Tanja Warter
Ausgabe 03/2025
Lautet die Diagnose bei der Katze „chronische Niereninsuffizienz“, ist proteinarme Diät angesagt. Doch wie stellt man eine Katze am besten um? Und wie wirken sich Mäuse aus?
Sie ist die häufigste internistische Erkrankung bei geriatrischen Patienten: die chronische Niereninsuffizienz (CNI). Außergewöhnlich häufig trifft diese ältere Katzen. Besonders tückisch ist das Anfangsstadium – klinische Anzeichen gibt in dieser Phase keine, weshalb die aktuelle Empfehlung lautet, die Nierenwerte von Katzen ab einem Alter von sieben Jahren regelmäßig im Jahresabstand zu überprüfen.
Erheblich verbessert wurden die Behandlungschancen durch die Einführung des Biomarkers SDMA. Er bildet in der Diagnostikkette das Frühwarnsystem und erhöht sich bereits ab einem 25-prozentigen Verlust der Nierenfunktion. Im Vergleich dazu steigt Kreatinin erst bei einem Funktionsverlust von 75 Prozent an. Die Früherkennung ist hilfreich, denn je zeitiger gegengesteuert wird, desto besser ist die Prognose.
Eines der wichtigsten Werkzeuge zum Gegensteuern ist die Umstellung auf proteinarme Kost. Was simpel klingt, kann in der Umsetzung zu einer großen Herausforderung werden – Katzen sind bekanntermaßen überaus kritisch, was neue Futtermittel betrifft. „Zu empfehlen ist grundsätzlich eine langsame Umstellung“, konstatieren die Fachtierärztinnen für Tierernährung Annette Liesegang und Brigitta Wichert (beide Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich), Christine Iben (Veterinärmedizinische Universität Wien) und Petra Wolf (Universität Rostock) in ihrem 2021 erschienenen Fachbuch „Ernährung der Katze“.
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Ihre Tipps und Empfehlungen:
Nimmt die Katze das Nierendiätfutter bereitwillig an, ist ein erster großer Schritt geschafft, aber immer noch Vorsicht geboten, um nicht in einen Proteinmangel zu rutschen. In diesem Fall nämlich würde die betroffene Katze Eiweiß aus der Muskulatur abbauen. Vor allem bei bereits abgemagerten Tieren sollte das möglichst vermieden werden. Abbau von Muskeleiweiß hat aber noch einen zweiten Haken: Den Expertinnen zufolge werden dabei neuerlich Substanzen frei, die zu einer weiteren Nierenbelastung führen. Zu starke Proteinrestriktion kann also sogar in das Gegenteil der gewünschten Therapie umschlagen. Bei geringem Krankheitsgrad könne es oft schon ausreichen, eine Überversorgung mit Proteinen zu vermeiden.
Grundsätzlich, so der Rat der Profis, sei das verdauliche Rohprotein (vRp) bei CNI-Patienten unter oder bei 15 g pro MJ* zu halten. Entscheidend ist die individuelle Dosierung, die sich am Krankheitsbild orientiert. Für gute Resultate ist es unerlässlich, die Effekte der Nierendiät immer wieder zu prüfen: In regelmäßigen Abständen sollten SDMA, Kreatinin, Harnstoff und der Protein/Kreatinin-Quotient sowie das harnspezifische Gewicht bestimmt werden.
Die International Renal Interest Society (Iris) teilt chronische Niereninsuffizienz in vier Stadien ein:
Stadium 1: Keine Azotämie (Kreatinin im Referenzbereich);
Stadium 2: Geringgradige Azotämie (Kreatinin im Referenzbereich oder leicht erhöht);
Stadium 3: Mittelgradige Azotämie (Kreatinin 251–440);
Stadium 4: Hochgradige Azotämie (Kreatinin über 440).
Dieser Klassifizierung folgend gibt es folgende Therapieempfehlungen:
Wie Stadium 1; zusätzlich
Wie Stadien 1 und 2; zusätzlich
Allgemeine Einigkeit herrscht darüber, dass im Stadium 1 noch keine Proteinrestriktion notwendig ist. Allerdings kann diese Phase gut für eine langsame Futterumstellung genutzt werden; oder für das Austesten, welches Futter die Katze grundsätzlich akzeptiert. Ab Stadium 2 sind positive Effekte gut belegt. Die unheilbare CNI schreitet mit einer Nierendiät oft langsamer voran und urämische Symptome setzen meist später ein. Der Trend scheint sich jedoch zu einer milderen Proteinrestriktion als noch vor einigen Jahren zu entwickeln.
Bleibt das Problem mit den Freigängern: Bei ihnen, besonders bei den fleißigen Jägern, ist die Nierendiät schwierig. Mäuse enthalten viel Protein (etwa 50 Prozent TM) und außerdem viel Phosphor. Es ist zwar nicht anzunehmen, dass einzelne Mäuse gleich eine akute Krise auslösen, sehr viele Beutetiere können aber tatsächlich ein Problem für die Behandlung darstellen. Dann helfen nur noch: (mehr) Jagdspiele daheim, die Gabe von Phosphatbindern und engmaschige Kontrollen.