Prof. Dr. Elisabeth Licek
HR Dr. Robert Fink
Vorstellung ausgewählter Abschlussarbeiten Teil 2
Der erste Aus- und Weiterbildungsdurchgang zur Erreichung des Titels Fachtierärztin bzw. des Fachtierarztes für Bienen konnte unter zahlreicher Beteiligung Interessierter aus (fast) ganz Österreich abgeschlossen werden. 23 Kolleginnen und Kollegen haben erfolgreich die Prüfung bestanden. Davor hatten sie sechs theoretische und praktische Module absolviert sowie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit und fünf Fallberichte verfasst. Ausbildung, Betreuung der diversen Arbeiten und Prüfung lagen ausschließlich in den Händen der Fachtierarztprüfungskommission Bienen. Die Abschlussarbeiten befassten sich mit unterschiedlichen Themen und nicht nur mit den tierärztlichen Aspekten. Da diese aber von hohem Nutzen für Praktiker sein können und als Hilfe für diejenigen zu verstehen sind, die selten oder erstmals mit dem Nutztier Honigbiene zu tun haben, werden hier einige der Arbeiten in Form von Kurzzusammenfassungen vorgestellt. Alle Abschlussarbeiten können bei Interesse bei den Autorinnen und Autoren angefordert werden.
Ursache der Varroose der Westlichen Honigbiene ist die Milbe Varroa destructor. Sie führt weltweit sowohl zu -Schäden an der Brut als auch an adulten Bienen und wird in einigen Arbeiten als Hauptursache von Völkerverlusten gewertet. Das Krankheitsbild der Varroose bzw. Varroatose ist nicht einheitlich, da es vom Befallsgrad und möglichen Sekundärinfektionen abhängig ist, und besitzt eine hohe ökonomische Bedeutung. Dadurch wird Varroa destructor international Aufmerksamkeit entgegengebracht: Der „Befall von Honigbienen mit Varroa spp.“ gehört zu den gelisteten Tierkrankheiten der World Organisation for Animal Health (OIE). In Europa gilt die Varroose als die häufigste Bienenkrankheit. Da V. destructor in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) etabliert ist, entfällt die europaweite Erfassung im Rahmen der Richtlinie 82/894/EWG über die Mitteilung von Viehseuchen in der Gemeinschaft. Ungeachtet dessen kann die „Bekämpfung von Bienenstockfeinden, insbesondere der Varroatose“ im Rahmen von nationalen Imkereiprogrammen durch die EU gefördert werden, was bis dato von allen Mitgliedsstaaten in Anspruch genommen wurde. Die förderungswürdigen Maßnahmen unterscheiden sich länderspezifisch. Auch die staatliche Tierseuchenbekämpfung ist unterschiedlich geregelt. Im Gebiet „Österreich und Anrainerstaaten“ wird das Konzept einer Melde- bzw. Anzeigepflicht der -Varroose in Österreich, Italien, der Schweiz, Liechtenstein, Tschechien und der Slowakei verfolgt. Deutschland und Ungarn sehen hiervon ab. In Slowenien erfolgt die freiwillige Meldung klinischer Fälle. Bei der Melde- bzw. Anzeigepflicht unterscheiden sich die Bedingungen der einzelnen Staaten: Bekannt gegeben werden müssen entweder I) generell der Nachweis von V. destructor, II) das Erreichen einer definierten Milbenbürde, III) das Auftreten eines klinischen Bildes, IV) das Eintreten einer definierten Verlustrate oder V) ein Therapieversagen. Die Anzahl der erfolgten Meldungen korreliert in diesen Ländern nicht immer mit dem tatsächlichen Befall der Bienenstände.
In Österreich und allen Anrainerstaaten wird der Befall mit der Milbe V. destructor als Risiko, das es zu bekämpfen gilt, erkannt. Eine Eradikation aus den Beständen wird nicht als realistisches Ziel angesehen. Das einheitliche Vorhaben ist, das Ausmaß dieser Erkrankung einzudämmen und die damit einhergehenden Verluste für die Imker zu reduzieren. Auch anlässlich der neuen EU-Verordnung 2016/429 ab 21. April 2021, die keine Meldung von Bienenseuchen mehr vorsieht, sollten bestehende Bekämpfungskonzepte und Maßnahmenpakete regelmäßig evaluiert und weiterentwickelt werden.
Regina Wald
In der vorliegenden Abschlussarbeit in der Ausbildung Fachtierarzt Bienen werden Erfahrungen bei Betriebserhebungen im Rahmen des neu eingeführten Österreichischen Bienengesundheitsprogramms 2016 geschildert. Die Idee für diese Studie entstand aus der Situation heraus, dass Imker mit Tierärzten als Berater wenig Erfahrung haben und diese Form der Beratung auf diese Art und Weise kostenlos kennenlernen konnten. Beim Besuch von vier verschiedenen Klein- und Nebenerwerbsimkern aus dem Bezirk Leibnitz, Steiermark, werden die Besonderheiten und Unterschiede in der imkerlichen Arbeit sowie der Bekämpfung von Bienenkrankheiten vorgestellt, die Ergebnisse mit Fotos dokumentiert und mit Kopien der Betriebserhebungsprotokolle ergänzt. Auch ein Erhebungsprotokoll aus dem Entwurf für das Bienengesundheitsprogramm wurde getestet und als hilfreich für die Betriebsbesichtigung befunden. Für die Aufzeichnungen eines Imkers wurden die Protokolle aus dem Anhang III des Bienengesundheitsprogramms als ausreichend empfunden. Bei den Beratungen wurde klar, dass diese Betriebserhebungen für die Imkerschaft Vorteile bringen, da sie Anregungen und Verbesserungsvorschläge für ihre Arbeitsweise und die Gesunderhaltung ihrer Bienen erhalten: Mängel in der Varroa-Kontrolle, bei der Führung der Aufzeichnungen und bei der Lagerung von Tierarznei-mitteln können gemeinsam besprochen werden, und die Bedeutung, auf die vielleicht vergessen wurde, wieder ins Bewusstsein gehoben werden. Dabei spielt eine gute -Gesprächsführung eine entscheidende Rolle, damit der Imker den Tierarzt als Berater, von dem er Unterstützung für seine Arbeit erhält, erlebt und nicht als Kontrollorgan.
