Fremdbestäubung:

Krustentier befruchtet Pflanzen unter Wasser

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Eine neue Studie zeigt, dass die Baltische Meerassel (Idotea balthica) Rotalgen bei der Fortpflanzung unterstützt.

Dies widerlegt die bisherige Annahme, dass die Befruchtung von Pflanzen durch Tiere nur an Land stattfindet. Ein wissenschaftliches Team unter der Leitung von Myriam Valero, Biologin am internationalen Forschungslabor Station biologique de Roscoff in Frankreich, erklärt in einer Studie, die in der Zeitschrift „Science“ erschienen ist, wie das kleine Meereskrustentier Idotea balthica bei Rotalgen die Funktion des Bestäubers übernimmt.

Wie unverzichtbar die Baltische Meerassel für die Fortpflanzung der Rotalgen tatsächlich ist, muss erst noch genauer untersucht werden. „Eine der Herausforderungen bestand vor allem darin, die vielen kleinen, nur wenige Mikrometer großen Geschlechtszellen auf der ebenso mikroskopisch kleinen, aber tausendmal größeren Körperoberfläche der Baltischen Meerassel zu lokalisieren und zu dokumentieren“, erklärt Sébastien Colin, Forscher am Max-Planck-Institut für Biologie in Tübingen und Mitautor der Studie.

Neben der Frage, wie essenziell der Dienst der Meerasseln für die Rotalgen ist, wollen die Forschenden außerdem klären, ob auch andere Algenarten auf vergleichbare Weise bestäubt werden. Doch schon der jetzt erbrachte Beweis dafür, dass eine Fremdbefruchtung durch Tiere im Meer stattfindet, ist eine erstaunliche Erkenntnis, die von hoher Bedeutung ist – denn bis vor Kurzem wurde davon ausgegangen, dass sich die Bestäubung von Pflanzen mithilfe von Tieren erst an Land und vor etwa 140 Millionen Jahren entwickelt hat. Die neuen Forschungsergebnisse stellen dies nun deutlich infrage, denn Rotalgen existieren bereits seit über 800 Millionen Jahren.

Link zur Studie: https://bit.ly/3wcXaOe