In Ruanda, einem ostafrikanischen Land in Äquatornähe, wurde vor mehreren Jahren durch österreichische TierärztInnen der Verein Endangered gegründet. Intention war es, den Schutz der Berggorillas zu unterstützen. Bald wurde klar, dass Tierschutz ohne den der Menschen, die wegen des begrenzten Raumes in ständiger Konkurrenz mit den Tieren der Nationalparks leben, nicht möglich ist. 2011 übernahm der Verein Future4kids den humanitären Teil der Projekte von Endangered mit dem Ziel, 50 unbetreuten Kindern ein sicheres und liebevolles Zuhause zu geben. In der Nähe von Musanze (vormals Ruhengeri) entstand das „Montain Gorilla Education Centre“, es ist heute auch ein Zentrum für Berufs- und Allgemeinbildung für die Menschen der Umgebung. Dr. Otto Fischer, Tierarzt aus Korneuburg, einer der Initiatoren dieser Initiative, kam so in Kontakt mit ruandischen TierärztInnen, die an ihn den Wunsch herantrugen, eine tierärztliche Einrichtung zu schaffen. Sie berichteten von sehr schwierigen Umständen für eine qualitätsvolle tiermedizinische Arbeit, mangelhaften Diagnosemöglichkeiten und problematischen Tierhaltungsbedingungen. Durch die Untrennbarkeit von menschlicher und tierischer Gesundheit käme jede Verbesserung der tiermedizinischen Versorgung auch den menschlichen Bewohnern Ruandas zugute. So entstand das „Friends of Rwanda Veterinary Project“, dem sich bereits einige TierärztInnen aus Österreich, Deutschland und England angeschlossen haben.
Dank der Großzügigkeit einer Schweizer Stiftung, deren Ziel das Tierwohl ist, gelang es in kurzer Zeit, das „New Vision Veterinary Hospital“ (NVVH) in Musanze zu bauen. Im Juli 2016 wurde es eröffnet.
Es liegt am Fuße der Virunga-Vulkane, nahe am Volcanoes-Nationalpark in einer landwirtschaftlich genutzten Region, 80 km von der Hauptstadt Kigali entfernt.
Durch die Befürwortung der damaligen Rektorin Dr. Sonja Hammerschmid, heute Bundesministerin für Bildung, wurden 2015 drei TierärztInnen aus Ruanda sechs Monate lang an der VMU Wien als Gasthörer aufgenommen und an verschiedenen Instituten betreut. Frau Prof. Dr. Iben stand als Koordinatorin dieser Gasthörerschaft zur Verfügung. Mit Frau Rektorin Dr. Petra Winter wird die Zusammenarbeit mit dem NVVH intensiv fortgesetzt.
Neben der tierärztlichen Praxis für Groß- und Kleintiere und der Diagnostik in den gut ausgestatteten Labors ist die Aus- und Weiterbildung von TierärztInnen ein wichtiger Bereich der täglichen Arbeit. Dr. Bettina Horvat, Tierärztin aus Niederösterreich, leitet neben Otto Fischer das New Vision Veterinary Hospital. Sie und andere KollegInnen aus Österreich sind seit dem letzten Jahr mehrfach nach Musanze gereist, um die Klinik aufzubauen, auszurüsten und die KollegInnen in Theorie und Praxis zu trainieren. Für das laufende Jahr konnte ein umfassendes Fortbildungsprogramm erstellt und zahlreiche ExpertInnen aus Universität, Institutionen und Praxis zur Teilnahme gewonnen werden. Der Ausbildungsstand der ruandischen Tierärzte ist lückenhaft – die Motivation aller Beteiligten, dies zu verbessern, allerdings groß.
Das Projekt steht vor enormen Herausforderungen: Kulturelle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen weisen große Unterschiede zu denen in der westlichen Welt auf. Die Möglichkeiten der ländlichen Bevölkerung, für tierärztliche Leistungen zu bezahlen, sind begrenzt. Dies wird durch Projekte der Stiftung ausgeglichen. Gleichzeitig gibt es eine große Anzahl westlicher Haushalte, in denen Hunde und Katzen leben. Auch hier besteht der Bedarf nach tierärztlicher Leistung. Daher wurde ein Objekt in Kigali angemietet, um dort eine Zweigstelle zu eröffnen. Bisher wurden Operations-, Behandlungs- und Laborräume eingerichtet, Inventar und Instrumente ausgesucht und importiert, Arbeitsabläufe und medizinische Vorgehensweisen besprochen und trainiert. Derzeit arbeiten, neben weiteren MitarbeiterInnen, vier TierärztInnen und eine Veterinärtechnikerin im NVVH, sie alle sind ruandische StaatsbürgerInnen. In den letzten Monaten ist, trotz intensiver Bemühungen von Dr. Bettina Horvat, Dr. Otto Fischer und mehrerer KollegInnen aus Österreich, Deutschland und England, klar geworden, dass die Unterstützung durch begrenzte Aufenthalte in Ruanda nicht ausreicht, um die Entwicklung der Klinik zu begleiten.
Neben der Unterstützung durch persönliches Engagement und die Bereitstellung von Sach- oder finanziellen Spenden wird daher eine Kollegin/ein Kollege gesucht, die/der bereit ist, für einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten in Ruanda zu leben und dort durch die Vermittlung von Wissen und die engmaschige Führung der Mitarbeiter einen Beitrag an diesem reizvollen und wichtigen Projekt zu leisten.
Diese Stelle ist gedacht zur Sicherstellung der qualitativ zufriedenstellenden tierärztlichen Arbeit, der kontinuierlichen Ausbildung der ruandischen KollegInnen sowie als Verbindung zur Unterstützung aus Österreich.