Forschung:

Studie entschlüsselt "normales" Verhalten von Hauskatzen

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Fast alle Hauskatzen sind neugierig auf Neues, fast keine markiert ständig Möbel oder Hosenbeine – dies ergab die Auswertung Hunderter Fragebögen, die von spanischen Katzenbesitzer*innen ausgefüllt wurden. Das Team um David Menor-Campos von der Universität Córdoba (Spanien) nutzte als Erhebungsinstrument „Fe-BARQ“, einen Fragebogen mit 100 Punkten zur Beurteilung von Katzenverhalten. Er kann von Katzen­besitzer*innen genutzt werden, um das Verhalten ihres Tiers besser einschätzen zu können. Angegeben wird auf einer Fünfer-Skala jeweils, wie häufig – von „nie“ bis „immer“ – ein bestimmtes Verhalten in den zurückliegenden Monaten auftrat. Für die Studie wurden Fe-BARQ-Angaben von 816 Katzenbesitzer*innen ausgewertet. Die meisten der berücksichtigten Tiere waren kastriert und bereits erwachsen. Nur ein kleiner Teil war reinrassig, vertreten waren dabei vor allem Europäisch Kurzhaar, Siam und Perser.
Die meisten Katzen (81 Prozent) schnurren demnach meistens oder immer, wenn sie gestreichelt werden, wie es im Fachjournal „Journal of Veterinary Behavior“ heißt. Fast ebenso viele miauen, wenn sie hinaus oder in einen anderen Raum wollen. Und, Katzenfans mag es kaum verwundern: Nur knapp 70 Prozent der Tiere reagieren fast immer oder immer, wenn sie gerufen werden.
Ziel der Studie war es, herauszufinden, welche Faktoren das Verhalten einer Katze beeinflussen. Neben der Rasse sowie der Herkunft und dem Alter bei der Anschaffung sind das demnach unter anderem die allein verbrachte Zeit, das Vorhandensein anderer Haustiere und die Vorerfahrung des jeweiligen Halters. 

Auch für potenzielle Katzenbesitzer*innen interessant

Besitzer*innen könnten anhand der erhaltenen Daten feststellen, wie normal das Verhalten der eigenen Katze verglichen mit Tieren mit ähnlichen ­Grundvoraussetzungen ist, so die Forscher*innen; Menschen mit Katzenwunsch wiederum könnten die Ergebnisse helfen, zu verstehen, wie es ist, ein solches Tier im Haushalt zu haben.
Die Hauskatze (Felis silvestris catus) ist eine der weltweit beliebtesten Haustierarten. In der EU haben rund 90 Millionen Haushalte (46 Prozent) mindestens ein Haustier, Katzen sind das häufigste, wie es in der spanischen Studie heißt.

Oft Abgabe wegen Verhaltensproblemen

Zugleich aber würden allein in den USA jährlich mehr als drei Millionen Katzen in Tierheime gegeben. Und zumindest für Spanien sei bekannt, dass Verhaltensprobleme die Liste der Gründe für eine Abgabe anführen. Studien hätten gezeigt, dass solche Probleme bei Hauskatzen generell recht häufig vorkommen – Katzenbesitzer*innen suchten in diesen Fällen aber weniger oft Rat bei Expert*innen als Hundebesitzer*innen.
Weitere Ergebnisse waren unter anderem: Interesse an neuen Objekten oder Veränderungen in ihrer Umgebung zeigten laut der Studie 83 Prozent der Tiere immer oder meistens; für 88 Prozent der Katzen gaben die Besitzer*innen an, dass sie nie oder selten außerhalb der Katzentoilette Urin – etwa an Möbel oder Hosenbeine – spritzen.
Beruhigend dürften angehende Katzenbesitzer*innen auch finden, dass rund 90 Prozent der Tiere den Angaben ihrer Halter*innen zufolge nie oder fast nie Füße oder Beine auf eine Weise attackieren, die nichts mehr mit Spielen zu tun hat. Ebenso hoch ist der Anteil beim Nicht-Zerfetzen und Nicht-Zerkratzen von Dingen, wenn die Katze allein daheim ist.

Kater setzen sich lautstark in Szene

Weibchen wurde häufiger Aggressivität bescheinigt, sowohl gegenüber Fremden als auch gegenüber den Besitzer*innen, bei Katern wurde von mehr Kontaktfreudigkeit und leichterer Erziehbarkeit berichtet – aber auch von mehr Lärm. Kastrierte Tiere waren im Mittel verspielter. Katzen, die regelmäßig mehr als vier Stunden allein daheim verbrachten, zeigten eher zwang­hafte Verhaltensweisen. Auf dem Bett und nicht im eigenen Körbchen schlummernde Katzen wiederum waren im Mittel verspielter, buhlten aber auch stärker um Aufmerksamkeit und hatten eine höhere Rate an trennungsbedingten Verhaltensproblemen.
Großen Einfluss hatte das Zusammenleben mit einem Hund: Katzen in Hundehaushalten schnurren und spielen nach Angaben der Besitzer*innen im Mittel häufiger und zeigen weniger Verhaltensauffälligkeiten. Beim kleinen Teil der Rassekatzen ergaben die Antworten den Forscher*innen zufolge, dass Siamkatzen geselliger sind als Perserkatzen und mehr Angst vor Neuem sowie Trennung haben als Europäische Kurzhaarkatzen.
Bei den gefundenen Zusammenhängen ist allerdings zu beachten, dass die entsprechenden Gruppen teils sehr klein waren, die Ergebnisse darum nicht als statistisch fest gesichert anzusehen sind. Zu den Einschränkungen der Studie zählen die Forscher*innen auch, dass es bei der Beantwortung des Fragebogens durch die Besitzer*innen zu subjektiven Verzerrungen gekommen sein kann. Zudem seien kastrierte Tiere sowie Haushalte mit mehreren Katzen vermutlich überrepräsentiert gewesen.

Quellen: 

www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1558787823001466 


vetapps.vet.upenn.edu/febarq/