Klimawandel:

Verringerte Körpermasse und längere Flügel bei Amazonas-Vögeln

Mag. Silvia Stefan-Gromen

Im Amazonasgebiet reagieren nicht nur die Pflanzen auf die zunehmenden Wärme- und Trockenperioden – auch bei den Vögeln sind erste Veränderungen sichtbar.

Wie eine aktuelle Studie enthüllt, hat die Körpergröße aller untersuchten Amazonas-Vogelarten in den letzten 40 Jahren abgenommen. Bei einigen Arten seien zudem die Flügel im Verhältnis zur Masse länger geworden, so Vitek Jirinec von der Louisiana State University und seine Kolleg*innen im Fachmagazin „Science Advances“. Dieser Formwandel passt zu biologischen Anpassungen, die auch bei anderen Tierarten beobachtet wurden.

Das Klima beeinflusst nicht nur die Verteilung von Arten, auch die Körpergröße und Gestalt vieler Tiere spiegelt wider, unter welchen Klimabedingungen sie leben. Ob und wie sich dies auch bei der Vogelwelt des Amazonas-­Regenwalds bemerkbar macht, wurde nun untersucht. Dafür werteten die Forscher*innen Messdaten der ­letzten 40 Jahre zu Körpergröße, Masse und Flügellänge von mehr als 14.000 Vögeln aus 77 Arten aus. Alle Spezies waren im Amazonasgebiet heimisch und gehörten nicht zu den Zugvögeln – sie hielten sich daher das gesamte Jahr im Regenwald auf.

Die Auswertungen ergaben: Bei allen 77 untersuchten Arten zeigte sich seit 1980 ein Trend zu einer Verringerung des Körpergewichts – im Schnitt nahm die Masse um 1,8 Prozent ab. „Ein Drittel der Spezies entwickelte in dieser Zeit zudem längere Flügel, sodass sich das Verhältnis von Masse zu Flügellänge veränderte“, berichtet Jirinec. Der Trend zu kleineren und leichteren Exemplaren unabhängig von Ernährungsweise und Futterpräferenz zeigte sich übrigens bei Insektenfressern genauso wie bei früchtefressenden Vogelarten, obwohl sich die Futter­verfügbarkeit bei diesen Gruppen gegenteilig entwickelt hat. „Die Körperproportionen haben sich in Richtung effizienterer Flug und geringere metabolische Wärmeproduktion verlagert“, erklären die Forscher*innen. Das passe zu den Anpassungen an erhöhte ­thermische Belastungen und eine Veränderung der Umwelt.

Science Advances, 2021;
doi: 10.1126/sciadv.abk1743


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