wichtiges Gesundheitsmonitoring
Grundlegende Voraussetzung dafür ist ein entsprechend gut geplantes, kontinuierlich laufendes Gesundheitsmonitoring, sowohl in den einzelnen Betrieben, aber auch in deren Kontakt- und Nachbarschaftsbetrieben. Erst dadurch können wir erkennen, mit welchen Krankheitserregern wir es in den Beständen zu tun haben und mit welchem Alter oder in welchem Produktionsabschnitt sich die Tiere damit infizieren. Dafür werden dankenswerterweise im Rahmen unseres Tiergesundheitsdienstes immer wieder erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um die Untersuchungskosten für die Tierhalter möglichst gering zu halten. Erst nach genauer Identifizierung der Krankheitserreger und des im Betrieb ablaufenden Infektionsmusters kann abgewogen werden, ob die Möglichkeit besteht, den Erreger zu eradikieren oder das Problem mithilfe eines Impfprogramms zu stabilisieren.
Es ist aber unbedingt notwendig, auch nach der Einführung einer Impfung im Betrieb das Gesundheitsmonitoring aufrechtzuerhalten und den Impferfolg auch entsprechend zu kontrollieren. Um dies professionell durchführen zu können, sind sowohl genau erhobene Daten zu den biologischen Leistungen des Betriebs, aber auch vom Tierarzt zu liefernde Daten wie Tierarzneimittelverbrauch, Tiergesundheitsstatus, Keimdruck oder auch Ergebnisse eines Resistenzmonitorings erforderlich. Der Vergleich dieser Daten des Betriebes intern, aber auch im Vergleich mit anderen Betrieben, über längere Zeiträume hinweg, ermöglicht erst die Beurteilung der Effizienz eines Impfprogramms.
Impfungen sind unverzichtbar
Die in Österreich von allen Erzeugergemeinschaften umgesetzte Impfpflicht für Ferkel gegen Mycoplasma hyopneumoniae und gegen das Porcine Circovirus haben eine drastische Reduktion des Einsatzes von Antibiotika und eine deutliche Verbesserung der erzielten Leistungsdaten in der Schweinemast bewirkt. Erst wenn es aufgrund falsch gelagerter oder nicht richtig eingesetzter Impfstoffe zu einzelnen Impfdurchbrüchen bei Ferkeln oder Mastschweinen kommt, wird allen Beteiligten die Unverzichtbarkeit dieser Impfungen wieder bewusst. Diese erfreulichen Etappensiege sollten uns aber nicht von der Tatsache ablenken, dass wir im Hinblick auf die Stabilisierung unserer Tiergesundheit und der damit ebenfalls einhergehenden Optimierung der Leistungen unserer Schweinebestände erst am Anfang unseres Weges sind. Die derzeitige Möglichkeit, Gruppenbehandlungen von Mastschweinen über Fütterungsarzneimitteleinsatz oder Trinkwassermedikation durchzuführen, wird bald nicht mehr akzeptiert werden. Nachdem sich die Strukturen unserer Ferkelerzeuger aber nicht so schnell verändern werden, müssen wir davon ausgehen, dass wir auch in naher Zukunft mehrere Ferkelherkünfte auf einem Mastbetrieb zusammenführen müssen. Dies wird nur möglich sein, wenn aufgrund von entsprechenden Monitorings und von angepassten Impfplänen Ferkel von Betrieben angeliefert werden, die sowohl beim Gesundheitsstatus als auch beim Impfstatus möglichst gleich sind. Aber auch die Stabilisierung der Gesundheit unserer Sauenherden ist ohne effektive Impfpläne nicht umsetzbar.
Besonders bei der Eingliederung von Jungsauen ist hier die hohe Bedeutung eines Quarantäne- und danach Adaptationsstalles anzuführen, wo die Jungsauen sich unter Impfschutz an den Keimdruck der neuen Herde anpassen können. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Jungsau, sondern auch mit der gleichen Bedeutung um den passiven Schutz ihres ersten Wurfes mit maternalen Antikörpern. Bei konsequenter Umsetzung von Impfplänen und Einhaltung von Biosicherheitsstandards können auch Betriebe in Ortslage mit schweinehaltenden Nachbarn durchaus über längere Zeiträume außerordentlich gute Leistungen erzielen.
Einen weiteren positiven Einfluss auf die Bedeutung und Wirksamkeit von Impfstoffen haben natürlich die in vielen Bereichen bereits umgesetzten neuen Erkenntnisse der Pharmaindustrie, die schon vor längerer Zeit die in Zukunft wichtige Funktion von Impfstoffen erkannt und dementsprechend in die Forschung investiert hat. Dadurch sind nicht nur der Impferfolg, sondern auch die Verträglichkeit, die Möglichkeit von Impfstoffkombinationen und die biologische Sicherheit maßgeblich verbessert worden. Zusätzlich finden wir bereits für viele betriebsindividuelle Problemstellungen die Möglichkeit, mit verlässlichen stallspezifischen Impfstoffen zu arbeiten.
Es bleibt festzuhalten, dass eine nachhaltige Schweinehaltung mit einem stabilen Tiergesundheitsstatus und einer für den Verbraucher beruhigenden Lebensmittelsicherheit auch – oder vor allem – in Zukunft ohne gut angepasste Impfstrategien nicht möglich sein wird. Wichtig ist aber auch das Bewusstsein aller Beteiligten um die verbleibenden kritischen Punkte derartiger Maßnahmen.
Die Voraussetzungen müssen stimmen
Impfungen können nur dann zum erwarteten Erfolg führen, wenn gesunde, impffähige Tiere mit einem im Vorfeld sorgfältig gelagerten und zur Applikation temperierten Impfstoff mit einem hygienisch einwandfreien Besteck von wirklich geeigneten Fachleuten geimpft werden. Nur dann kann der ökonomisch erwartete Kosten-Nutzen-Effekt optimal erreicht werden. Impfprogramme für kommerziell erhältliche Impfstoffe müssen von Diagnostik permanent begleitet werden (Serologie, Antigennachweise), bei stallspezifischen Impfstoffen basieren die Programme auf dem jeweiligen diagnostischen Nachweis. Beide Impfstoff-Typen üben über ihre Wirksamkeit (i. d. R. über die Induktion neutralisierender Antikörper) einen Selektionsdruck auf die Erregerpopulationen in den Betrieben aus. Hierbei entstehende Varianten haben einen „Wachstumsvorteil“, der sie befähigt, in der Impfpopulation – trotz Impfung – zu klinischen Erscheinungen zu führen, zur Vermeidung derer eigentlich geimpft worden ist. Es ist Aufgabe des bestandsbetreuenden Tierarztes, dieses Monitoring aufgrund der langjährigen Kenntnis des Bestandes und seiner klinischen Erfahrung immer aktuell umzusetzen und zu interpretieren.