann man das GPS-Livetracking aktivieren muss – das braucht dann nämlich richtig viel Strom.“

Ja, dann wären wir auch schon beim nächsten Thema: dem Empfang. Das Gerät funktioniert nur dann gut, wenn es einen guten Kontakt zu einem Satelliten hat. In den meisten Innenräumen oder auch in abgeschiedenen Tälern ohne Empfang kann das Tier nicht geortet werden. Dazu Mag. Weiser: „Wenn die Katze im Nachbarskeller sitzt, funktioniert der Tracker nicht, aber ich kann zumindest den letzten Ortungspunkt abfragen und weiß dann, dass ich in diesem Bereich suchen und die Bewohner dieses Hauses informieren muss.“ Allgemein rät Mag. Weiser dazu, das Gerät abzunehmen bzw. den Akku rauszunehmen, wenn das Tier zu Hause im Innenraum ist: „Der Tracker versucht dann permanent, ein Signal zu senden, weil er keinen Kontakt zum Satelliten aufbauen kann, das verbraucht erstens viel Akku und zweitens wird das Gerät richtig warm.“ Die GPS-Daten werden im Normalfall nicht permanent, sondern pro Stunde ein- bis mehrmals (bei manchen Geräten individuell auch auf größere Intervalle einstellbar) gesendet, um Akku zu sparen. „Bei Bedarf aktiviert man dann eine Liveverfolgung und bekommt permanent die GPS-­Daten übermittelt, das heißt, ich kann das Tier direkt verfolgen. Wenn eine meiner Hündinnen ausreißt, ist es sehr nervenschonend für mich, zu wissen, wo sie sich gerade aufhält und ob sie gerade wieder am Weg zurück zu mir ist oder zum Beispiel zum Auto läuft und dort auf mich wartet. Bei sehr schnellen Hunden kann es allerdings sein, dass das Livetracking zu langsam ist – für Jagdhunde gibt es hierfür spezielle professionelle Geräte mit eigener Empfängerausrüstung. Diese können noch genauer orten, haben bessere Akkus und verfolgen auch mehrere Hunde gleichzeitig. Diese Geräte kosten aber auch dementsprechend viel“, erklärt die Tierärztin.

Die üblichen GPS-Systeme für den durchschnittlichen Gebrauch sind durchaus leistbar, ab 30 bis 50 Euro ist man dabei. Allerdings müssen auch die laufenden Kosten für einen Mobilfunkvertrag miteingerechnet werden, denn zum Tracker gehört auch eine SIM-­Karte oder ein Chip. „Die Kosten pro Monat belaufen sich auf ein paar Euro, sind also sehr überschaubar“, führt Mag. Weiser aus. Außerdem empfiehlt sie, immer Befestigungsklammern und einen Akku als Reserve zu Hause zu haben: „Wenn die Befestigungsklammern kaputt werden und der Akku leer ist, kann ich das Gerät so trotzdem gleich wieder einsetzen, diese Ersatzteile gibt es separat beim Hersteller zu kaufen.“

Eine Alternative zu GPS sollte nicht unerwähnt bleiben: der Peilsender. Sein großer Vorteil ist, dass kein Mobilfunknetz vorhanden sein muss, was in vielen Kellern ein Bonus sein kann, denn er funktioniert über Radiowellen. Außerdem ist er viel kleiner (ab fünf Gramm erhältlich) und läuft mit Batterie, muss somit nicht so häufig aufgeladen werden. Mittels akustischer und visueller Signale, die über ein Handgerät empfangen werden, wird der/die Halter/in zum vermissten Tier gelotst. Doch es gibt auch einen großen Nachteil: Die maximale Reichweite ist 500 Meter, in bebautem Gebiet sogar noch deutlich weniger, knapp über 100 Meter, wobei einige Anbieter Reichweiten von bis zu 1.500 Meter im freien Gelände und 250 Meter im Siedlungsgebiet angeben. Das heißt, der Peilsender macht nur Sinn, wenn sich die Katze im eigenen Keller oder beim Nachbarn versteckt.

Breites Angebot


Eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle unterschiedlicher Firmen ist erhältlich, und auch über Ratgeber und vergleichende Tests, welches Gerät für welche Bedürfnisse passend ist, wird man im Internet beraten. Je nach Modell gibt es dann noch nützliche Zusatzfunktionen wie ein integriertes Licht, um die Suche im Dunkeln zu erleichtern, oder einen SOS-Knopf, durch dessen Betätigung ein/e potenzielle/r Finder/in (sollte er/sie die Funktion des Knopfes auch erkennen) den/die Besitzer/in benachrichtigt.

Abschließend fasst Mag. Weiser zusammen: „Ein GPS-System ist nicht nur bei weggelaufenen Katzen und Hunden sehr nützlich – auch bei älteren Hunden, die Schwierigkeiten mit dem Hören haben, ist es sehr gut einsetzbar. Denn wenn ein schwerhöriger Hund außer Sichtweite ist, kann man trotzdem genau sehen, wo er ist, und ihn zurückholen. Der Tracker verschafft mir die Möglichkeit, meine Tiere zu orten, und trägt wesentlich dazu bei, meine Nerven zu schonen. Aber natürlich heißt das auch, dass ich für meine Katzen schon oft nachts aus dem Bett gesprungen bin und sie davon ­abgehalten habe, eine stark befahrene Straße zu queren.“

Lächelnd fügt sie außerdem hinzu: „Auch im Urlaub gab es schon einmal Alarm, weil sich eine unserer Katzen auf Wanderschaft begeben hatte – da saß ich dann auf einer südlichen Insel und habe eine Freundin zu meiner Katze navigiert.“ Kein Urlaub also vom Überwachungssystem der lieben Haustiere!