Mag. Silvia Stefan-Gromen
Ausgabe 10/2024
Katzen gelten eigentlich als unabhängige Einzelgänger, doch eine Studie belegt nun das Gegenteil: Wenn von zwei Katzen, die zusammenleben, eine verstirbt, trauert die andere. Das Gleiche gilt, wenn eine Katze mit einem Hund zusammen gehalten wird und dieser stirbt.
Das Verhalten von Katzen ist sehr komplex und wurde lange von uns Menschen missverstanden. Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die Samtpfoten ein ausgeprägtes Sozialverhalten besitzen und sich an Menschen und Tiere in ihrer Umgebung binden.
Dies gilt auch im Fall eines Verlusts: Eine amerikanische Studie belegt nun, dass Katzen nach dem Tod eines anderen Haustiers im selben Haushalt trauern. In der Studie der Oakland University wurden mehr als 412 Katzenhalter*innen, in deren Haushalt kürzlich ein anderes Haustier (entweder eine Katze oder ein Hund) verstorben war, nach dem Verhalten der überlebenden Katze befragt. In etwa zwei Dritteln der Fälle war das verstorbene Haustier ebenfalls eine Katze, in den restlichen Fällen ein Hund.
Forschungsergebnis: Katzen trauern ähnlich wie Menschen
Laut den Autorinnen Brittany Green und Jennifer Vonk gleiche das feline Trauerverhalten jenem von Menschen. Dies deute darauf hin, dass das psychologische Erleben von Verlust im Tierreich möglicherweise universell sei.
Verändertes Katzenverhalten bei Trauer
Die betroffenen Katzen zeigten umso stärkeres Trauerverhalten, je länger sie mit ihrem Gefährten zusammengelebt hatten. Das Miterleben des Todes und die Anzahl der Haustiere im Haushalt hatten jedoch keinen Einfluss.
In einigen der Fälle zeigten die Katzen Schlafprobleme, verweigerten ihr Futter, versteckten sich mehr und verbrachten mehr Zeit allein oder gaben vermehrt Laute von sich. Andere wiederum suchten vermehrt die Nähe ihrer Besitzer*innen, schienen nach ihren verstorbenen Gefährten zu suchen oder verloren das Interesse an ihren Lieblingsspielen.
Die Studie zeigt auch, dass Katzen, die eine enge Beziehung zu ihrem verstorbenen Gefährten hatten und viel Zeit mit gemeinsamen täglichen Aktivitäten verbrachten, intensivere Anzeichen von Trauer und erhöhte Ängstlichkeit aufwiesen.
Auch die Intensität der Trauer beim Menschen über den Verlust des verstorbenen Tiers scheint einen Einfluss auf das Verhalten der überlebenden Katze zu haben: Halter*innen, die stärkere und längere Trauerphasen erlebten, berichteten laut der Studie auch häufiger von einer Zunahme des Schlafens, Alleinseins und Versteckens ihrer überlebenden Katzen.
Quellen:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S016815912400203X
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(19)31086-3