Prof. Dr. Elisabeth Licek
HR Dr. Robert Fink
Vorstellung ausgewählter Abschlussarbeiten
Der erste Aus- und Weiterbildungsdurchgang zur Erreichung des Titels Fachtierärztin bzw. des Fachtierarztes für Bienen konnte unter zahlreicher Beteiligung Interessierter aus (fast) ganz Österreich abgeschlossen werden. 23 Kolleginnen und Kollegen haben erfolgreich die Prüfung bestanden. Davor hatten sie sechs theoretische und praktische Module absolviert sowie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit und fünf Fallberichte verfasst. Ausbildung, Betreuung der diversen Arbeiten und Prüfung lagen ausschließlich in den Händen der Fachtierarztprüfungskommission Bienen. Die Abschlussarbeiten befassten sich mit unterschiedlichen Themen und nicht nur mit den tierärztlichen Aspekten. Da diese aber von hohem Nutzen für Praktiker sein können und als Hilfe für diejenigen zu verstehen sind, die selten oder erstmals mit dem Nutztier Honigbiene zu tun haben, werden hier einige der Arbeiten in Form von Kurzzusammenfassungen vorgestellt. Alle Abschlussarbeiten können bei Interesse bei den Autorinnen und Autoren angefordert werden.
Der Small Beehive Beetle (SHB) oder Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) bzw. sein Vorkommen in Völkern der Honigbiene Apis mellifera ist gemäß Bienenseuchengesetz anzeigepflichtig. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Biologie dieses Glanzkäfers und gibt einen Überblick über sein weltweites Vorkommen. Des Weiteren wird die Wirksamkeit von zwei Diagnostika, dem „Better Beetle Blaster“ und dem „Schaefer Diagnosestreifen“, bei Bienenvölkern der Republik Südafrika, dem natürlichen Verbreitungsgebiet des SHB, beschrieben. Das Auftreten des Käfers, der schwierig zu diagnostizieren und noch schwieriger zu bekämpfen ist, in den USA, Kanada und Kalabrien führt letztlich zu der Frage, was wir tun können. Es werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie mit betrieblichen Maßnahmen dieser Gefahr für die Bienenvölker begegnet werden kann. Der Chemotherapie dürfte kein hoher Stellenwert zukommen.
Michael Dalik
Honig aus Österreich wird hauptsächlich im Nebenerwerb produziert. Im Durchschnitt werden von einem Imker elf Bienenvölker betreut. Der Eigenversorgungsgrad mit Honig liegt hierzulande bei etwa 41 Prozent. Die restliche Menge wird importiert. Dabei werden jedoch vom Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (Rapid Alert System for Food and Feed, RASFF) jährlich Fälle dokumentiert (zumeist von Honigimporten aus Drittländern), welche ein gesundheitliches Risiko für den Menschen darstellen.
Meine Abschlussarbeit befasst sich mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen für lebensmittelproduzierende und -verarbeitende Betriebe in Österreich sowie mit den Anforderungen einer „guten Hygienepraxis“ in Imkereien und deren Umsetzung anhand von vier Beispielbetrieben. Das Gefährdungspotenzial von Kontaminanten jeglicher Art in diesen Betrieben sowie dessen Management -wurden in Bezug auf die Mindestanforderungen hinsichtlich Lebensmittelhygiene bewertet.
Es konnte gezeigt werden, dass die ausgewählten Imkereien sehr bestrebt sind, qualitativ hochwertige Honigprodukte in Umlauf zu bringen. Obwohl alle Imker hinsichtlich Hygiene Schulungen vorweisen konnten, wurden grundlegende Fehler während der Honiggewinnung festgestellt. Insbesondere in Bezug auf die allgemeinen Anforderungen an die Betriebsstätten besteht Verbesserungsbedarf.
