Nutzung von Gesundheitsdaten

zur Verbesserung von Atemwegserkrankungen und Parasitenbefall bei Mastschweinen – Ein EIP-Projekt

DI Regine Revermann
VÖS, Verband Österreichischer Schweinebauern

Das Ziel des Projekts ist, eine Gesundheitsdatenbank für Mastschweine haltende Betriebe aufzubauen und Auswertungstools bereitzu­stellen – unter anderem auch für BetreuungstierärztInnen.

Die Gesundheit der Schweine ist eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg von Schweinemast­betrieben. Den österreichischen Landwirtinnen und Landwirten steht aber aktuell keine, bzw. nur vereinzelte, regionale systematische Darstellungen und Auswertungen der Gesundheitsdaten zur Verfügung. Um Gesundheitsdaten von Mastschweinen für die Betriebe bereitzustellen und sie besser zu vernetzen, wurde das Projekt „Nutzung von Gesundheitsdaten zur Verbesserung von Atemwegserkrankungen und Parasitenbefall bei Mastschweinen“ (GEMA – Gesunde Mastschweine) gestartet. Das Projekt wurde im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) ins ­Leben gerufen, welche in Österreich vom BMLRT über die Ländliche Entwicklung gefördert wird. Die Projektleitung liegt beim VÖS (Verband Österreichischer Schweinebauern), (M. Strassmayr, L. Huber, R. Revermann). Kooperationspartner sind die Universität für Bodenkultur Wien (C. Leeb, K. Schodl) sowie die Veterinärmedizinische Universität Wien (A. Käsbohrer J. Klinger, A. Ladinig), Projektpartner sind der Verbandlandwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) OÖ, Tierärzte und der Tiergesundheitsdienst (TGD) OÖ (B. Leeb).

Im September 2017 wurde mit dem Projekt begonnen – es wird nach drei Jahren Projektlaufzeit im Herbst 2020 beendet werden. Ziel des Projekts ist es, eine Gesundheitsdatenbank für Mastschweine haltende Betriebe aufzubauen und Auswertungstools zur Verfügung zu stellen. Hierfür wurden unter anderem die Schlachttier- und Fleischuntersuchungsbefunde (SFU-Befunde) der Betriebe aufbereitet. Zusätzlich wurden im Zuge des Projektes Werkzeuge entwickelt, wie der sogenannte „GEMA-Check“-Fragebogen, für die Bereiche Biosicherheit, Atemwege und Parasitenbefall. Mithilfe dieses Onlinefragebogens soll besonders den Landwirtinnen und Landwirten geholfen werden, Risikofaktoren und Schwachstellen des Betriebs in Hinblick auf diese drei Bereiche zu erkennen. Des Weiteren sollen die Tools auch die BetreuungstierärztInnen und BeraterInnen in ihrer Arbeit unterstützen.

 

GEMA-Check-Fragebogen

Für die Bereiche Biosicherheit, Atemwege und Parasitenbefall wurde der GEMA-Check-Fragebogen als Webanwendung entwickelt. ­Dieser Fragebogen umfasst wichtige Aspekte zu allen drei Themenbereichen. Bei der Auswertung kann zwischen verschiedenen Möglichkeiten zur Datenaufbereitung gewählt werden. Bisher kann zwischen einer einfachen Auswertung des aktuellen Fragebogens, einem überbetrieblichen Vergleich sowie einem innerbetrieblichen Vergleich (bei ­mindestens zweimaliger Anwendung desselben Fragebogens) gewählt werden. Außerdem soll im Rahmen des Projekts künftig noch eine Optimierungsanalyse, in der ausschließlich Optimierungsvorschläge für die als risikosteigernd identifizierten Bereiche gegeben werden, hinzugefügt werden; denn zu jeder Frage sind Informationen und Verbesserungsvorschläge hinterlegt. In Abb. 1 ist ein Auszug der Auswertung des GEMA-Check-Frage­bogens für den Bereich Biosicherheit dargestellt. Die Abbildung zeigt eine Hilfestellung, welche Bereiche am Betrieb zur Verringerung des Biosicherheitsrisikos beitragen und welche es erhöhen. In der weiteren Auswertung werden die aufgezeigten Punkte genauer beschrieben.

Der Fragebogen kann von TierärztInnen besonders für eine Betriebsberatung genutzt werden, da er die Ist­situation und die Risikobereiche und Schwachstellen aufzeigt. Außerdem können Tierarzt/Tierärztin und Landwirt/Landwirtin gemeinsam nach umsetzbaren Verbesserungsmaßnahmen auf dem Betrieb suchen, um beispielsweise die Biosicherheit am Betrieb zu steigern. Ein Zugang zum Fragebogen kann nach Projektende angefordert werden.

