MKS-Statement:

Maul- und Klauenseuche-Ausbrüche unweit der österreichischen Grenze

A.  Univ.-Prof. i.R. Dr. Norbert Nowotny

Der letzte Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Österreich war im Jahr 1981 – in jenem Jahr, in dem ich als junger Universitätsassistent am Institut für Virologie der Veterinärmedizinischen Universität zu arbeiten begann, und nun bin ich bereits seit eineinhalb Jahren in Pension: Dies nur zur Vorstellung der Zeitspanne, in der diese in Europa nahezu ausgerottet geglaubte Tier­seuche nicht mehr aufgetreten ist. Nun ist die MKS wieder da, und zwar in Form zweier voneinander unabhängiger Ausbrüche: Der erste fand im Jänner dieses Jahres bei Wasserbüffeln im deutschen Bundesland Brandenburg nahe Berlin statt (Serotyp O, Herkunft unbekannt), der zweite seit Anfang März in Ungarn und der angrenzenden Slowakei. Womit sich die Frage stellt: Warum nach so langer Zeit jetzt diese Häufung? Es gibt keine Hinweise, dass MKS-Ausbrüche in jenen Ländern, in denen diese Krankheit endemisch ist, häufiger geworden wären. Auch das Verhalten von Reisenden (z. B. Mitbringen von potenziell kontaminierten Fleischprodukten) oder der (strengen Auflagen unterliegende) Tiertransfer haben sich im letzten Jahrzehnt nicht merklich verändert. Warum also gerade jetzt zwei unabhän­gige Ausbrüche innerhalb von nur drei Monaten?

Die Ausbrüche seit 7. März in Ungarn und der Slowakei, insbesondere jener vom 26. März in Ungarn und vom 31. März in der Slowakei, beide in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Staatsgrenze, alarmierten die österreichischen Veterinärbehörden, die sofort alle notwendigen Maßnahmen initiierten, um ein Überschwappen der Seuche auf Österreich zu verhindern (Ausweitung der Überwachungszone auf Nord- und Mittelburgenland und den Osten Niederösterreichs, Untersuchung der Betriebe durch Amtstierärzte inklusive Probenentnahmen, Einstellung von Tiertransporten, Dekontamination von Fahrzeugen mit Unterstützung der entsprechenden Einheit des österreichischen Bundesheers, Betretungs­verbot von Betrieben, die Paar­hufer halten, durch betriebsfremde Personen, Auslegen von „Seuchenteppichen“, und, und, und …). Aus virologischer Sicht haben die österreichischen Veterinär­behörden somit alles Menschenmögliche getan, um eine Einschleppung der Seuche nach Österreich zu verhindern. Der letzte bekannt gewordene Fall in der Slowakei, etwa 50 km nördlich der bisher gemeldeten Fälle, gibt allerdings besonderen Anlass zur Sorge, denn möglicherweise ist die Seuche in der Slowakei und in Ungarn bereits weiter verbreitet als bisher bekannt geworden. Die Inkubationszeit bei MKS beträgt zwischen zwei und 14 Tage, das bedeutet, dass die getroffenen Maßnahmen noch weitere mehrere Wochen in Kraft bleiben und wahrscheinlich noch intensiviert werden müssen. 

Ich wünsche uns allen, dass Österreich von der Seuche verschont bleibt und wir unseren MKS-freien Status auch weiterhin behalten!