Impfen für Afrika –

20. bis 26. Mai 2019

Tierärzte Ohne Grenzen

Der Weg vom Jäger zum Pastoralisten

 

Die Schwerpunktaktion Impfen für Afrika von Tierärzte ohne Grenzen (VSF) findet heuer von 20. bis 26. Mai statt. Teilnehmende TierärztInnen spenden die Hälfte der Impfeinnahmen im Aktionszeitraum an das Projekt „Mobile Schule für Sandawe Agro-Pastoralisten“. Machen auch Sie mit und melden Sie sich gleich an unter www.vsf. at. Wir bewerben Ihr Engagement österreichweit. Nutzen Sie diese PR-Chance für Ihre Praxis! 

DIE SANDAWE – EINER DER ÄLTESTEN VOLKSSTÄMME DER ERDE 

Seit 87.000 Jahren bewohnen die Sandawe die ostafrikanische Steppe im Gebiet des heutigen Tansania. Mit nur rund 90.000 Angehörigen ist ihre Bevölkerungsgruppe eine Minderheit in ihrem Land. Als solche bekommen sie kaum öffentliche Unterstützung. Die Schulbildung, falls überhaupt vorhanden, reicht oft über die Grundschule nicht hinaus. VSF-Mitarbeiter John Laffa ist selbst Sandawe und gehört zu der Handvoll Leuten seines Volkes mit einer akademischen Ausbildung. 

Die Sandawe sind genetisch eng mit den Buschmännern in Südafrika verwandt, denen mit dem Film „Die Götter müssen verrückt sein“ ein Denkmal gesetzt wurde. Beiden Volksstämmen ist eines gemeinsam: die Klicksprache. Diese bedient sich nicht nur der Stimme, sondern zusätzlich auch Schnalz- oder Klicklauten, die mit Zunge und Lippen gebildet werden. Forscher halten diese „Urlaute“ für die ältesten Sprachbausteine überhaupt. Die Klicksprache gilt als die schwierigste Sprache der Welt. 

GELEBTE NACHHALTIGKEIT 

Die Sandawe leben im Einklang mit der Natur. Als traditionelle Jäger und Sammler sind sie bestens vertraut mit ihrer Umwelt. Sie können Pflanzen sicher bestimmen und kennen deren Wirkung auf Mensch und Tier. So haben sie etwa – schon viele Jahrhunderte vor uns – die Heilkraft der Aloe entdeckt. Sie ist ein wahres Multitalent in der Naturheilkunde, das gegen Magen-Darm-Beschwerden oder auch zur Wundbehandlung verwendet wird. Dieses uralte Wissen pflegen die Sandawe bis zum heutigen Tag und geben es mündlich von einer Generation zur nächsten weiter. Das traditionelle Nahrungsspektrum der Sandawe ist breit gefächert: Etwa 80 Prozent ihrer Ernährung sind pflanzlicher Natur. Sie sammeln wild wachsendes Blattgemüse, Früchte, Nüsse, Beeren oder Wurzeln; der Rest ist Wild, das die Männer jagen und erlegen. Aber auch Insekten stehen auf dem Speiseplan: Sie sind eine essenzielle Proteinquelle, und Sandawe-Kinder sammeln sie auf ihrem Schulweg als leckere Jause. 

AUF DEN SPUREN DER MENSCHHEIT 

Felsmalereien belegen, dass die Sandawe bereits vor 1.500 Jahren die ersten Schritte in Richtung Agro-Pastoralismus unternommen haben. Heute leben sie zurückgedrängt in einem kleinen Gebiet im Herzen Tansanias. Um überleben zu können, betreiben die Sandawe auch Viehzucht und Ackerbau. Die Erträge sind jedoch gering, weil es ihnen an landwirtschaftlicher Erfahrung mangelt. Daher geben immer mehr junge Sandawe ihr Land auf und verlassen ihre Heimat, um als Tagelöhner in die Großstädte zu ziehen. Nur allzu oft enden sie in den Elendsvierteln der Megametropolen – ohne Geld, ohne Chancen, ohne Perspektiven.