Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 07-08/2023
Elisabeth Suwandschieff und Raoul Schwing von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung am Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni haben in ihrer gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen durchgeführten Studie mit einer Gruppe von zwölf in Gefangenschaft lebenden Keas (Nestor notabilis) gearbeitet. Bisher gibt es laut Schwing nur wenige Studien, bei denen die Fähigkeit von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren, zwischen bekannten oder unbekannten Gesichtern von Menschen zu unterscheiden, getestet wurde.
Die Forscher*innen untersuchten, ob auch Keas die Fähigkeit besitzen, zwischen „bekannt“ und „fremd“ zu unterscheiden und eine übergreifende Kategorie dafür zu bilden. „Die Schwierigkeit der Aufgabe ist nicht zu unterschätzen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten anhand von Bildern des Kopfes unterscheiden, ob es sich dabei um einen vertrauten Vogel, den Sie zum Beispiel jeden Tag im Garten füttern, oder um einen fremden Vogel derselben Spezies handelt“, erklärt Suwandschieff.
Die Studie der Forscher*innen belegt nun, dass „Keas übergreifende Kategorien formen und sich auf dieser Basis auf neue Situationen einstellen können“, sagt Schwing und wertet dies als „höhere Kognition“. Für die Wissenschafter*innen liefert die Studie „neue empirische Belege für die Fähigkeit der Keas zur abstrakten Kategorisierung“. Ähnliche Kompetenzen zur Differenzierung kenne man sonst nur von Menschenaffen und Tauben.