Diesbezüglich könnten auch Hilfestellungen von Tierärzten gegeben werden. Bienenkundige Veterinärmediziner (Fachtierärzte für Bienen) oder Bienensachverständige sollten im Rahmen von regelmäßigen Betriebsbesuchen nicht nur Unterstützung bei Krankheitsverhütung bzw. Behandlung bieten, sondern auch betreffend Lebensmittelhygiene.
Julia Lampl (vormals Gerdenits)
Die Amerikanische Faulbrut ist eine ernst zu nehmende Bienenseuche. In Zukunft ist sicher noch viel Aufklärungsarbeit bei den Imkern nötig, damit sie die Krankheit überhaupt erkennen können. Außerdem muss Vertrauen zu den Imkern geschaffen werden, damit sie bei Ausbruch Anzeige erstatten, und sie müssen bei der Sanierung auch unterstützt werden. Gerade bei etwas älteren Imkern ist das wichtig. Wünschenswert wäre natürlich auch eine einheitliche Vorgehensweise in allen Bundesländern und Bezirken. Das teilweise verbreitete Bienengesundheitsmobil ist sicherlich eine sinnvolle Investition.
Monika Gösweiner
Das Erkennen von Erkrankungen im Bienenvolk erfordert nicht nur Übung und Erfahrung, sondern setzt auch Kenntnisse über die Vorgänge im Bienenvolk, über die Bedürfnisse desselben, über die imkerlichen Tätigkeiten und die Krankheiten der Honigbiene voraus. Wichtige Instrumente, um zu einer verlässlichen Diagnose zu gelangen, sind die Anamnese und die Orientierung an einem Diagnoseschema. Die Beschreibung spezifischer diagnostischer Verfahren bei ausgewählten Bienenkrankheiten und Hinweise zur Einsendung von Untersuchungsmaterial sollen sowohl dem/der praktischen als auch dem/der Amtstierarzt/Amtstierärztin als geeignete Hilfestellung dienen.
Um am Bienenstand und im Gespräch mit dem Imker keinen wesentlichen Punkt außer Acht zu lassen, wird im Anhang ein „Standbezogener Anamnesebogen“ vorgestellt.
Alois Hütter
Die Varroamilbe gilt als entscheidender Faktor für die Abnahme der Anzahl der Bienenvölker und den Rückgang der Imkerschaft weltweit. Um an den Völkern der Honigbiene Schäden durch die Milbe Varroa destructor zu verhindern bzw. hintanzuhalten, ist aber nicht nur imkerliches, sondern auch biologisches und tierärztliches Wissen Voraussetzung. In dieser Arbeit wird daher sowohl auf die Biologie, die Befallsentwicklung und die Schadwirkung auf die Einzelbiene und das Volk als auch auf die Beeinflussung der Imkerei eingegangen. Da die Milbe auch als Vektor für bienenpathogene Viren gilt, werden auch diesbezügliche Laborarbeiten vorgestellt. Die Möglichkeiten der Diagnostik werden umfangreich beschrieben, gefolgt von einer Aufzählung von Wirkstoffen zur Bekämpfung unter Berücksichtigung der aktuell zugelassenen Tierarzneimittel sowie biotechnischer Bekämpfungsmethoden.
Doris Lassacher
werden in der nächsten Ausgabe des Vetjournals präsentiert. Die AutorInnen der insgesamt 23 Abschlussarbeiten werden hier namentlich genannt: Baumgartner Martina, Bunka Ulrike, Dalik Michael, De Souza-Pilz Magdalena, Fiegl Eva, Gerdenits Julia, Gösweiner Monika, Halm Anna, Hofer Anton, Hütter Alois, Kofler Yvonne, Lassacher Doris, Lehmann Henriette, Loimayr Vinzenz, Nistl-Janssen Angelika, Putz Karl, Pyrek Rosemarie, Rosegger Karin, Stein Heiko, Tatzer Petra, Wald Regina, Wassermann Peter, Winkler Anita