SFU-Auswertungen

Einen weiteren Teil der bereits entwickelten Gesundheitsdatenbank stellt die Auswertung der Daten aus der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung dar. Hierbei wurde eine Anwendung geschaffen, mit der LandwirtInnen die Möglichkeit haben, die von der ÖFK übermittelten SFU-Daten auf drei unterschiedliche Arten darzustellen. Es kann generell zwischen der Auswertung für eine bestimmte Schlachtpartie oder einen Zeitraum gewählt werden. Des Weiteren kann ein anonymisierter überbetrieblicher Vergleich angezeigt oder die aktuelle Situation im eigenen Betrieb mit einem früheren Zeitraum verglichen werden. Auf diese Auswertung kann – mit Zustimmung des Landwirts – auch der betreuende Tierarzt zugreifen, um eine optimale, auf den Betrieb abgestimmte Beratung und Behandlung zu erleichtern und durchzuführen. Um die SFU-Auswertungen nutzen zu können, ist für den Landwirt/die Landwirtin ein Zugang zum Internet-Mastauswertungsprogramm des VÖS notwendig.

Zusätzlich zur SFU-Auswertung können im Mastauswertungsprogramm auch abgeschlossene elektronische Fragebögen des GEMA-Check-Fragebogens angezeigt und ausgewertet werden. So können die Gesundheitsdaten gemeinsam genutzt und mögliche Schwachstellen anhand der entwickelten Tools analysiert werden. Ein Auszug aus den Auswertungen ist in der obenstehenden Abb. 2 dargestellt. Hier ist über den ausgewählten Zeitraum (1. 1. 2019–26. 11. 2019) dargestellt, wie häufig Befunde bei den Schlachtschweinen festgestellt wurden. Insgesamt wurden im Auswertungszeitraum 914 Tiere geschlachtet. Von diesen wiesen 35,7 Prozent mindestens einen Befund auf. Anschließend werden diese Befunde auf Körperregionen verteilt dargestellt. Außerdem ist auch die Häufigkeit der einzelnen Befunde abgebildet.

Alternatives Befundschema

Im Zuge des Projekts wurden auch die erfassten Ergebnisse der Schlachttier- und Fleischuntersuchungen von der Veterinärmedizinischen Universität näher betrachtet, um gegebenenfalls deren Aussagekraft bzgl. des Gesundheitszustandes der Mastschweine am Mastschweinebetrieb zu treffen. Dabei wurde festgestellt, dass die SFU-Daten wichtige Informationen für das Gesundheitsmonitoring enthalten, es wäre jedoch eine genauere Aufteilung der Befunde in Schweregrade wünschenswert, um das Ausmaß möglicher Erkrankungen besser abschätzen zu können. Dementsprechend wurde ein alternatives Befundschema für die am häufigsten auftretenden Befunde entwickelt. Dieses Schema soll es ermöglichen, für ausgewählte Organveränderungen den Schweregrad genauer zu erfassen. Durch diese Unterteilung ist eine exaktere Analyse der Befunde möglich, was dazu beiträgt, dass die LandwirtInnen und die BetreuungstierärztInnen diesen Daten mehr Informationen über den Gesundheitszustand der Mastschweine und die aktuelle Situation am Betrieb entnehmen können. Das alternative Schema bedarf allerdings noch einer weiteren Erprobung und Validierung. Hierfür ist die Einbindung weiterer Schlachthöfe und TierärztInnen geplant.

Befundkatalog

Eine weitere Entwicklung des EIP-Projekts ist der Befundkatalog. Er enthält detaillierte Informationen für LandwirtInnen zu den häufigsten und wichtigsten Befunden der Schlachttier- und Fleischuntersuchungen bei Mastschweinen, wie sie im Rahmen der SFU -erhoben werden. In diesem Katalog sind SFU-Befunde zu Atmungs-trakt, Brustfell, Herz, Leber und Niere erklärt. Zu jedem dieser Befunde wird erläutert, wodurch die Erkrankung hervorgerufen werden kann, wie sie sich äußert und welche Bedeutung sie für die Tiergesundheit hat. Außerdem sind zu jedem Befund Fotos beigefügt, um sich das Ausmaß der Erkrankung vor Augen führen zu können. Der Befundkatalog kann online unter www.voes-online.at heruntergeladen werden.