Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 04/2025
Als Zeichen ihres starken Engagements für den Tierschutz in der Forschung vergibt die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) alle zwei Jahre den mit bis zu 30.000 € dotierten Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis. Damit ehrt die LMU Wissenschaftler*innen, die mit ihrer Forschung einen außergewöhnlichen Beitrag zum Tierschutz leisten.
In diesem Jahr geht der Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis an das Studienteam um Prof. Dr. Christine Baumgartner mit Privatdozent Dr. Thomas Fenzl und Prof. Dr. Benjamin Schusser von der Technischen Universität München (TUM). In ihrer Studie „Tierschutz für das Ei – Untersuchung zur Entwicklung der Nozizeption und des Schmerzempfindens beim Hühnerembryo“ untersuchten die Forschenden kardiovaskuläre, neurophysiologische und verhaltensbasierte Reaktionen von Hühnerembryonen, um herauszufinden, ab wann diese die Fähigkeit zur Nozizeption entwickeln bzw. Schmerz empfinden können. Die Ergebnisse zeigten, dass Hühnerembryonen ab dem 13. Bruttag eine physiologische, neuronale Gehirnaktivität haben und ab dem 15. Bruttag deutliche Reaktionen auf schmerzhafte Reize messbar sind. „Als Forschende sehen wir uns in der Verantwortung, den Tierschutz und das Tierwohl durch interdisziplinäres und innovatives Denken und Handeln immer weiter voranzubringen“, so Baumgartner. Die Forschungsergebnisse hatten direkten Einfluss auf die Tierschutz-Gesetzgebung: Seit Januar 2024 ist das Töten von Hühnerembryonen im Rahmen der Geschlechtsbestimmung im Ei ab dem 13. Bruttag in Deutschland verboten.
Zusätzlich wurde Dr. Nina Kerstensteiner von der Universität Regensburg mit dem Felix-Wankel-Tierschutz-Juniorforschungspreis für ihre Dissertation „Tiere vor Gericht? Strukturelles Durchsetzungsdefizit im Tierschutzrecht“ ausgezeichnet. Ihre Arbeit beleuchtet, warum tierschutzrechtliche Bestimmungen oft nur unzureichend umgesetzt werden und welche juristischen Reformen notwendig wären, um den Schutz von Tieren effektiver zu gestalten. Zur Begründung sagt die Geschäftsführerin des Kuratoriums des Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreises und neu berufene Vorständin des Lehrstuhls für Tierschutz, Prof. Dr. Helen Louton: „Die Arbeit trägt wesentlich zur Weiterentwicklung des Tierschutzrechts bei und zeigt auf, wie die Diskrepanz zwischen gesetzlichen Zielvorstellungen und der Realität überwunden werden kann.“
„Tierwohl ist uns an der LMU – und besonders natürlich in der Tiermedizin – ein großes Anliegen“, sagt Prof. Reinhard Straubinger, Dekan der Tierärztlichen Fakultät. „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir mit diesem Preis wissenschaftliche Arbeiten auszeichnen können, die dazu beitragen, Tierschutz und Tierwohl zu fördern.“ Die LMU unterstützt damit Forschung, die das Ziel hat, Tierversuche zu ersetzen oder einzuschränken, den Tierschutz generell voranzutreiben, die Gesundheit und tiergerechte Unterbringung von Versuchs-, Heim- und Nutztieren zu gewährleisten oder die Grundlagenforschung zur Verbesserung des Tierschutzes zu unterstützen.
Die feierliche Preisverleihung fand am 13. März 2025 in der Großen Aula der LMU München statt und wurde von einem Festvortrag des renommierten Philosophen Dr. Christian Dürnberger vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien begleitet, der ethische Perspektiven auf das Tierwohl thematisierte.
Für weitere Informationen:
Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis Lehrstuhl für Tierschutz, Ethologie, Tierhygiene und TierhaltungVeterinärwissenschaftliches Department, LMU München
E-Mail: felix.wankel@tierhyg.vetmed.uni-muenchen.de
Web: www.felix-wankel-forschungspreis.de