Angelika Nistl-Janssen
Diese Arbeit beschäftigte sich mit der Untersuchung zweier Schwestervölker einer privaten Hobbyimkerei auf Deformed Wing Virus, Sackbrutvirus und Akute-Bienenparalyse-Virus. Ein Volk (Stock Nr. 6) winterte problemlos aus und entwickelte sich sehr gut, während das andere Volk (Stock Nr. 2) an wiederholten Königinnenverlusten und mangelnder Volksstärke litt. Bei beiden Völkern wurde ein erhöhter Befall mit V. destructor beobachtet.
Zur weiterführenden Diagnostik wurden von beiden -Stöcken natürlich abgefallene Varroamilben gesammelt und mittels qRT-PCR auf die ausgewählten Bienenviren untersucht. Dabei konnte in den Milben von Stock Nr. 2 VDV (Varroa-destructor-Virus) nachgewiesen werden, das der Spezies DWV-B zugeordnet wird. Beim Infektionsversuch von adulten Bienen und Puppen mit dem isolierten Virus konnte gezeigt werden, dass VDV sich aktiv in den Bienen vermehrt, ohne dabei klinische Symptome einer DWV-Infektion hervorzurufen.
Es kann angenommen werden, dass der erhöhte Totenfall der äußerlich symptomlosen Arbeiterinnen in Stock 2 auf eine Gehirninfektion durch VDV zurückzuführen ist. Das Zusammenspiel von V. destructor, VDV und einhergehender Immunsuppression während der Überwinterung kann für die anfänglich schlechte Entwicklung des Volkes verantwortlich sein. Durch die Kombination dieser pathogenen Faktoren wurden die Bienen zwar geschwächt, konnten sich jedoch durch den erhöhten Bienenumsatz im Frühsommer und gezielte Managementmaßnahmen durch den Imker wieder erholen.
Rosemarie Pyrek
Bienen leben seit Millionen von Jahren auf unserem -Planeten und haben aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit auf veränderte Umweltbedingungen und Krankheitserreger ihr Überleben gesichert und erfüllen ihre wertvolle Rolle als Bestäuber. Die Bedeutung von Bienen und -deren Gesundheitszustand wurde auch von der Politik erkannt und fand im Österreichischen Bienengesundheits-programm 2016 Umsetzung. Dieses Programm beruht auf einer Zusammenarbeit von Vertretern der Imker, veterinärmedizinischen Beratern, Wissenschaftlern sowie Vertretern der AGES und des TGD. Ziel ist es, Imker zu beraten und zu unterstützen, vor allem auch in einer zielführenden Behandlung gegen die Multifaktorenerkrankung Varroose, die im Winter 2014/2015 zu erheblichen Völkerverlusten geführt hat. Die Teilnahme an diesem Programm erfolgt freiwillig und kann einerseits über den Imkerdachverband, die „Biene Österreich“, andererseits über den TGD in Anspruch genommen werden. Mit der Teilnahme verpflichten sich alle Mitwirkenden unter anderem zur Dokumentation und laufenden Weiterbildung. Im Jahr 2014 startete eine dreijährige Zusatzausbildung für Tierärzte zum Fachtierarzt für Bienen. Somit stehen seit 2017 die ersten österreichischen Bienenfachtierärzte zur Verfügung, um Imkern zusätzlich zu den Imkervereinen beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Wie sich die Annahme der Möglichkeit, einen Betreuungstierarzt in die Betriebsweise aufzunehmen, seitens der Imkerschaft entwickelt, muss zu einem späteren Zeitpunkt begutachtet werden. Im Zentrum aller Bemühungen sollte stets das Wohl der Bienen stehen.
Petra Tatzer
In dieser Arbeit werden die Klinik und der Erreger der Ameri-kanischen Faulbrut (AFB) sowie die möglichen diagnostischen Verfahren besprochen. Im Anschluss wird auf die rechtlichen Belange und die Bekämpfungsmaßnahmen sowie die Epidemiologie der Amerikanischen Faulbrut in Österreich und dessen Anrainerstaaten (Schweiz, Liechtenstein, Italien, Slowenien, Ungarn, Slowakei) eingegangen. Abschließend werden Modifikationsmöglichkeiten der aktuellen Strategie zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut in Österreich anhand der erhobenen Konzepte in den anderen Ländern diskutiert.
Heiko Stein